Gedanken von Pfarrer Andreas Weber: Er ist doch mein Vater

Sonntag, 14.05.2023
von ANDREAS WEBER
MAIN-KINZIG-KREIS - In einer Kleinstadt trat ein Seilartist auf.
Quer über den Marktplatz war das Seil gespannt. Nach verschiedenen Kunststücken schob der Artist eine Schubkarre über das Seil. Dann verband er sich die Augen und führte die Schubkarre erneut über das Seil. Nach dem Applaus rief der Mann zu den Leuten, die unten standen und ihm zusahen, ob sie ihm das letzte Kunststück noch einmal zutrauten.
"Aber sicher", riefen die Leute. Und nun schaute der Artist einen Mann fest an: "Und Sie da? Trauen Sie mir das auch zu?" - "Natürlich", rief der zurück. "Sie schaffen das!" - "Wenn Sie so viel Vertrauen zu mir haben", rief der Artist, "dann kommen Sie doch bitte hoch und setzen sich in meine Schubkarre. Ich werde Sie behutsam hinüberfahren."
Aber das war dem Mann dann zu viel.
Da meldete sich ein kleiner Junge. Er stieg in die Schubkarre. Wieder ging das spannende Schauspiel los. Der Artist kam gut über das Seil. Und weil der Junge immer noch einen vergnügten Eindruck machte, klatschte das Publikum und forderte den Artisten auf, er solle nun den Jungen auch wieder über das Seil zurückfahren. Auch dies gelang. Und voll Begeisterung nahm man den tapferen Jungen in Empfang. Als die Leute ganz außer sich fragten, woher er so viel Mut genommen habe, sagte er: "Es ist doch mein Vater!"
Eigentlich toll, ein solches Vertrauen zum eigenen Vater.
Wenn wir nach Ostern die Himmelfahrt Jesu als Rückkehr zu seinem Vater und die Sendung des Heiligen Geistes an Pfingsten als Gemeinschaft mit dem Vater feiern, dann können wir daran denken, dass Jesus genau das wollte: Ein tiefes Vertrauen in Gott seinen Vater zu uns Menschen bringen.
"Wer mich sieht, sieht den Vater!" - Jesus bringt uns ein Bild von unserem Vater im Himmel und will uns gerade in den gefährlichen Seilakten unseres Lebens Geborgenheit und Schutz und uns schon jetzt Momente des Himmels schenken. "Ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt!"
Der Vater mit dem Sohn senden uns vom Himmel her eine besondere Kraft. Der Heilige Geist nimmt uns in dieses tiefe Vertrauensverhältnis hinein.
Ich freue mich darüber und vertraue darauf, meint Pfarrer Andreas Weber.