Interview mit Jonathan Malolepszy vor dem Spiel gegen den Longericher SC

Interview mit Jonathan Malolepszy - Foto: Roland Adrian


Samstag, 06.05.2023

GELNHAUSEN - Am Samstag (19.30 Uhr, Rudi-Lechleidner-Halle) kann der TV Gelnhausen mit einem Sieg gegen den Longericher SC Köln der besten Saison in der jüngeren Vereinsgeschichte die Krone aufsetzen und die Qualifikation zur Hauptrunde im DHB-Pokal perfekt machen. Zuvor belegten die Barbarossastädter mit einer der jüngsten Mannschaften aller Drittligisten Platz drei in der Hauptrunde der 3. Liga Staffel Süd-West. Dabei hieß die Zielvorgabe vor der Saison eigentlich Klassenerhalt. In Interview blickt Kapitän Jonathan Malolepszy auf eine außergewöhnliche Saison zurück und erklärt das Geheimnis des plötzlichen Erfolgs. 


Am Samstag bestreitet ihr das letzte Heimspiel der Saison. Mit einem Sieg könnt ihr den Einzug in die DHB-Pokalrunde perfekt machen. Hand aufs Herz, hättest du dir das vor der Saison vorstellen können, dass ihr so weit kommt?

Nein, das konnte sich wirklich keiner von uns vorstellen, dass wir über die ganze Saison so konstant spielen können. Wir haben mit dem gleichen Team das Jahr zuvor zwar immer wieder sehr gute Leistungen gezeigt, waren aber nicht konstant genug. Dementsprechend hätte ich mir niemals ausmalen können, dass wir jetzt mit 4:0 Punkten auf dem ersten Platz in der Pokalrunde stehen.


Egal wie es am Samstag gegen den Longericher SC ausgehen wird, ihr habt jetzt schon für die beste Saisonleistung der jüngeren Vereinsgeschichte gesorgt. Dabei war der Klassenerhalt das eigentliche Ziel. Kannst du uns das Geheimnis des Erfolgs erklären?

Es gibt natürlich viele unterschiedliche Einflussfaktoren, die darüber entscheiden, ob man erfolgreich ist oder nicht. Die beiden größten Faktoren für unser Team sind auf jeden Fall einmal unser Teamgeist. Fast alle Spieler kennen sich schon seit vielen Jahren. Wir sind eingespielt und haben gemeinsam Erfahrungen gesammelt. Über die Jahre haben sich Freundschaften entwickelt und wir verbringen auch ganz viel Freizeit miteinander. Der andere Faktor ist unser Wille. Es gibt kein Training bei uns, indem nicht jeder 110 Prozent Leistungsbereitschaft reinwirft. Und so können wir uns Training für Training bestens weiterentwickeln.


Welche Rolle spielen die beiden Trainer Matthias Geiger und Sergej Budanow bei der Entwicklung der Mannschaft?

Unsere beiden Trainer Matthias Geiger und Sergej Budanow spielen natürlich eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung, die wir bis jetzt gemacht haben. Matthias hat einen sehr guten Umgang mit den Spielern und weiß genau, wann er unserer Kreativität freien Lauf lassen kann oder wann er eingreifen muss, um Anregungen zu geben. Ich spreche für die ganze Mannschaft, wenn ich sage, dass wir diesen persönlichen Umgang sehr schätzen und uns jedes Mal freuen, ein solch professionelles Training erleben zu dürfen.


Der Erfolg ist umso bemerkenswerter, da viele Spieler immer wieder verletzungsbedingt ausgefallen sind. Auch du hast fast die Hälfte der Spiele nicht mitmachen können. Wie habt ihr das geschafft über einen sehr langen Zeitraum teilweise auf sechs oder sieben Spieler verzichten zu müssen und trotzdem immer wieder gewinnen zu können?

Das liegt zum einen an den eben genannten Faktoren Teamgeist und Wille und zum anderen an unserem Konzept. Unser Spiel ist nicht auf ein oder zwei Spieler ausgelegt, sondern die Aufgaben und die Verantwortung werden verteilt. Wenn dann mal jemand ausfällt, kann dieser Ausfall vom gesamten Team viel leichter aufgefangen werden.


Hat es in dieser Spielzeit ein Knackpunkt-Spiel gegeben, in dem ihr gemerkt habt: Hoppla, in dieser Saison könnte was gehen?

Ja, das gab es tatsächlich. Das war im vierten Saisonspiel in Dansenberg. Wir konnten dort 28:24 gewinnen und standen nach diesem Sieg mit 8:0 Punkten unter den Top-Drei-Mannschaften in der Liga. Da haben wir zum ersten Mal daran gedacht: Okay vielleicht könnte in dieser Saison doch mehr drin sein als nur um den Klassenerhalt zu spielen, wenn wir so konstant weitermachen.


Auffällig war, dass ihr viele Spiele in der Schlussphase für euch entscheiden konntet. Letztes Jahr war das noch anderes. Zufall oder hat diese Mannschaft eine gewisse besondere Nervenstärke entwickelt?

Ich glaube, das ist kein Zufall. Wir sind einfach ein Jahr weiter und haben im letzten Jahr diese Erfahrung gesammelt, Spiele knapp zu verlieren. Dadurch sind wir in wichtigen und entscheidenden Situationen reifer geworden.


