Sorgen ignoriert?

Container-Disput zwischen SV Alania Sannerz und Gemeinde Sinntal

Seit Monaten geht es um Container als eine Unterkunft für Flüchtlinge, auf dem Platz (Parkplatz, Festplatz) vor dem Sportlerheim in Sannerz aufgestellt worden sind. - Fotos: Walter Dörr


Donnerstag, 13.07.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - War es ein Foulspiel, das sogar mit einer gelben oder roten Karte geahndet hätte werden können, oder wäre eine großzügige Vorteilsregelung ausreichend?

Die Begegnung des Sportvereins „Alania“ 1932 Sannerz gegen die Gemeinde Sinntal ist jedenfalls unterbrochen worden. Nein, sie spielen keinen Fußball. Seit Monaten geht es um Container als eine Unterkunft für Flüchtlinge, die laut einem Beschluss des Gemeindevorstandes vom 9. Januar 2023 auf dem Platz (Parkplatz, Festplatz) vor dem Sportlerheim in Sannerz aufgestellt werden sollten - und seit letzter Woche sind die auch aufgestellt wurden.

Die Gemeinde hat also mit der Umsetzung Fakten geschaffen. Der Sportverein sieht – wie auch viele Sannerzer Bürger – den Standort der Container als nicht optimal. Die Alania befürchtet, dass der marode Kanal für das Sportlerheim (und das angebaute Mehrzweckhaus) Probleme bringen könnte. Einwände des Vereins widerlegte die Gemeinde mit Untersuchungen, die nur geringfügige Beschädigungen ergeben hätten.

Auf eigene Kosten hat der Sportverein den gesamten betroffenen Kanal befahren lassen (bei der Aufstellung der Gemeinde fehlen Abschnitte und der Videofilm und die Auswertungen der Fachfirma ergeben ein anderes Bild). Demnach steht an vielen Stellen wegen zu geringem Gefälle und Absenkungen Abwasser, außerdem sind Wurzeln zu sehen, die die Betonrohre gesprengt haben. Durch diese Missstände befürchtet der Sportverein, dass, wenn die Container mit bis zu 30 Flüchtlingen bewohnt sind, erhöhte Abwässer (errechnet nach dem Gleichzeitigkeitsfaktor) und einen Rückstau in das Sportlerheim.

Fronten sind verhärtet

Die Fronten zwischen dem „Pächter“ SV Alania und der Gemeinde (Grundeigner) sind leider so verhärtet, dass man sich nur über Rechtsvertreter unterhält. Seitens des Sportvereins versteht man nicht, dass gemachte Alternativvorschläge (einer nur wenige Meter entfernt auf einer malerisch gelegenen Streuobstwiese neben dem Friedhof; zwei auf Gemeindegrundstücken am Weihküppel) nicht diskutabel sind. Der Disput geht so weit, dass die Vorstandsmitglieder des SV Alania Sannerz ihr Anwesen „rund um die Uhr bewacht“ haben, weil Bauarbeiter mit Baggern angerückt sind oder Verwaltungsmitarbeiter „ermittelten“.

„Unbefugten ist das Betreten der Sportanlage verboten“-Schilder und Flatterbänder umgeben jetzt das Teilgrundstück am Sportlerheim. Mit Schreiben vom 13. Juni untersagte der Sportverein der Gemeinde Sinntal die Nutzung der bestehenden Anschlüsse und Leitungen des Sportlerheims für die Container-Anlage. Was geht oder nicht, darüber machen sich jetzt Rechtsanwälte einen Kopf. Die ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder des SV Alania Sannerz sehen sich außerstande, sich selbst gegen befürchtete massive Beeinträchtigungen zu wehren.

Es geht um die Verpflichtung der Gemeinde, geflüchtete Menschen unterzubringen. Eine kommunalaufsichtliche Verfügung zur Sicherstellung der Aufnahmequote (für 2022 hat Sinntal zu wenige Flüchtlinge erhalten) hat Landrat Thorsten Stolz im November 2022 erlassen. Weil keine ausreichenden Wohnungen zur Verfügung stehen, beschloss die Gemeinde, Container anzuschaffen und keine Dorfgemeinschaftshäuser oder Turnhallen zu belegen. Verschiedene gemeindeeigene Plätze hatte Sinntal begutachtet und sich letztlich für den Sannerzer Festplatz entschieden.

Schlechte bzw. gar keine Kommunikation


Eine schlechte bzw. gar keine Kommunikation sorgte dafür, dass sich die Gemüter erhitzten. Natürlich kam auch das Floriansprinzip auf. Der Vorstand des SV Sannerz betont, dass man nicht gegen die Flüchtlinge sei. In Zusammenarbeit mit dem benachbarten Jugendhilfezentrum Don Bosco wurden seit 2015 geglückte Integrationensprojekte gestemmt. Stolz zitiert man ein Gespräch mit einem ehemaligen Flüchtling, der beim SV erfolgreich Fußball spielt. Auf die Frage, welche Sprache er spreche, antwortete er „Deutsch“. Und wo er herkomme: "aus Herolz".

Welche Strategien die beiden Parteien in der Pause für die zweite Halbzeit beschlossen haben, wird sich zeigen, wenn die Partie wieder angepfiffen ist. Es müsste doch möglich sein – da die Container jetzt eh stehen – sich über eine problemlose Entwässerung zu einigen. Technische Möglichkeiten muss die Gemeinde nutzen, damit es mit „dem Nachbarn“ klappt. Miteinander reden und wie es zum Schluss bei einem sportlich fairen Fußballspiel üblich ist, die Hand zu reichen, bleibt zu hoffen.

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