Ein Slogan wird gelebte Realität

Invictus Games: Ein ganz persönlicher "hessischer" Rückblick

Jörg Binsack am IG-Messestand der RehaCare - Fotos: privat


Donnerstag, 28.09.2023

DÜSSELDORF / SELIGENSTADT / GELNHAUSEN - Vom 9. bis 16. September fanden in Düsseldorf die von der Bundeswehr und der Stadt Düsseldorf veranstalteten Invictus Games statt – die Weltspiele für an Körper und Psyche verletzte und erkrankte Soldaten und Soldatinnen.

Die Schirmherrschaft hatte Prinz Harry, Duke of Sussex, auf dessen Initiative nach seinen Erlebnissen als Soldat in den Einsätzen für die Royal Army in Afghanistan die Spiele erstmals 2014 in London ausgetragen wurden. In Düsseldorf mit dabei: der in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit versierte Seligenstädter Bundeswehr-Reservist Jörg Binsack. 18 Monate lang hatte er zuvor bereits im Projektteam die Spiele mit vorbereitet. Im Gespräch mit KINZIG.NEWS blickt Binsack mit Dankbarkeit auf eine äußerst emotionale Zeit zurück.

Durch Zufall ins Projektteam gekommen


Der in Seligenstadt beheimatete Stabsbootsmann Jörg Binsack ist Reservist der Bundeswehr. Seit 21 Jahren ist er dort schwerpunktmäßig im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Beordert ist er beim Presse- und Informationszentrum der Deutschen Marine in Rostock, absolviert aber Reserveübungen und -dienstleistungen auch bei anderen Dienststellen. Ins Projektteam der Invictus Games (IG) ist er durch Zufall gekommen, denn bei seiner vorherigen Verwendung am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaft der Bundeswehr in Potsdam fand er bei der Gehaltsabrechnung einen Flyer der in Deutschland geplanten IG.

Die Berichterstattung über die bisherigen Spiele in London, Orlando, Toronto, Sydney und Den Haag hatte bereits sein Interesse geweckt. So lag eine Bewerbung nahe – gesagt, getan. Binsack erhielt dann auch für den Bereich Kommunikation im Projektteam den Zuschlag und war dort 18 Monate lang tätig mit dem Auftrag, die IG öffentlich zu bewerben, wie zum Beispiel bei seinem Heimspiel auf dem Hessentag in Pfungstadt oder am „Wochenende an der Jade“ in Wilhelmshaven.

Ein besonderer Höhepunkt war im September 2022 in Düsseldorf die Veranstaltung „One Year To Go“ mit Prinz Harry und Meghan, die nun auch während der eigentlichen Spiele sehr präsent waren. Binsack war bei den Spielen selbst im Bereich Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt, außerdem hatte er den Auftrag, bei der parallel zu den Spielen in unmittelbarer Nachbarschaft stattfindenden Fachmesse RehaCare, eine der weltweit größten Rehabilitationsmessen, einen Infostand der IG umzusetzen, um die vielen in- und ausländischen Fachbesucher auf die IG aufmerksam zu machen. Binsack: „Die Messebesucher konnten so die Theorie der Rehabilitation, wie sie bei einer Messe vermittelt wird, direkt nebenan bei den IG in der Praxisumsetzung erleben - Aus der Praxis für die Praxis. Dies gilt sowohl für Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) als auch für körperlich Versehrte.“

 Dr. Peter Tauber mit Medaillengewinner Maik Mutschke sowie Stefan Huss.
Dr. Peter Tauber mit Medaillengewinner Maik Mutschke sowie Stefan Huss.

