„E Joar is vergange un es is so weit, endlich is wiere Kirmeszeit“

Kirmes in Vollmerz: Große Bilderserie

Der Förderverein Freistoß der SG Degenfeld Vollmerz richtete die Kirmes in Vollmerz aus. - Fotos: Walter Dörr


Dienstag, 05.09.2023
von WALTER DÖRR

SCHLÜCHTERN - Der Förderverein Freistoß der Sportgemeinschaft „Degenfeld“ Vollmerz richtete am Sportplatz wieder die Kirmes aus. Der Höhepunkt war natürlich das Aufsagen des Kirmesspruches. 28 Blooburschen und Mädels holten mit den Klängen des Musikvereins Sannerz den riesigen Kirmesstrauß im Hof Klüh ab. Zahlreiche Bürger waren zum Sportplatz gekommen, um den diesjährigen Kirmesspruch zu hören. 

Was so das Jahr über passierte, hat Bloo-Vadder Hendrik Fehl in gereimter Form zusammengeschrieben. Paul Bertholdt las die lange Rolle vor. Bloo-Muddi Hannah Eifert stand ihm beiseite. Bevor jedoch die Begebenheit verkündet wurden, hieß „Ortssheriffin“ und Sportvereinsvorsitzende Sabine Meyer alle Gäste willkommen, besonders Ortsvorsteher Hans-Joachim Kirchner und sein langjähriger Vorgänger Bruno Friedrich. Als Ortsbeiratsmitglied warb Sabine Meyer für die am 10. September (Tag des offenen Denkmals) anlässlich des 500. Todestages von Ulrich-von-Hutten stattfindende Sternwanderung zur Burg Steckelberg. Am Geburtsort des großen Ritters und Humanisten findet ab 13.30 Uhr ein Programm statt. „E Joar is vergange un es is so weit, endlich is wiere Kirmeszeit,“ begann Paul Bertholdt. „Ich sann etz mit meiner Fürred om enn, etz geht’s los, ihr Leut tun ihr Kenn“.

Eine Keine-Geschichte

Über eine Geschichte, die eigentlich nicht in den Spruch sollte, erzählte der Bloo aber trotzdem. Ein Chef, „einiche Degenfelder schaffe bei dem als Geselle, un sein önnerwechs mit Pinsel un Kelle“, ist nämlich morgens jeweils früh aktiv und vergaß einmal, die Handbremse des Pritschenwagens fest anzu-ziehen. „Schnell woar es Malleur passiert, un es Auto woar de Hof abgeschmiert. Voll is es ins zwote Auto gekracht, un hot e urdentliche Delle gemacht.“ Obwohl „der Chef“ die Autos schnell wieder auseinandergezogen hat, bekamen es die Gesellen doch mit. „De Spott in de Firma woar em gewiss, aber da er Chef is, gobs wenigstens für koarner en Ohschiss.“ Auch in einer anderen Straße in Vollmerz hat es gekracht, in der es durch Feuerwehr, Kneipe und einen Metzger sehr eng zugeht.

