"Der Wolf muss weg"

Schlüchtern: Emotionale Diskussion über den Wolf

Schlüchtern: Emotionale Diskussion über den Wolf zwischen Politikern, Landwirten und anderen Besuchern - Fotos: tby


Sonntag, 20.08.2023

SCHLÜCHTERN - Unter dem Motto „Landwirte am Limit - Was geschah mit Pony Dolly?“ lud die Mittelstands- und Wirtschaftsunion MIT am Mittwochabend um 19 Uhr zu einer Info- und Diskussionsrunde mit dem Haupt-Thema "Wolf" nach Schlüchtern ein. Zu Gast: Zahlreiche interessierte Bürger, darunter viele Landwirte. 

Der Wolf galt in Deutschland lange als ausgerottet, ist jedoch heute nach Jahrzehnten wieder in Deutschland angesiedelt und vermehrt sich auch in unseren heimischen Gefilden in Teilen Hessens fortlaufend. Seit diesem Jahr gibt es nicht mehr nur erste Wolfssichtungen, sondern auch mehrere Wolfsrisse im Main-Kinzig-Kreis. 

Das sagen die Politiker

Die Referenten des Abends: Der Europaabgeordnete Prof. Sven Simon (EVP) und der Landtagsabgeordnete Michael Reul (CDU). Gastgeber: MIT-Chef im MKK, Patrick Heck

Michael Reul: "Ich werbe dafür, dass am Anfang eine Abschussprämie für den Abschuss eines Wolfes gezahlt wird." Man müsse alles dafür geben, dass die Weidetierhalter nun nicht aufgeben. 

Gastgeber und MIT-Chef im MKK, Patrick Heck: "Der Druck ist wichtig. Es braucht richtige und effektive Entscheidungen, um der Landwirtschaft zu helfen und ihr nicht den Todesstoß zu versetzen."

Simon: "Die Sensibilität für das Thema Wolf ist auch bei Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen selbst gegeben." Die traurige Ursache für ihre persönliche Betroffenheit: Ihr geliebtes Pony Dolly wurde von einem Wolf gerissen.

Das sagen die Besucher und Landwirte

Bedrohlichstes Szenario eines Besuchers: "Wir werden in Deutschland Teile in der Besiedlung aufgeben müssen. Oder man kann nur noch mit dem Gewehr raus ins Feld. Das wird passieren, wenn wir nicht bald handeln. Ohne Abschüsse wird die Anzahl der Wölfe in Deutschland exponentiell wachsen."

Ein anderer Besucher: "Wenn unsere Schafhalter aufhören, weil es sich für sie nicht mehr lohnt, dann sieht die Landschaft und die Artenvielfalt hier anders aus."  Seine Idee: Man könne doch eine Whats-App-Gruppe zum Thema Wölfe erstellen, um sich auszutauschen. Gesagt, getan. Der Vorschlag wurde direkt umgesetzt. 

Ein Mutterkuh-Landwirt schimpft auf die NGOs beim Thema Wolf: "Aktivisten haben meine Flächen betreten und gefilmt. Ich fühle mich da hilflos und von der Politik im Stich gelassen. Was ist denn mit unserem Rechtsstaat?" 

Der Landwirt weiter: "Wir trauen uns nicht mehr, unsere Kühe rauszulassen. Wir lassen sie wegen der Wölfe im Stall. Soll das Tierwohl sein?" Seine Mahnung an die Union: "Jetzt nicht wieder alles auf die Grünen schieben, sondern selbst handeln."

Ein anderer Landwirt: "Ich habe auf der Koppel gestanden und geweint. Ein frisch geborenes Kalb wurde vom Wolf gerissen. Es war nur noch die Hälfte des Tieres da." 

MdL Michael Reul
MdL Michael Reul
MdEP Dr. Sven Simon
MdEP Dr. Sven Simon
MIT-Boss im MKK: Patrick Heck
MIT-Boss im MKK: Patrick Heck

Der Landwirt weiter: "Mir geht es nicht darum, dass ich das Kalb bezahlt bekomme. Ich will überhaupt keine Entschädigung. Aber wenn man seine Tiere so leiden sieht, das ist nicht zu ertragen."

CDU-Politiker machen Landwirten versprechen

Überraschend für einen Abend für den die Union eingeladen hat: Die CDU kam gar nicht so gut weg, viele Bürger und vor allem Landwirte kritisierten die Partei, dass sie zu viel Verantwortung wegschiebe. Schließlich regiere sie seit Jahren in Hessen, zudem war sie 16 Jahre am Stück an der Bundesregierung beteiligt.

Die Bitte eines Landwirtes: "Geben Sie uns Landwirten die Möglichkeit für ein Gespräch mit den Fachgremien in der Landesregierung, bei uns sind genügend fähige Leute dabei." Reul verspricht daraufhin eine Einladung: "Ein Fachgespräch sei überhaupt kein Problem."

Europapolitiker Simon gesteht ein: "Das Problem ist noch größer und drängender als ich erwartet habe." Er verspricht einen Besuch auf dem Hof eines anwesenden Landwirtes. 

Die einhellige Meinung im Raum bringt ein Besucher auf den Punkt: "Der Wolf muss weg!" Großer Applaus von vielen anderen Anwesenden.(tby)

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