MAIN-KINZIG-KREIS

"Wir legen keine Steine in den Weg" - Gutachten zur Auskreisung Hanaus vorgestellt

(v.l.) Winfried Ottmann, Susanne Simmler, Landrat Thorsten Stolz, Tobias Koch und Lorenz Löffler - Fotos: Lena Eberhardt


Dienstag, 22.10.2019
von Lena Eberhardt

MAIN-KINZIG-KREIS - "Wir wollen hier kein schwarz-weiß-Bild, sondern die Chancen und Risiken zur Auskreisung Hanaus abwägen", sagte Landrat Thorsten Stolz am Dienstagvormittag im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen. Der Kreis hatte das Unternehmen Prognos beauftragt eine Machbarkeitsstudie durchzuführen und legte am Dienstag die Ergebnisse des Gutachtens vor. "Die Tür für die Auskreisung Hanaus ist nicht zu. Jedoch gibt es noch viele offene Punkte, die in Verhandlungen diskutiert werden müssen", so der Landrat.

Das Gutachten wurde in erster Linie als Entscheidungsgrundlage für den Kreistag angefertigt und soll neutral Chancen und Risiken einer Auskreisung Hanaus aufzeigen. "In Hessen ist das ein einmaliger Vorgang, eine solche Auskreisung ist hier noch nicht vorgekommen", sagte Stolz. Dabei betonte der Politiker, dass der Wunsch Hanaus nachvollziehbar sei. "Der Wunsch einer Stadt, darf jedoch nicht zulasten der 28 anderen Städte und Gemeinde gehen", plädierte der Landrat. Die Grimm-Stadt macht so mit zirka 96.000 Einwohner knapp 23 Prozent der Bevölkerung des MKK aus. So liegt die Arbeitslosenquote im Kreisgebiet bei 4 Prozent, in Hanau bei 7 Prozent. Ebenfalls werden heute 19,5 Prozent der gesamten Einkommenssteuer des MKK in Hanau erwirtschaftet. "Vor zehn Jahren hieß es noch, jeder zweite Euro komme aus Hanau. Das ist heute nicht mehr der Fall", berichtet der Landrat. 

Die Risiken und Chancen der Auskreisung sind vielfältig. Hinsichtlich der Kreis- bzw. Stadtverwaltung sind Folgen der Auskreisung der Aufbau von Doppelstrukturen. Hierbei stünde Hanau mit dem MKK in Konkurrenz um Fachpersonal, sowie dem Beamtenwechsel vom Kreis nach Hanau. Auch die einmaligen Sachkosten zur Trennung von Ämtern sei noch nicht absehbar. Dementgegen stehen allerdings die sinkenden Sozialabgaben und die finanzielle Entlastung des Kreises ohne die Grimm-Stadt, da allein Hanau 40 Prozent der Sozialabgaben im Kreis in Anspruch nimmt. 

Principal Tobias Koch und Berater Lorenz Löffler von prognos
Principal Tobias Koch und Berater Lorenz Löffler von prognos

Weitere finanzielle Risiken bergen die Pensionsverpflichtungen der Beamten die vom MKK nach Hanau wechseln, ebenso sind die Folgewirkungen des Finanzausgleichs noch unklar. Auch die Zukunft der AQA scheint mit der Auskreisung ungewiss. Ohne Hanau fallen 35 bis 40 Prozent des Umsatzes weg, das einen Personalabbau von fast 55 Beschäftigten zu Folge hätte. Im Bereich Abfallentsorgung und Deponienachsorge werden verschiedene Kosten anfallen, die nicht mit einer Einmalzahlung beglichen werden können. Die jährlichen Zahlungsverpflichtungen des Main-Kinzig-Kreises bleiben auch ohne Hanau gegenüber der Hessenkasse in voller Höhe bestehen.

Zudem sei Hanau ein eher schwaches Oberzentrum, das zwar viele Schulen, aber keine Universitäten oder Fachhochschulen aufweisen kann. Die geringe Wirtschaftskraft und Beschäftigungsdichte Hanaus gegenüber des Kreises sei ein weiteres Risiko hinsichtlich der Auskreisung. Allerdings sei der Kreis auch ohne Hanau gut aufgestellt und zukunftsfähig. Fiele das Oberzentrum weg, wäre der MKK zweitgrößter Kreis in Hessen. Eine weitere Chance sieht Prognos für die Mittelzentren und kleineren Gemeinden. Diese könnten weiter gestärkt und ausgebaut werden.

Wann eine Entscheidung zur Auskreisung Hanaus im Kreistag fällt, konnte am Dienstagvormittag noch nicht geklärt werden. "Wir wollen alles richtig machen, sodass es nicht in 20 oder 30 Jahren heißt, wir hätten unsere Aufgaben nicht richtig erfüllt", sagte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. +++

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