Kirmes mit Dorfolympiade und Kirmesspruch

Sinntal: Feuerwehr Neuengronau sorgt für vergnügte Stunden

Kirmes in Neuengronau - Fotos: Walter Dörr


Mittwoch, 23.08.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Traditionell feierte Neuengronau drei Tage lang Kirmes, ausgerichtet von der Feuerwehr. Neben einer Dorfolympiade war das Aufsagen des Kirmesspruches ein Höhepunkt. „Un wenn die Stern vom Himmel falle, die Neuegrüner Kirmes wird trotzdem gehalle.“ So grölt der Bloo in Neuengronau jedes Jahr. 

Diesmal gab es aber einen aktuellen Bezug, denn kurz vor dem Kirmeswochenende wurde der Sinntaler Ortsteil von einem Unwetter heimgesucht und Wassermassen sorgten im Dorf für Überschwemmungen, Schlamm, Geröll, umgestürzte Bäume verkeilten sich und es gab Erdrutsche. In der Westernstraße holte diesmal der 10-köpfige Bloo mit den Klängen des Musikvereins Neuengronau den Kirmesstrauß ab.

Kirmesfeier nach Unwetter

Im vollbesetzten Festzelt warteten die Bürger, um den Kirmesspruch zu hören, den Valentin Heß vortrug. Die Begrüßung war anders, denn im Zeitalter des Genderns und der Diversität gibt es nicht nur männlich, weiblich, sonstiges oder gar nichts. Alle Möglichkeiten der Individualität zählte Heß auf, so dass gefühlt für jeden etwas Passendes dabei war. Der Kirmesspruch war ein dickes Werk an Ereignissen aus dem Vorjahr. „Sperrt etz eure Lauscher auf, es Spektakel nimmt seinen Lauf,“ begann Heß. „Die Hexennacht sei nix Neues, wo die Leut räume ihr Zeug weg oder sie bereue es“. Anhänger seien „umnavigiert“ worden, und wegen „der recht dubiose Sache, ohgerufe wurde in Schlüchtern die Wache“. 

Das Schild einer Schreinerei wurde auch als Hexenbeute in der Bushaltestelle deponiert, ging aber zu Bruch. „Mit dem Besitzer wurd sich net lang gefetzt, un die Hexe ham es Schild ersetzt. Mir hoffe, es geht nächst Joar net wiere zu Bruch – und wenn, hört ihrs im Spruch.“ Beim Schlachtfest der Feuerwehr „gob es wiere en Haufe Wurschd un aach ebbes fürn Durschd“, erinnerte der Bloo und nicht jeder habe seinen Heimweg gefunden. „Alter Vater, beim Poarr is dos Joar einiges passiert, dos hon mir fleißig aufnotiert“, so war die Einleitung zu Ereignissen im Pfarrhaus. Beim Verfassen der Weihnachtspredigt habe Pfarrer Altvater ein Plätschern gehört.

Pfarrer im Kirmesspruch

„Gelaffe is der nach seinem Gehür, und blieb stehn vor de Kellerdür. Die Treppe eine in de Filzpantoffel, do kom ihm scho entgechegeschwomme de erste Sack Kartoffel. De Ernst der Lache wurd gleich kapiert, un de Hesse Jürche alamiert.“ Dank der Feuerwehrpumpe wurde der Keller wieder trockengelegt. „Lass mich mal probieren, was soll denn schon passieren,“ so beginnt die nächste Episode. „Die Fraa vom Pfarrer wollt es Orgelspiele übe, un is gegange in die Kirche nach dübe. Es Orchelspiele woar ihr e rechte Freude, nur hört es nemme auf zu läute. Ach du Schreck un was en Kraus, wie bekomm ich die Glocke wiere aus? Irchend ebbes honn ich do verstallt, un es Durf stundenlang beschallt.“ „Nasse Keller, wilde Glocken, die Familie Pfarrer tat den Spruch hier rocken,“ fasste Oberbloo Valentin Heß zusammen. Nach dem Baufortschritt wollte sich ein Neuengronauer erkundigen. „Erscht nur e bissje gerutscht, dann gings ruckizucki, is er gerutscht in die Grube nei de silberne Suzuki“. Mit dem Radlader sollte ihn der alarmierte Sohn retten.

 „Doch es kam net nur ihr Sohn, auch sonst woar es e rechte Attraktion. Nach e paar Minude voller Angst un Bange hot de Vitara dann wiere auf’m Teer gestanne. Die Schaulustige hon applau-diert un sein anschließend weitermarschiert. Hätte mir dos eher gerafft, hätte mir für die Leut Wurschd un Bier verkafft,“ resümierte der Bloo nach einem verpassten Geschäft. Weitererzählt wurde die Geschichte eines Neuengronauers und einer vibrierenden Dachrinne vom letztjährigen Spruch. „Kurz un knapp: er is widder die Dachrinne gerummst un hat danach die Besitzerin so richtig …. kennengelernt.“ Der Bloo werde auch zukünftig gerne über Liebesgeschichten im Spruch dichten. Bei der letztjährigen Erntedank-Feier hat eine Autofahrerin zu nah an der Kirchenmauer geparkt und verkeilte sich beim Rausfahren. Helfer befreiten Auto und die Fahrerin. Der Rat vom Bloo, beim piepsenden Parkassistent nicht einfach weiterzufahren.

