Oberzeller Kirmestradition

Viel los im Zelt am Sportplatz

Am vergangenen Wochenende stieg am Sportplatz in Oberzell die traditionelle Kirmes. Veranstaltet wurde sie wieder vom TSV Oberzell und dem Jugendclub Oberzell. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 14.08.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Am vergangenen Wochenende stieg am Sportplatz in Oberzell die traditionelle Kirmes. Veranstaltet wurde sie wieder vom TSV Oberzell und dem Jugendclub Oberzell. Nach einer Party am Samstagabend mit der Band “WKKW“ war der Höhepunkt der Kirmes am Sonntagnachmittag das Aufsagen des Kirmesspruches. 

Der Musikverein Oberzell holte die 20 Blooburschen und 13 Mädchen ab und geleitete sie mit entsprechender Marschmusik zum Sportplatz. Hier wartete gefühlt das ganze Dorf im übervollen Zelt. Robin Höhne verlas den Spruch, in dem wieder viele Begebenheiten aufnotiert waren. „Grüßt euch, Guude on Hallo, doss ihr hier seid, macht ons walich froh. Ihr glaabt es kaum, doch es is soweit, es is scho wiere Kirmeszeit“, so grüßte der Oberbloo. „Mir wolle euch verzähl, bos die Leut so honn getriebe, doch seid ons net bös, ihr hot euch doch selbst neigeriere“, bat Höhne vorab um Verständnis derer, die es in den Kirmesspruch “geschafft“ hatten.

Alles im Kirmesspruch


Die erste Geschichte passierte anlässlich „der Volljährigkeit des Oberbloos“: „All mei ganze Kumpels woarn bei mir, on hatte dabei 10 Kiste Bier. Es wurd gefeiert, gesonge on gelacht, bis enner en Schwimmkurs hot gemacht.“ Ein Gast musste nämlich seine Blase entleeren und „de Gürtel scho auf, die Hose auf halber acht, hot er ganz grazil en Köpper gemacht“ – kopfüber in ein Wasserbecken stürzte. Dank der heiligen Kraft von Schutzengeln habe er überlebt. Am nächsten Tag ging das Feiern weiter und nach dem Restevernichten war einer bei der Kirche aus dem Gleichgewicht gekommen. Das Blut konnte gestillt und „der Leon“ wieder geflickt werden. 

Vom Metzger, einem Bäcker, einer Lackiererei bis zu einem „Baustofflödje“ habe Oberzell viel zu bieten, stellte Robin Höhne fest. Dass es nach Reibereien „einem Schuhabdruck am Gesäß“ und eine Kündigung gab, hat der Bloo in seiner Dorfchronik notiert. Er riet dem betagten Arbeiter: „mit 80 Joahr muss mer ah mo versteh, es iss wallich Zeit in de verdiente Ruhestand zu geh“. Bei der letztjährigen Kirmes seien Kesselfleisch-Kritiker aus dem bayerischen Ausland da gewesen, die dann im Internet die Portionen mit acht rosa Säurüsseln ausgezeichnet haben. „Die Menge hot getobt on geschrie. So ebbes gobs auf de Kirmes in Zell noch nie“, so erinnerte der Bloo an eine weitere Begebenheit der letztjährigen Kirmes: einen Heiratsantrag. Die Hochzeit sei zwar noch nicht gewesen, aber weil auch der Sohn des an der Kirmes von Amor Getroffenen auch seiner „Öberfeire Lea“ einen Antrag machte, hofft der Bloo schon mal auf Nachwuchs für den Oberzeller Bloo.

TikTok-Star und die wahre Liebe


Ein örtlicher “TikTok-Star kam ebenso in den Kirmesspruch: „Er filmt sich mit seiner Freundin bie se de Alltach überstehn, ob se Frühstück mache, Bulldog foahrn oder eikaffe gehen“. Dass er seine Freundin beim Einkaufen im Tegut an die Leine gelegt hat, dass sie nicht sein Geld ausgibt, konnte der Bloo nicht verstehen. Neben dem TikTok-Influencer habe Oberzell aber noch ganz „annere Schulschwänzer“. Den ganzen Sommer lang konnte man nämlich auf Pro7 im Fernsehen ein Oberzeller Pärchen bei „Let´s Love – eine Hütte voller Liebe“ verfolgen und sehen, wie wahre Liebe funktioniert. Für „richtige Emotionen nach Komplikationen“ sorgte bei BVB-Fans ein Unfall auf dem Weg zu einem Bundesliga-Spiel. 54 Dortmund-Karten im Handschuhfach des Autos wurden nämlich zu Schrott ge-presst und man musste den Tag vor dem Stadion verbringen. Die alljährliche „Benzin-Geschicht“ im Spruch endete mit der Feststellung, „dass man kei Auto gefoahr kann, egal ob nüchtern oder dicht“. Ein verpasster Urlaubsflug inspirierte den Oberzeller Bloo zu einer Gesangseinlage. 

Alkohol-Opfer und zuckersüße Wutze waren im Kirmesspruch ebenfalls vertreten. (red)

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