Brachttal: Carsten Sauer rettete seinem Nachbarn das Leben
Dienstag, 01.08.2023
BRACHTTAL / GELNHAUSEN - „Carsten Sauer hat seinem Nachbarn in einer lebensbedrohlichen Situation geholfen. Er ist dabei über sich hinausgewachsen und hat ohne Zögern gehandelt – intuitiv, rasch und beherzt“, sagte Landrat Thorsten Stolz vor wenigen Tagen im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen.
Im Rahmen einer kleinen Feier überreichte der Landrat dem Brachttaler eine Öffentliche Belobigung des Landes Hessen und würdigte den ehemaligen Polizeibeamten: „Es ist mir eine Freude, diese Belobigung zu überreichen. Sie sind ist ein Beispiel für herausragenden Mut und Hilfsbereitschaft. Sie sind Vorbild in einer Zeit, die Vorbilder, Zivilcourage und Haltung mehr denn je braucht.“
Der Landrat erinnerte daran, dass der Hessische Ministerpräsident Menschen, die eine Rettungstat vollbracht haben, mit einer Öffentlichen Belobigung in Form einer Urkunde auszeichnen kann. Im Gegensatz zur Rettungsmedaille wird die Urkunde an Retterinnen und Retter vergeben, die handeln, ohne dass Gefahr für das eigene Leben besteht.
Umgehend mit der Reanimation begonnen
Am 5. August des vergangenen Jahres besuchte Reinhard Herchenhein seinen Nachbarn von gegenüber, Carsten Sauer. „Die Wächtersbacher Straße in Brachttal ist vielbefahren und Reinhard Herchenhein schien es nicht gut zu gehen. Er war blass um die Nase, deshalb wollte ich ihn lieber nach Hause begleiten“, berichtete Carsten Sauer bei der Belobigungsfeier. Noch an der Haustür kollabierte Reinhard Herchenhein plötzlich. Seine Augen kippten weg und Carsten Sauer konnte den 83-Jährigen gerade noch so auffangen. Die Atmung setzte aus und die Lippen liefen blau an.
Carsten Sauer begann umgehend mit der Reanimation. Mit Erfolg: Die Atmung setzte wieder ein, das Herz schlug wieder, doch Reinhard Herchenhein war noch immer nicht ansprechbar. Daraufhin rief sein damals 52-jähriger Ersthelfer geistesgegenwärtig die Notfallnummer 112 an. Der Mitarbeitende der Zentralen Leitstelle alarmierte Rettungsdienst und Notarzt. Er blieb am Telefon und unterstützte Ersthelfer Carsten Sauer aus der Ferne. In dieser Situation wurde eine zweite Herdruckmassage notwendig, weil das Herz von Reinhard Herchenhein erneut aussetzte. Wieder war die Maßnahme erfolgreich, doch anschließend war der Patient noch immer nicht ansprechbar.
Herzschrittmacher implantiert
Als Rettungsdienst und Notarzt eintrafen, lösten sie Carsten Sauer ab, mussten ein drittes Mal reanimieren. Reinhard Herchenhein wurde mit dem Rettungswagen in das Klinikum Fulda gebracht. Dort wurde ihm ein Herzschrittmacher implantiert. „Erst als der Rettungswagen fort war, habe ich realisiert was passiert war. Da begann das Zittern“, sagte Carsten Sauer.
Auch im Anschluss an den lebensbedrohlichen Notfall kümmerte sich der Lebensretter weiter um seinen alleinstehenden Nachbarn. Er besuchte den Genesenden, machte Besorgungen für ihn und kümmerte sich um dessen Wäsche. Das Amtsgericht Fulda setzte ihn zudem als Betreuer ein, bis es Reinhard Herchenhein wieder besser ging. Nach wie vor ist Carsten Sauer zur Stelle, wenn Reinhard Herchenhein Unterstützung braucht. Er ist froh, dass sein Nachbar wieder ganz der alte ist und es ihm gut geht: „Reinhard Herchenhein kommt jeden Tag vorbei und füttert die Hühner, die vor kurzem in meinen Garten eingezogen sind.“
Der Landrat lobte Carsten Sauer, der über 30 Jahre im Polizeidienst tätig war, für dessen Verhalten: „Wir sprechen zu viel über Negatives, dabei sollten wir Positives hervorheben. Mit seinem Handeln hat Carsten Sauer ein Menschenleben gerettet. Das ist heutzutage alles anderes als selbstverständlich und verdient uneingeschränkt Anerkennung.“
Abschließend mahnte Thorsten Stolz: „In Notsituationen wie die, in die Carsten Sauer und sein Nachbar geraten sind, sind Menschen gezwungen, einer anderen Person spontan und tatkräftig lebensrettende Hilfe zu leisten. Deshalb ist es überaus wichtig, das eigene Erste Hilfe-Wissen immer mal wieder aufzufrischen. Jeder und jede kann schließlich in eine solche Situation geraten.“ (red)