Helfende Nachbarn

Nicht nur lustig machte sich der Bloo – auch über eine schöne Sache wurde berichtet. „Widerfährt hier einem Kummer un Leid, is die Nachbarschaft stehts hilfsbereit.“ Weil der Betroffene „kann nur noch im Rollstuhl es Haus verlasse, dos geht aber nur mit ner Rampe über die Terrasse. Egal ob Bäcker, Landschaftsgärtner, Finanzwirt oder Rentner, jeder hot mit ogepackt vom Boden bis zum Geländer.“ „Ein Hausbauer aus der früheren Zone sächt, ich brauch keinen Hänger, ich foare ohne,“ begann eine Geschichte mit tragischem Ausgang. Rückwärts in die Garage zu fahren, wenn die Heckklappe geöffnet ist, kann nicht gut gehen. Bei der Müllsammelaktion sei einiges beisammen gekommen, stellte der Bloo fest und verstand nicht, was alles weggeworfen wird. So auch ein Sprittkanister und eine Akkusense hinter der Sportplatzhütte. Ein volles 200-Liter Bierfass fand das besondere Interesse der Umweltaktivisten. 

Und weil der „Täter“ seinen Namen darauf verewigt hatte, galt ihm ein Gruß bei der Kirmes. Sein Beruf sei, dass er etwas lehrt, doch bei seinem Hund laufe etwas verkehrt, sagte der Bloo. So sollte der vierbeinige Freund für die Urlaubszeit testweise in einer Hundepension in Marjoss untergebracht werden. Dort kapitulierte man: „Euer Hund is ja bekloppt, der hot dehie alles auseinannergeroppt“. „Für euern nächste Urlaub kann euch nix meh erschütter, ich geb euch die Nummer vom Martin Rütter,“ schlug Valentin Heß vor. Dass in Neuengronau die Migration angekommen sei, stellte der Bloo fest. „Die Lachertsstoss rafft’s langsam dahie, neue Dachschindel un in de Hecke vollgeschissene Windel.“ „Wenn’s früher im Jägerhof hieß, mir hamm heut einer gemacht, hot damals kanner ans Kinnerkrieche gedacht“, so der Oberbloo.

"Nach deine Kenn guck du, mir sein hier net in Timbukdu"

Weil es in der Straße eng zu geht reimte der Bloovodder: „Du musst aach emo nach deine Kenn guck du, mir sein hier net in Timbukdu.“ Auch auf die Sturmflut beim Baumschmücken kurz vor der Kirmes ging Valentin Heß ein. „Net nur de Bloo, es ganz Durf woar munter, denn im Durf woar überall landunter. Mensch un Maschine hon sich in de Dorfmitte versammelt un die Keller mit Sandsäck zugerammelt. Nochmol ein riesiger Dank an alle helfenden Hände, so hatte de Spuk ein schnelles Ende.“ Zum Abschuss des Kirmesspruches sagte Valentin Heß, dass er nach zehn Kirmessprüchen aufhöre. Mit stehenden Ovationen und langem Beifall dankte alle im Zelt.

Gaudi-Olympiade an der Kirmes

Die Feuerwehr Neuengronau hat zum Auftakt der Kirmes eine Dorfolympiade ausgerichtet, an der sich neun Mannschaften beteiligten. Tobias Röder vom Organisationsteam begrüßte die Akteure im Festzelt am Gerätehaus und nannte die Sponsoren. Für die Unterstützung dankte er dem Pflegedienst Seifert, Gala-Bau Steffen Krämer, Adam Ommert GmbH & Co.KG, Malerbetrieb Zeller, Familie Rehberger, H-Markt Beringer, Will-Bräu, Elektro-Melk, Markus Müller und der Metzgerei Martin. Auch Ortsvorsteher und Feuerwehrchef Hans-Jürgen Heß hieß die zahlreichen Gäste willkommen. Einen Dank sagte Heß allen, die beim katastrophalen Hochwasser in der Nacht zum Donnerstag geholfen haben. Durch die Gemeinschaftsleistung und den Einsatz von schwerem Gerät der Landwirte sei der Ort zur Kirmes wieder hergerichtet worden. Und weil bei dem Hochwasser unzählige Sandsäcke gefüllt werden mussten, sei diese Disziplin bei der Dorfolympiade kurzfristig abgesetzt worden. 

Hans-Jürgen Heß: „Die Olympischen Spiele sind offiziell eröffnet“. Vor allem Geschicklichkeit und Schnelligkeit war bei den Aufgaben gefordert. Letztlich siegte die SG Breunings-Neuengronau vor der Feuerwehr Altengronau und der Feuerwehr Neuengronau, dem Bloo Neuengronau, dem Pflegeteam Seifert, Förderverein zur Erhaltung der evangelischen Kirche Neuengronau, Team Rehberger, Faschingsverein Neuengronau und Krämer & Friends. Wie unsere Fotos zeigen, gaben Pfarrer Lukas Altvater am Motorrasenmäher, Ortsvorsteher Hans-Jürgen Heß und Sinntals Bürgermeister Thomas Henfling beim Wassertransport ihr Bestes. An den drei Kirmestagen war für das leibliche Wohl bestens gesorgt und zur Unterhaltung trugen am Sonntag der Musikverein Neuengronau und am Montag die Kalle-Hendrix-Band bei.

 Spielleiter Tobias Röder
Spielleiter Tobias Röder
Ortsvorsteher Hans-Jügen Heß
Ortsvorsteher Hans-Jügen Heß
Bürgermeister Thomas Henfling
Bürgermeister Thomas Henfling
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