Beim Tanzen funkte es

Seit 65 Jahren miteinander verheiratet: Magdalena und Walter aus Gelnhausen

Landrat Thorsten Stolz (rechts) und Gerlinde Scheuermann (links), Seniorenbeauftragte der Stadt Gelnhausen, gratulierten Magdalena und Walter Wagner zur Eisernen Hochzeit. - Foto: MKK-Pressestelle


Donnerstag, 20.07.2023

GELNHAUSEN - Kein Sitzplatz war frei im Wohnzimmer von Familie Wagner in Gelnhausen-Roth...

Tochter Sigrun musste noch Stühle aus der Küche holen, während Tochter Gabi sich um das leibliche Wohl kümmerte. Ja, nicht nur Landrat Thorsten Stolz und Gelnhausens Seniorenbeauftragte Gerlinde Scheuermann waren gekommen, um Magdalena und Walter Wagner zur Eisernen Hochzeit zu gratulieren, sondern viele Nachbarinnen und Nachbarn.

Landrat Thorsten Stolz überbrachte dem gut gelaunten Paar zum Hochzeitstag Glückwünsche des Kreisausschusses und ein kleines Präsent: „65 Jahre miteinander verheiratet zu sein ist etwas Besonderes, gemeinsam dieses Jubiläum zu feiern ein Geschenk. Ich wünsche den beiden noch viele gemeinsame Jahre, vor allem aber Gesundheit, Glück und Zufriedenheit im Kreise ihrer Lieben.“ Seniorenbeauftrage Gerlinde Scheuermann schloss sich diesen guten Wünschen an und überreichte einen kleinen Präsentkorb.

Beim Tanzen funkte es


Magdalena und Walter Wagner lernten sich in der Tanzschule kennen und sind seither ein Paar. Fünf Jahre darauf – im Juli 1958 – erklangen die Hochzeitsglocken für die beiden. Zunächst wohnten sie bei den Eltern des Bräutigams, doch noch im Jahr der Eheschließung begann Walter Wagner mit dem Bau des Hauses, das noch heute ihr Heim ist. 1960 kam die ältere der beiden Töchter zur Welt, sechs Jahre darauf die jüngere. Der Enkel ist mittlerweile 33 Jahre alt und der Urenkel wird im Oktober ein Jahr alt. „Ich freue mich schon darauf, wenn der Kleine anfängt zu laufen. Er ist kurz davor“, berichtete Walter Wagner mit Urgroßvaterstolz. Er selbst nutzt mittlerweile wegen seines Rückenleidens einen Rollstuhl, seine Frau kümmert sich um ihn.

Magdalena Wagner begann mit 15 Jahren eine Berufsausbildung als Kaufmännische Angestellte in der Gelnhäuser Strickwarenfabrik Rehm und war dort zunächst Vollzeit, nach der Geburt von Tochter Gabi in Teilzeit tätig. Als ihre Mutter betreuungsbedürftig wurde, gab Magdalena Wagner diese Tätigkeit auf. „Es war selbstverständlich, dass wir Frauen damals gearbeitet haben“, berichtete die Eiserne Braut rückblickend. Ihr Mann absolvierte von 1951 bis 1953 in Gelnhausen eine Ausbildung als Weißbinder. „Dann hörte ich, dass Hertie in Frankfurt Maler sucht. Fünf Jahre habe ich dort gearbeitet und trug während der Arbeitszeit einen Anzug. Doch als der Hausbau anstand, war die Fahrstrecke nach Frankfurt einfach zu weit. Also habe ich eine Arbeit bei Hummel Baudekoration in Höchst angenommen und dort 35 Jahre – bis zur Rente – gearbeitet. Dabei wollte ich eigentlich gar nicht Maler werden, sondern lieber Mechaniker.“

Mehr als 35 Jahre hat der mittlerweile 87-Jährige bei den Bläsern des Deutschen Teckelclubs Gruppe Wächtersbach Jagdhorn gespielt, war einige Jahre im Spielmannszug Roth aktiv, hat Alphorn und auch Akkordeon gespielt, bis er das schwere Musikinstrument wegen seines Rückenleidens nicht länger tragen konnte. Seine Frau spielte ebenfalls bei den Bläsern des Deutschen Teckelclubs ein kleines Jagdhorn, ein Fürst Pless-Horn. „Aber mit Jagd hatten wir nichts am Hut“, bekräftigte Walter Wagner.

"Alles für den Dackel..."


Die größte gemeinsame Leidenschaft der Wagners waren die Teckel. Schon 1954 hatte Magdalena Wagner ihren ersten Dackel. Die beiden Töchter sind mit Hunden aufgewachsen. „Daher rührt wahrscheinlich mein gutes Immunsystem“, scherzte Sigrun Wagner. Das Ehepaar ist Mitglied im Deutschen Teckelclub in Wächtersbach und hat selbst Dackel gezüchtet. Im Teckelverein haben sich beide lange in großem Maße engagiert. So brachte Walter Wagner seine große Kompetenz als Weißbinder in den Bau des Clubheims und der Agilitätsstrecke ein. Wurden Feste und Feiern ausgerichtet, mussten Menschen bewirtet werden, war Magdalena Wagner immer ganz vorn dabei.

Sie vermisst ihre Dackel, die sie wegen deren Eigensinn und Charakterstärke schätzt. Der letzte ist vor vier Jahren gestorben und im Alter von 86 Jahren möchte sie lieber auf die Verantwortung für einen Hund verzichten. Was bleibt, ist die Erinnerung an schöne Tage mit den kleinen Rackern, die sich frei auf dem Gelände bewegen durften.

Was bleibt, ist auch die Erinnerung an die gemeinsamen Reisen in die Vereinigten Staaten von Amerika. Dreimal haben Magdalena und Walter Wagner die Staaten bereist – immer mit dem Auto, von Nord nach Süd oder von Ost nach West und bei dieser Gelegenheit Magdalena Wagners Schwester besucht, die bereits in den 60er Jahren nach Michigan ausgewandert ist. Wenn der Song „San Francisco“ im Radio läuft, wird Magdalena Wagner noch immer wehmütig.

„Schöne Zeiten waren das“, sagte sie beim Besuch des Landrats. Wie schön lässt sich auch an dem eigens für die Eiserne Hochzeit gestalteten Fotobuch ermessen, das 65 Jahre Ehe- beziehungsweise Familienleben einfängt und dem Thorsten Stolz bei seinem Besuch besondere Aufmerksamkeit schenkte. (red)

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