Impuls von Stefan Buß: "Ganz schön Lack ab!"

FULDA / MKK - Vor 36 Jahren wurde ich in Fulda zum Priester geweiht. Damals bekam ich meinen Primizkelch. Unter einer Primiz versteht man die erste heilige Messe, die ein neu geweihter Priester feiert. Im Normalfall findet sie in der Heimatgemeinde des Priesters statt, bei mir Bad Hersfeld. Dazu bekommt er in der Regel ein Primizgewand und einen Primizkelch geschenkt. Meinen Primizkelch bekam ich von meinen Eltern und meiner Familie. 

Ein Klassenkamerad meiner Mutter fertigte ihn in Würzburg. Nach 36 Jahren war bei diesem Kelch nun ganz schön „der Lack ab“. Er war verunreinigt an einigen Stellen, es gab Wasserränder und die Goldauflage war verloren gegangen. Als ich mir den Kelch so anschaute, dachte ich, eine Auffrischung täte ihm gut. Gesagt, getan und der Goldschmied brachte ihn wieder in neuen Glanz. Beim Betrachten des Kelches kam mir noch ein anderer Gedanke: Der, der mit diesem Kelch feiert, da ist auch ganz schön „Lack ab“ im Laufe der Jahre. Auch im Leben sind daher Auffrischungen und Polieren von Nöten. 

Im Gebet, durch Tage der Einkehr, die man sich gönnt oder auch guten Austausch mit anderen Menschen, ist eine Auffrischung im Alltag auch möglich. Nicht nur ein täglich benutzter Kelch braucht eine Auffrischung, sondern auch der Mensch, der ihn benutzt. So gilt es immer wieder Möglichkeiten zu nutzen, um auch dem Leben eine Auffrischung zu geben. Beim Kelch brauchte es eine neue Goldauflage, beim Menschen reichen manchmal schon kleine Impulse der neuen Ausrichtung.