Sekten-Mord an Jan H.: Schockierende Tagebucheinträge kommen ans Licht

Donnerstag, 24.10.2019
von Moritz Pappert
HANAU - Zweiter Prozesstag im Fall der Sekten-Anführerin. Die Angeklagte Sylvia D. (72) soll am 17. August 1988 den damals vier Jahre alten Jan H., der in ihrer Obhut gestanden haben soll, vollständig in einen Leinensack eingeschnürt haben. Kurze Zeit später soll der Vierjährige – wie von der Angeklagten geplant und beabsichtigt - nach einem erbitterten Todeskampf verstorben sein. Jan H. wäre heute 34 Jahre alt gewesen.
Am Donnerstag sagte die Mutter von Jan H., Claudia H. aus. Sie berichtete unter anderem über die Gotteserfahrungen von Sylvia D. "Gott hat mit jedem Menschen ständig zu tun. Sylvia hat von Kind an schon gemerkt, dass sie Träume und Gedanken von Gott bekommt. Sie hat immer wach und offen beobachtet, was mit den Menschen und ihr selbst passiert, um herauszufinden, wie Gott wirkt", so H.
Im Jahr 1973 habe Familie D. sieben Pflegekinder aufgenommen. Später kamen noch zwei eigene dazu. Einige davon seien später wieder in ein Heim gegangen oder hätten sich von ihren Eltern distanziert. Einen psychischen Druck und körperliche Gewalt im Hause D. habe Claudia H. nie erlebt. "Die Kinder wurden nie geschlagen. Das war nicht das Prinzip der Familie", so H.
Auch einige Tagebucheinträge von Sylvia und ihrem Mann wurden gezeigt. Hier kamen einige erschreckende Dinge zutage. Teilweise sollen dort auch Botschaften von Gott enthalten sein. Der tote Jan H. wurde hier als "fieser Kerl", "hinterhältig verlogen", "wahnsinniger, kalter, eingebildeter und gemeiner Schauaffe" und "gemeiner Sadist" bezeichnet. Von den Einträgen habe Claudia H. gewusst. "Ich weiß aber, dass es so nicht gemeint war", sagt die Mutter von Jan H. Die Tagebucheinträge sind knapp drei Monate vor Jans Tod entstanden.
Auch nach dem Tod von Jan sind weitere Tagebucheinträge erschienen. "Claudia und Helmut hätten einen ausgewachsenen Jan nicht mehr bändigen können. Im Gegenteil, sie hätten um ihr Leben fürchten müssen." Auch heißt es: "Liebe Sylvia, Jan bekommt im jenseitigen Reich deines Alterchens keine Pause." Walter D. hätte das als Hilfe für Sylvia aufgeschrieben. Einen Tag nach dem Tod heißt es: „Doch um Schlimmeres in Zukunft zu unterbinden, musste das Alterchen (damit meint sie Gott, Anmerkung der Redaktion) weltweit eine Runde Jans abholen.“ Es sind noch elf Verhandlungstermine bis zum 13. Januar angesetzt. +++