Mit dem Spiel gegen die HG Saarlouis im Rahmen des Events „Nacht der Legenden“ hat der TV Gelnhausen ein riesiges Highlight gesetzt. Erzähl mal aus Sicht eines Spielers. Wie war das vor so vielen Klub-Legenden einzulaufen und vor allem zu spielen?

Die Nacht der Legenden wird uns natürlich immer in Erinnerung bleiben. Das war eine große Ehre, als aktiver Spieler an diesem Abend für den TV Gelnhausen einlaufen zu dürfen und vor so einer großen Kulisse und in einem solch festlichen Rahmen spielen zu dürfen. Besonders schön war es auch nach dem Spiel in den Austausch zu kommen mit so vielen Klub-Legenden oder anderen ehemaligen TVGlern und gemeinsam den Abend in der Rudi-Lechleidner-Halle verbringen zu dürfen.


Das erste Saisonspiel fand - auch noch den Corona-Nachwehen geschuldet - vor nicht einmal 400 Zuschauern statt. Zuletzt war die Halle regelmäßig wieder richtig gut gefüllt. Wie wichtig sind die Fans für die Mannschaft?

Die Fans sind natürlich extrem wichtig für uns. Das merkt man auch an so einem Spiel wie zuletzt gegen Wilhelmshaven. Wenn es knapp wird, wenn es hart auf hart kommt und dann die ganze Halle hinter uns steht, das beflügelt die gesamte Mannschaft noch einmal enorm.


Das Gelnhäuser Publikum gilt als sehr begeisterungsfähig, aber auch fachkundig und kritisch. Doch man hat das Gefühl, dass sie eurer jungen Truppe voller Eigengewächsen viel eher Fehler verzeihen als früheren TVG-Teams. Täuscht der Eindruck oder baut sich da eine besondere Beziehung auf?

Ich glaube hier baut sich nicht erst eine besondere Beziehung auf, sondern sie ist teilweise schon da. Da der Großteil von uns schon in der eigenen Jugend hier gespielt hat, sind uns viele Gesichter schon bekannt und es herrscht einfach ein familiäres Klima in der Halle. Deshalb ist es umso schöner, nach dem Spiel in der Halle zu bleiben und das Spiel mit den Fans noch einmal gemeinsam zu analysieren.


Man hat das Gefühl dank eurer Leistungen, aber auch durch die neue Geschäftsführung mit Corinna Müller und Martin Heuser herrscht rund um den TV Gelnhausen eine gewisse Aufbruchsstimmung. Wie nehmt ihr das als Spieler wahr?

Diese Aufbruchsstimmung nehmen wir natürlich auch als Spieler wahr. Was uns definitiv sehr freut. Ob es die Marketingabteilung ist, die quasi aus dem Nichts hervorgerufen wurde, der Ablauf an einem Spieltag oder generell die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und so weiter. Wir bekommen gerade hautnah mit, wie sehr sich der TV Gelnhausen nach vorne entwickelt. Das spornt uns Spieler umso mehr an, noch mehr zu investieren.


Wenn wir mal Torwart Julian Lahme herausnehmen, hat die Mannschaft einen Altersdurchschnitt von unter 22 Jahren und ist damit eine der jüngsten Teams aller Drittligisten. Was traust du der Mannschaft in den kommenden Jahren noch zu?

Wenn wir es schaffen, weiterhin so konstant unsere Leitungen abzurufen und im Training weiterhin so engagiert zu arbeiten, dann traue ich der Mannschaft sehr viel zu. Der Abgang von Abwehrchef Nils Bergau ist aber natürlich ein herber Verlust. Er hat in schwierigen Situationen der Mannschaft immer viel Sicherheit gegeben. Aber die Mannschaft bleibt weitestgehend zusammen und wenn es uns gelingt den Abgang von Nils zu kompensieren, dann ist in den nächsten Jahren sehr viel möglich.


Du hast noch einen längerfristigen Vertrag und hast dich für eine gemeinsame Zukunft mit den TV Gelnhausen entschieden. Was gefällt dir so an diesem Klub und was denkst du: Wohin kann sich der TVG in den nächsten Jahren entwickeln?

Ich habe mich für eine gemeinsame Zukunft mit dem TV Gelnhausen entschieden, weil ich voll und ganz hinter dem sportlichen Konzept stehe. Das hat damals mit dem neu entwickelten Jugendkonzept begonnen, durch das sich junge Spieler bestmöglich weiter entwickeln konnten. Dieses Konzept fruchtet jetzt. Die Spieler, die damals die Jugendausbildung beim TV Gelnhausen durchlaufen haben, sind jetzt im Seniorenbereich aktiv. Das zeigt die Quote unserer Eigengewächse in der ersten Mannschaft. Und das Schöne daran ist, das diese Entwicklung weitergeht und wir jetzt alle gemeinsam die nächsten Schritte gehen dürfen.


Noch einmal zurück zum bevorstehenden Spiel gegen den Longericher SC Köln. Was erwartest du für eine Partie am Samstag und wie geht es aus?

Ich erwarte eine sehr umkämpfte Partie. Longerich hat ebenso noch alle Möglichkeiten, sich den Pokalplatz zu sichern. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass wir gemeinsam mit unseren Fans in der Rudi-Lechleidner-Halle alles reinwerfen werden und das Spiel für uns entscheiden. Dann wird es danach kein Halten mehr geben und wir feiern den Einzug in die 1. DHB-Pokalrunde. (red)

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