Hanau: Elektro Gerth - seit 50 Jahren ein echter Familienbetrieb
Donnerstag, 27.07.2023
HANAU - Bei dieser Zahl musste auch Stefan Füll, der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, gleich zweimal auf sein Redemanuskript blicken...
67 Lehrlinge sind bei der Firma Elektro Gerth GmbH im Laufe ihrer nunmehr 50-jährigen Firmengeschichte ausgebildet worden. Das sei in der Branche wirklich nicht alltäglich: Angesichts eines derartigen Engagements brauche dem Elektrohandwerk nicht bange sein, meinte Füll jetzt bei der Jubiläumsfeier am Firmensitz der Gerth GmbH im Hanauer Industriegebiet Nord.
Auch derzeit sind fünf der insgesamt zwölf Mitarbeiter Auszubildende. Hanaus Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri lobte in seinem Grußwort die unternehmerische als auch die soziale Verantwortung, die Firmengründer Wolfgang Gerth sowie sein Sohn Markus mit dem Fokus auf die Ausbildung junger Menschen übernommen hätten. Markus Gerth hat in den vergangenen Jahren auch immer wieder Mitarbeiter mit einer Fluchtgeschichte eingestellt, junge Männer beispielsweise aus Eritrea und Syrien. „Hochmotivierte Elektriker, die für uns zu wertvollen Mitarbeitern geworden sind“, berichtete der Meister.
Alles begann 1973 im Hanauer Stadtteil Weststadt
Die Geschichte der Firma Gerth begann 1973 im Hanauer Stadtteil Weststadt, als Firmengründer Wolfgang Gerth sich entschloss, seine Meisterstelle beim Traditionsbetrieb Ebert zu kündigen und den Start in die Selbstständigkeit zu wagen. Wolfgang und Inge Gerth wohnten damals mit den beiden Söhnen Matthias und Markus an der Karlsbader Straße 7 im dritten Stock, die Werkstatt wurde im Keller des Hauses eingerichtet. Es war ein Provisorium, schnell stieg die Zahl der Aufträge so rapide, dass die Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten. 1975 folgte zunächst der Umzug an den Remisenweg in Kesselstadt, 1978 dann in das eigene Wohn- und Geschäftshaus an der Kirchhoffstraße 27-29.
Nach Abschluss seiner Lehre bei der Firma Elektro-Blum im Jahre 1987 trat Sohn Markus in den elterlichen Betrieb ein und bestand 1993 seine Meisterprüfung. Im Jahr 2000 absolvierte er noch eine Weiterbildung zum „Betriebswirt des Handwerks“ und wurde im Anschluss zum Geschäftsführer bestellt. 2002 erfolgte der Umzug an die Elbestraße 2, den heutigen Firmensitz. Im Jahr 2015 wurde Markus Gerth zum gesellschaftenden Geschäftsführer, und Wolfgang Gerth verabschiedete sich in den Ruhestand.
"In den Adern der Gerths fließt kein Blut, sondern Strom"
Bei den Gerths sind alle dabei: Frau Christiane macht die Buchhaltung, Sohn Lukas stieg 2016 als innungsbester Lehrling in den Betrieb ein und Tochter Lena, von Handwerkskammer als Auszubil-dende des Monats prämiert, übernahm die Büroarbeit. Zwar haben Lukas, der parallel Musik- und Soundproduktion studierte, sowie Lena (zugleich Tiermedizinische Fachangestellte) den Betrieb inzwischen wieder verlassen, doch die Liebe zum Elektrohandwerk ist in der Familie tief verwurzelt. Innungsobermeister Mike Lorenz: „In den Adern der Gerths fließt kein Blut, sondern Strom.“
Kreishandwerksmeister Martin Gutmann würdigte bei der Jubiläumsfeier vor allem, dass es der Familie gelungen sei, verschiedene Generationen in einem Unternehmen harmonisch einzubinden. Das Unternehmen zählt zu den Allroundern in der Elektrobranche: Einer der größten Kunden ist die Nassauische Heimstätte. Vom Hanauer Norden aus bedient das Unternehmen vor allem Kunden im Main-Kinzig-Kreis. Das Portfolio umfasst unter anderem Elektroinstallationen für Haus- und Industrieanlagen, Antennen und Kabelfernsehanlagen, Netzwerktechnik und Datenanlagen sowie Kommunikationstechnik und Haussprechanlagen.
Mit der Elektroinnung Main-Kinzig verbunden
Die Firma
Gerth ist wie kaum eine andere mit der Elektroinnung Main-Kinzig
verbunden, der Firmengründer Wolfgang Gerth bereits ein Jahr nach der
Gründung seiner Firma beitrat. Im Laufe der Jahrzehnte bekleidete der
Seniorchef zahlreiche ehrenamtliche Funktionen in der
Branchenvertretung. Besonders hervorzuheben ist seine Tätigkeit als
Obermeister in den Jahren zwischen 1990 und 1999. Bis 2005 übte er noch
das Amt des stellvertretenden Obermeisters aus und wurde 2005 in den
Rang des Ehrenvorstandsmitglied erhoben.
Sein Sohn Markus steht im
in Sachen Engagement nichts nach. Im Vorstand der Innung ist er mit
einer Zugehörigkeit von 21 Jahren längst dienstältestes Mitglied. Den
Vorsitz im Gesellenprüfungsausschuss hat er mittlerweile seit 17 Jahren
inne. „Für uns war es immer selbstverständlich, dass wir uns für die
Interessen des Elektrohandwerks einsetzen“, so der Junior, der
gleichzeitig auch noch als Schriftführer im Vorstand tätig ist. „Eine
Innung ohne die Gerths, schlicht nicht denkbar“, meint
Innungsobermeister Mike Lorenz.
Markus Gerth bedankte sich in
seiner Ansprache im Rahmen der Jubiläumsfeier bei allen Mitarbeitern des
Unternehmens: „Mit unserem jungen und dynamischen Team fühlen wir uns
auch für die Zukunft gewappnet“, sagte er.
Und den offiziellen Teil schloss er mit einer ganz besonderen Verabschiedung: Mit Dieter Link ging nach 49 Jahren ein Mann der ersten Stunde in den Ruhestand. Nicht jeder Betrieb habe das Glück, einen Mitarbeiter von seiner Ausbildung bis ins Rentenalter zu beschäftigen, sagte Gerth und überreichte dem frisch gebackenen Ruheständler ein Fotobuch, das nicht nur den beruflichen Lebensweg von Dieter Link aufzeigt, sondern gleichzeitig auch die Geschichte der Firma Gerth. (red)