Kolumne von Pfarrer Andreas Weber

Pilgern, Wallfahrt, Prozession - Glaube in Bewegung

Dechant Andreas Weber - Foto: Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth


Sonntag, 25.06.2023
von ANDREAS WEBER

HANAU - Unterwegs-Sein ist ein Grundmotiv des Menschen. Das war immer so – in der Geschichte der Jahrhunderte – aber auch gerade in unserer Zeit. Im religiösen Sinn kennen wir für die Mobilität unterschiedliche Begriffe:

Das Pilgern – ein uraltes, archetypisches Motiv der Menschheit - ist in den letzten Jahren wieder modern geworden. Viele alte Pilgerwege sind in unserer Zeit neu entdeckt worden - denken wir an den Jakobsweg , aber auch die Bonifatius- und Elisabethwege u.a. - auch an die Pilgerreisen unserer Pfarrei nach Rom, Assisi, Frankreich und kürzlich nach Polen. Vom lateinischen Ursprung her bedeutet pilgrim oder peregrinus so viel wie „Fremdling“ oder wörtlich von per agrum „über Land“, das Verb peregrinari bedeutet „in der Fremde sein“, pelegrinus ist „eine Person, die aus Glaubensgründen in der Fremde ist und eine Wallfahrt zu einem heiligen Ort unternimmt“…

Wallfahrt kommt von „wallen“, in eine bestimmte Richtung ziehen, „fahren“, unterwegs sein und bedeutet das Zurücklegen eines Pilgerweges zu Fuß oder mit einem Transportmittel, an dessen Ziel eine Pilgerstätte besucht wird. Bei einer Wallfahrt steht nicht der Weg, sondern das Ziel im Vordergrund. Wir in Hanau denken dabei auch an unsere Fußwallfahrt nach Walldürn – in diesem Jahr übrigens schon zum 30. Mal. Ziel ist die Basilika in Walldürn. Am Ortseingang, wenn wir das Ziel sehen, wandelt sich die Wallfahrt in eine Prozession: Die Walldürner Messdiener geleiten uns unter den Klängen des Gesangs und manchmal mit Blasmusik, mit Kreuz, Bannern und Fahnen - geordnet zur großen Basilika. Im Lateinischen heißt procedere „vorrücken, voranschreiten“. Die Prozession entspricht einem religiösen Ritual: Eine Gruppe von Menschen macht nach bestimmten Regeln einen geordneten feierlichen Umzug oder Umgang. Wir kennen das in unseren Pfarreien bei den Bittprozessionen an Christi Himmelfahrt beim Weg zur St. Elisabethkirche und in den Tagen davor bei den Bittprozessionen durch den Weihergraben um unsere Kirche oder im Bürgerpark Hochgericht.

Prozessionen gibt es auch in der Kirche im Gottesdienst – in der Heiligen Messe zum Ein- und Auszug, zum Evangelium und zur Gabenbereitung – feste gleichbleibende Rituale für den Vorsteher der Liturgie und die helfenden Messdiener. Eine ausgeprägte und feierliche Prozession machen wir zum Beispiel am Fronleichnamsfest, wenn wir nach der Eucharistiefeier vom Hanauer Marktplatz geordnet mit vier Stationen durch die Stadtmitte ziehen: Wir folgen dem großen Hanauer Kreuz, sind umrahmt von den Messdienern mit Leuchtern, Weihrauch und Schellen, von bunten Prozessionsfahnen, die an den Ostersieg Jesu, aber auch an Gemeinschaft, Zusammenhalt und Schutz erinnern. In der Mitte trägt der Priester das Allerheiligste, unter einem Baldachin, auch „Himmel“ genannt: Jesus Christus geht den Weg mit: Er ist dabei: Wir begleiten ihn und er begleitet uns. Im gewandelten Brot ist er nach unserem Glauben wirklich gegenwärtig. Ein Bild für das ganze Leben.

Da kann einem das Lied einer Kölner Gesangsgruppe einfallen: „Doch et Schönste im Jahr ist noch immer unsre Prozession…“ Pilgern, Wallfahrt, Prozession – Glaube hält wirklich in Bewegung,

meint Pfarrer Andreas Weber, Dechant

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