Hauswand touchiert

Die Feuerwehr habe es knapp immer geschafft, mit Schlepper und Kipper touchierte aber „onser Landwirt“ eine Hausecke. „Hamgeronne is er un hot sei Frau geholt, dass die ihm emo helfe sollt.“ Mit seinem Radlader wurde der Kipper angehoben und Zentimeter für Zentimeter von der Hauswand weggerückt. Damit es an der Ecke nicht weiter so eng zugeht, empfahl der Bloo: „Om Kinzberch wern e boar Bäum gefällt, un dann wird do e dreistöckich Parkhaus higestellt.“ In Degenfeld werde viel gebaut, stellte der Oberbloo fest. Ein Hausherr wunderte sich aber, „dass es bei de Baustell geht irgendwie nix füro, wo leid dos dann dro?“ Ein Nachbar sah nach dem Rechten und hörte stöhnende Geräusche. „Kurz aus em Fenster gespäht, hot er gesehn, bos do obgeht. Do soß anner am Gerüst un hot sich hiegegebe seim Gelüst. Es Handy in de Hand, un es Schmuddeliche vom Band, die Latzhose lag om Bode un die Hand ging schö von onne nach obe.“ Der Bloo wusste: „Banns bei euch auf de Baustell net well funktioniern, passt auf, wahrscheinlich sin die Maurer nur om masturbiern.“ Beim Hutzelfeuer hat Gundhelmer Gästen das Bier gut geschmeckt – nur „oarm is es irgendwann nemme so gut bekomme, un er hot sich schlecht benomme.“ Eine mächtige Hinkelhofer Pranke habe den Gundhelmer zu Boden gezwungen. „Von seine Kumpels wurde er dann rausgeschafft, un hot dobei aach wiere Randale gemacht. Ihr Gundhelmer, mir hon euch dehie gern, goar kei Problem, aber eure Querulante müst ihr net mit zu uns nehm. Bann wiere anner meint, er müsst dehie sich zanke, dann kommt sie wiere, die Hinkelhofer Pranke.“

Gejuggel im Raps

„E Wallröder Madje verirrte sich ins Degenfelder Land, un hat en ganz schöne Brand, de ganze Obend getrunke vom Schnaps, sehnte sie sich nachm Gejuggel im Raps.“ Passiert am Kappenabend des Sportvereins und ein „Weißbänner“ wollte es genau wissen und beobachtete. „De Degenfelder Jong hot sei Kostüm obgelegt, un hot sich of em Moadje hie un her bewegt,“ berichtete der Bloo und konstatierte: „In annern Dörfer wird sich gekloppt, im Degenfeld wird lieber gepoppt“. Auf dem Nachhauseweg von der letztjährigen Kirmes hatten drei angetrunkene Bürger Probleme: die Frau legte sich erschöpft in eine Hecke und schläft ein, ihr Mann schwankte in seinen Hühnerstall. Der sorgsame Nachbar wollte nachsehen und „ist auf dem Hühnerkot volle Kanne ausgerutscht, un ist mit de Sonntagsklamotte neigebufft.“ Von einem besonderen Hof im Degenfelder Land, der auch „Zirkus Tarantelli“ genannt werde, werde jedes Jahr im Kirmesspruch berichtet, machte Oberbloo Bertholdt neugierig. Nach der Einweihung „des Hallenbades“ im letzten Jahr „wollt er jetzt emo e Poolparty schmeiß. E boar Gäste, Pils aus de Dose, un ob ging‘s in die Badehose. Die Stimmung wurd als doller, und die Gäste als voller. Noch e boar Schoppe kom de Hauherr auf e klasse Idee, un wolt sei Becke emo von obe seh, un is fix

Arschbombe auf den Poolrand

auf die Treppe om Pool gestieche un hot sich gefrocht, ob ich wohl e Arschbombe dut hinkrieche.“ Die Idee war dann doch nicht so gut, denn: „Er hot all sein Mut zusomme genomme un is gespronge, sei Fraa hot gejubelt, er nur vor Freud gelacht, denn er is mim Arsch voll aufn Beckenrand gekracht. Die Brocke floge durch de ganze Goarte, un es Wasser lief no in die Rabatte. Zum Glück tat ihm nix passiern, de Pool konnt er wiere repariern.“ Der Bloo freute sich schon, im nächsten Kirmesspruch weiter zu berichten. „Manche von euch hon mer durch de Kakao gezoche, un bei dem Spruch hie un do ebbes dazugeloche. Mir hoffe, mir hon koarm of’n Schlipps gedabbt, un dass koaner von euch ist eingeschnappt,“ endete der Spruch. Das scheint so gewesen zu sein, denn es wurde mit den Klängen des Musikvereins Sannerz noch lange am Sportplatz gefeiert.

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