"Das war eine großartige Woche"


Für das rückblickende Gepräch mit K.N musste sich Jörg Binsack erst einmal ein paar Tage sammeln: „Das war eine großartige Woche mit vielen einzigartigen Begegnungen und Gesprächen. Das Motto unserer Spiele, 'A Home for Respect', kam ohne Zweifel vollends zur Geltung. Man muss bedenken: alle 520 Aktiven der 21 Teams haben jeder auf seine Art einen wichtigen Beitrag für sein Land gebracht – übrigens auch Polizeibeamte und Feuerwehrbedienstete, die in Deutschland erstmalig teilgenommen haben. Dann zu erleben, wie die Athleten, die Familienangehörigen und die Zuschauer gemeinsam feiern, applaudieren, sich in den Armen liegen und solidarisch sind, völlig unabhängig von Ergebnissen, Medaillen und der Herkunft, das war einfach überwältigend!“

Binsack benennt einen Repräsentanten des deutschen Teams als besonders imponierende Persönlichkeit: „Der deutsche Teamkapitän Jörg Hinrichs ist wirklich ein Vorbild. Er hat eine schwerste Verletzung mit bleibender körperlicher Beeinträchtigung erlitten, doch er geht für alle voran. Sein Motto lautet 'Es ist passiert, aber es geht weiter, ich gehe weiter!'. Als der Kapitänleutnant bei der Opening Veranstaltung den militärischen Gruß gegenüber den Athleten, den Zuschauern und damit der ganzen Gesellschaft entbot, das war für mich einer der emotionalsten Momente überhaupt“. Binsacks TV-Tipp: in der ZDF-Mediathek findet sich in der Reihe „Einfach Mensch“ ein Beitrag zu KaLeu Jörg Hinrichs.

Doch auch seine Tätigkeit bei der RehaCare hielt viele emotionale Momente bereit: „Ein 14 bis 15 Jahre altes Mädchen kommt mit ihrem Vater aus Norddeutschland zur RehaCare, um dann auch noch die IG und ihr absolutes Idol Rita Ora bei der Abschlussveranstaltung anzusehen. Sie scheiterten bei der Ticketbuchung immer wieder an einer Online-Problematik des Ticketing-Anbieters. Es ist uns dann gerade noch rechtzeitig gelungen, für die beiden Gratis-Tickets zu besorgen – die Ticket-Übergabe war von überwältigenden Emotionen geprägt!“

Dr. Peter Tauber (Gelnhausen) vor Ort


In Düsseldorf entstand laut Binsack im Projektteam auch so etwas wie das Feeling „An uns Hessen führt kein Weg vorbei!“: gleich sieben Hessen waren mit unterschiedlichen Support-Aufgaben betraut. Unter den Hessen war auch Staatssekretär a.D. Dr. Peter Tauber (Gelnhausen), der seinerzeit im Verteidigungsministerium sehr intensiv am Erfolg der deutschen Bewerbung beteiligt war. Tauber war mit Ausnahme des Eröffnungstages durchgängig vor Ort und blickte wie Binsack auf sehr bewegende Tage in Düsseldorf zurück.

Jörg Binsack ist sich sicher, dass er die Spiele mit ihren emotionalen menschlichen Begegnungen für immer in Erinnerung behalten wird: „Ich bin sehr dankbar, dass ich das als kleines Mosaiksteinchen mitgestalten durfte, getreu dem Motto, hier einfach Mensch zu sein und den Home for Respect weiterzutragen in einer sich wandelnden Wertegemeinschaft.“

Man kann Prinz Harry für seine Idee in Verbindung mit seiner überzeugenden Präsenz vor Ort sowie Dr. Tauber, Jörg Binsack und allen anderen nur für ihren Einsatz danken. Ein Journalist hatte bei der umfangreichen medialen Berichterstattung zu den Invictus Games seine Reportage geschlossen mit den Worten „Kriege sind entbehrlich – die Hilfe für körperlich und seelisch verletzte Soldaten ist es nicht!“ Dem ist nichts hinzuzufügen. (goa)

Maurice und Nicolai, hessische Supporter aus Hünfeld und Grünberg, bei den IG.
Maurice und Nicolai, hessische Supporter aus Hünfeld und Grünberg, bei den IG.

Dr. Peter Tauber mit Kameraden und Freunden aus dem Protokollteam der Invictus Games.
Dr. Peter Tauber mit Kameraden und Freunden aus dem Protokollteam der Invictus Games.
Fotos: Invictus Games 2023 Düsseldorf
Fotos: Invictus Games 2023 Düsseldorf
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