Hanau: Warum die Stadt jetzt am Kinzigheimer Weg "aufräumt"
Donnerstag, 27.07.2023
HANAU - In der im Eigentum eines mittlerweile insolventen privaten Investors stehenden Wohnanlage Kinzigheimer Weg/Annastraße in der Anna-Siedlung im Hafen-Viertel wohnen immer weniger Menschen. Der fortschreitende Verfall des Areals und der Gebäude soll nun gestoppt werden.
„Die Stadt Hanau räumt jetzt hier auf“, macht Oberbürgermeister Claus Kaminsky klar, dass „den Menschen vor Ort nun seitens der Stadt geholfen wird“, auch wenn das Eigentum in privater Hand liegt.
Dreizehn zwei- bis dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit 164 Wohnungen entstanden zwischen der Bundesstraße 43a und der Bahnanlage um 1930. Eine 2015 in Kraft getretene Sanierungssatzung mit der Festlegung entsprechender Sanierungsziele sollte sicherstellen, dass die unter Denkmalschutz stehende Wohnanlage auch in Zukunft Menschen mit geringen und mittleren Einkommen Wohnraum bieten muss. Der Eigentümer hat die verbindliche Sanierung nicht durchgeführt; offensichtlich geriet die Immobilie zum Spekulationsobjekt.
Immobiliengesellschaft ist insolvent
Daher hat die Stadt 2017 den preislich deutlich überhöhten Weiterverkauf an eine weitere Immobiliengesellschaft durch die Ausübung des Vorkaufsrechts verhindert und den Erwerb der Immobilie zum Verkehrswert verfügt. Ein dagegen seitens des Eigentümers eingelegtes Rechtsmittel ist bis heute bei der Baulandkammer des Landgerichts Darmstadt anhängig. 2020 meldete die Immobiliengesellschaft Insolvenz an, was zur Unterbrechung des Prozesses führte. Zurzeit läuft das Insolvenzverfahren.
„Auch wenn die Stadt Hanau nicht Eigentümerin ist: Den Menschen dort zu helfen und das sehr schöne Gebiet zu schützen, sehen wir als unsere Pflicht. Wir haben den Eigentümer schon vor der Insolvenz und nun den Insolvenzverwalter mit Bescheiden in die Pflicht genommen, für einen vernünftigen Zustand zu sorgen – dem man nicht nachgekommen ist“, so Kaminsky. Weil in der Insolvenzmasse keine liquiden Mittel vorhanden sind, sieht sich der Insolvenzverwalter zur Durchführung nicht in der Lage, die Stadt geht finanziell in Vorlage. „Wir sorgen dafür, dass wir das Geld wiederbekommen. Aus dem Verkaufserlös der Immobilie müssen die jetzt aufgewandten Kosten bedient werden. Die von uns nun gestarteten Maßnahmen helfen dem Insolvenzverwalter, weil wir den Wert der Anlage erhalten“, verdeutlicht der Oberbürgermeister.
Die Stadt Hanau hat einen Bescheid erlassen, der nun umgesetzt wird. Unter Federführung des städtischen Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS) werden Haus für Haus und Grünanlage für Grünanlage aufgeräumt und verkehrssicher gemacht. „Um die Grundsubstanz sanierungsfähig zu halten, vor allem aber um Gefahren für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Besucherinnen und Besucher abzuwenden, gibt es nur diese Möglichkeit“, sagt HIS-Betriebsleiter Markus Henrich.
Häuser von Müll befreien
Wenn Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Ordnungsamts, die von der Landespolizei unterstützt
werden, ein Haus begangen und freigegeben haben, wird es vom Müll
befreit und grob gereinigt. Um das illegale Betreten zu verhindern – es
hatte hier immer wieder Brandstiftungen gegeben – werden die Türen und
Fenster in Keller- und Erdgeschossen zugemauert. 25 von 61 Bäumen müssen
gefällt werden, da sie drohen, umzustürzen. Dies wurde nach Begehungen
der städtischen Baumkontrolleure mit der Unteren Naturschutzbehörde
festgelegt.
Die gesunden Bäume werden zurückgeschnitten, die Grünanlagen gemäht und vom Müll befreit. „Weil davon auszugehen ist, dass es dort einen Befall von Ungeziefer gibt, werden wir von Schädlingsbekämpfern unterstützt“, so Henrich. Die unbewohnten Häuser und die dazugehörigen Gärten werden mit Bauzäunen vor unbefugtem Betreten geschützt. Um die bewohnten Häuser vor weiterem Vandalismus zu schützen, wird sichergestellt, dass es jeweils nur einen Zugang geben wird.
„Wir warten nicht, bis ein Gericht über die Eigentumsverhältnisse entscheidet. Unsere, in der Sanierungssatzung und dem Sozialplan verankerten Ziele, wieder Wohnraum zu schaffen, verfolgen wir weiter. Dafür handeln wir jetzt und räumen auf“, so Oberbürgermeister Kaminsky. (red)