HANAU

31 Jahre nach dem Tod von Jan H: Sekten-Anführerin steht vor Gericht

Fotos: Moritz Pappert


Dienstag, 22.10.2019
von Moritz Pappert

HANAU - Es ist wohl einer der spektakulärsten Fälle der letzten Jahrzehnte: Die Angeklagte Sylvia D. (72) soll die Anführerin einer Sekte aus Hanau sein. Laut Anklage habe sie am 17. August 1988 den damals vier Jahre alten Jan H., der in ihrer Obhut gestanden haben soll, vollständig in einen Leinensack eingeschnürt und im Badezimmer abgelegt. Die Angeklagte soll den vierjährigen Jungen als von „den Dunklen besessen“ angesehen und deshalb beschlossen haben, ihn zu töten.

Trotz einer Außentemperatur von 32 Grad Celsius soll sie gezielt die Luftzufuhr des Raumes verringert und den, in dem Leinensack eingeschnürten, panisch und laut schreienden Jungen in dem Badezimmer seinem Schicksal überlassen haben. Kurze Zeit später soll der Vierjährige – wie von der Angeklagten geplant und beabsichtigt - nach einem erbitterten Todeskampf verstorben sein. 

Nach jahrelangen Recherchen und Berichten der "Frankfurter Rundschau" hatte die Frau mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann die Sekte gegründet. Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet, sollen die Mitglieder der Sekte von psychischer und physischer Gewalt geprägt gewesen sein. Sie hätten ihr Leben dem Willen ihrer strengen Anführerin untergeordnet. Die mutmaßliche Sekten-Anführerin habe den Jungen als "Schwein" und "Reinkarnation Hitlers" bezeichnet, berichtete die Staatsanwaltschaft Hanau im Laufe der Ermittlungen.

Im März 2015 rollt die Staatsanwaltschaft Hanau das Verfahren zu Jans Tod wieder auf, nach neuen Aussagen von Aussteigern der Sekte. Dabei gerät Sylvia D. schließlich in den Fokus der Kriminalpolizei. Am Dienstag, knapp 31 Jahre nach der Tat beginnt der Prozess gegen Silvia D. vor dem Hanauer Landgericht. Es sind zwölf Verhandlungstermine bis zum 13. Januar angesetzt. Update: Es sind weitere Verhandlungstage angesetzt. Der Fall wird mindestens noch bis zum Sommer 2020 verhandelt werden. +++

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