„Bann Mond und Sonne sich verdunkeln, un die Sterne nemmer funkeln“

Sinntal: Zeltkirmes mit über 100 Blooburschen und Mädchen

Zeltkirmes mit über 100 Blooburschen und Mädchen beim FC Hermania Mottgers. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 28.08.2023
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Weil der Sinntaler Ortsteil Mottgers an Pfingsten sein 1100-jähriges Dorfjubiläum gefeiert hat, war der Bloo bei der diesjährigen Kirmes, die alljährlich der FC Hermania ausrichtet, auch etwas größer. „Eins is emo kloar, Mudjesch wurd 1100 Joahr,“ diese Feststellung traf Oberbloo Niclas Beier zu Beginn des Kirmesspruches. 

Und für den Höhepunkt am Sonntagnachmittag, dem Aufsagen des Kirmesspruches, hatte man einen Jahrhundertbloo zusammentrommelt: 100 Blooburschen und Mädchen, die einmal bei der Mottgerser Kirmes mitgemacht hatten, und natürlich die aktuelle Bloogesellschaft. Ein imposantes Bild. „Alle Leut de letzte Generatione hon sich zusammegefonne, un hon sich diesmo wiere ihre Schürze ömgebonne“, sagte Beier. Erwartungsvoll saßen im proppenvollen Festzelt viele, um den Kirmesspruch zu hören. Weil es eine Jubiläumskirmes war, gab es vor der Chronik für das vergangen Jahr Erinnerungen von ehemaligen Blooväddern. Bei dem Versuch, „ebbes euch fürzulalla, do is mir bei dene Käuz ebbes aufgefalle,“ bemerkte Obebloo Beier, „Bei ons im Bloo gits anscheinend en Fluch, der jeden Bloovodder han dud such.

Bloovädder sind weggezogen

Denn bann ihr überlegt, ber dehie alles Oberbloo woar, wern euch so etliche Dinge kloar: Oberbloo hin un Oberbloo her, in Mudjesch zu wohne is wohl ganz schö schwer. Als Mudjescher Joahr für Joahr die Leut betrooche, sann die doch all tatsächlich furtgezooche. Es scheint etz wenich verwunderlich, de oanzichst der dehie noch wohnt, dos sein ich,“ so Beier. Nach Shanghai, New York, Gran Canaria oder sogar nach Weiperz seien sie fortgerannt. Harald Beran (1991 Notbloo) oder Axel Eiring (1984-1990 Bloovodder) berichteten aus ihrer Zeit. 

Mit Ereignissen beim Glatteis im Dezember 2022 fingen die Episoden des Kirmesspruches 2023 von Niclas Beier an. „Nur bis zum Spielplatz ging sein wilder Ritt, un von durt aus dann nur noch im Schritt,“ wusste der Bloo, denn für den Mottgerser ging wieder heimwärts. „Die Leut ringsum guckte aus de Fenster un bewunnern die Schneeflocke, un do läfft plötzlich anner vorbei, fröhlich in Socke.“

Viel passiert und im Kirmesspruch notiert

Auch den LKW-Säublog-Parker hat es erwischt und ist in eine Scheune gekracht. „Aach oanner vom Bloo hott an dem Murje en Schoode, de Verursacher, der hatt Fische geloode,“ erzählte der Bloovodder. Ein BMW-Fahrer drehte sich und rutschte in ein Haus. „Die Foart woar zu ende, dos woar kloar, merkt euch für dos nächste Joahr, mir hon an euch all die Bitte, bann Schnee leit, foahrt Schlitte.“ 

Mehrere Alkohol-Stationen setzten einem zwar zu, doch „Sonndichs is allgemein bekannt, do wird am Sportplatz en Booll hinterhergerannt“ und er versuchte, mit seinem Quad dort hinzufahren - und verunglückte. „Die Schöller verreckt, es Quad woar hie, perfekt woar jedoch es Alibi.“

Katastrophenschutz, Polizei und SEK kamen

Weil auf seinem Dachboden Waschbären, Mader oder Affen ihre Notdurft verrichtet haben, wollte der „Mudjescher Sheriff“ die Verursacher erschießen. „Am Boode hott er erklärt dene de Kriech, getroffe hot er alles – nur net dos Viech.“ Weil sich die Nachbarin bedroht fühlte, alarmierte sie die Polizei. „Un plötzlich stande se alle da, Katastrophenschutz, Polizei un SEK.“ Für die Pfadfinder, die kürzlich neben dem Sportplatz lagerten, war er in seiner Eigenschaft als „Hausmeister un Schlüsselwächter vom DGH“ quasi Lebensretter. „Dos is dem Kauz sei heilig Haus, de Schlüssel rückt der nur selten raus,“ so der Bloo. Kritik wird im Kirmesspruch darüber geäußert, dass „er hot für die Vermietung un die Gemoar net so de Plan, denn do dunn se etz zweigleisig fahrn. Dos Wochenend is Kirmes, dos wisse me alle, un murje dun se durt die Ferienspiele halle. Dos on en selbe Termin zu leeche, is net in der Reih, doch gut is, mir wonn jo net noch meh Geschrei,“ winkte der Bloo ein. 

Weil es grad passe, wolle man auch was über den Ortsbeirat verfasse. „Gerne wollte mir aach emol über de Ortsbeirat lache, doch frächt man sich, bos dunn die eigentlich mache,“ so die Spruchnotiz. „An de Festvorbereitunge hommer euch fünf Joahr lang gesücht, vielleicht sein die mehrere Mitglieder nur ein Gerücht?“ Mit „Bimmelbahn, Helikopter und Co und sogar einem Streichelzoo“ habe man das 1100jährige Jubiläum groß gefeiert. „Doch ach bann dehie so manche Zieche hot gebockt, mir hon alle es Fest trotzdem gerockt. Un all die net do woarn, euch könne mer net gehelf, aber ball steht so es nächste Fest oh – 1111“, warb der Bloo.

1111 Jahre Mottgers das nächste Fest

Auch das kürzliche Hochwasser war schon im Kirmesspruch. Dass alle im Dorf angepackt hätten, betonte der Bloo. In der Siedlung „bu es sonst immer klabbert, bei de heiß geliebte Firma Tabbert. Im Keller bei dene hot alles geschwomme, etz hon se U-Boote ins Programm mit aufgenomme. Aach unsern Bäcker hatte Wasser-Not, vielleicht goar net so schlecht, bei dem trockene Brot.“ „Ach bei so ner großen Krise, hot Mudjesch ma wiere Zusammenhalt bewiese.“

Am heutigen Montag geht die Kirmes weiter. Um 11 Uhr gibt es einen zünftigen Frühschoppen mit Dunkelbier und Haxen. Eine besondere Gaudi wird das traditionelle Entenrennen auf der Sinn um 16 Uhr sein. 250 gelbe Wulle-Enten werden da um die Wette schwimmen. Um 17 Uhr tritt die Showtanzgruppe „Gemischtes Hack“ aus Mottgers im Festzelt auf. Ab 18 Uhr unterhält der Musikverein Oberzell mit zünftiger Blasmusik und ab 20.30 Uhr sorgt bei freiem Eintritt die fränkische Kult-Band „The Jets“ aus Würzburg für mitreißende Livemusik.

Neues Beliebtes
    Kontakt
    Kinzig.News Redaktion:
    Telefon:06051 833 712
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.News Vertrieb:
    Telefon:06051 833 711
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.Termine