Impuls von Stefan Buß: November – Ein Blick in den Himmel
Mittwoch, 08.11.2023
von STEFAN BUß
FULDA / MKK - Ist der Himmel ein diesseitiger oder ein jenseitiger Ort? Diese Frage werden Menschen schon zu allen Zeiten gestellt haben. Mehrere hundert Mal kommt das Wort in der Bibel vor, und es bezeichnet sowohl den Ort, an dem Gott wohnt, als auch das Firmament, das wir sehen können, an dem sich die Sonne zeigt oder von dem Regen fällt. In der englischen Sprache ist es einfacher.
Da gibt es den Begriff „Sky“ für den Himmel über uns und den Begriff „Heaven“ für den Bereich des Göttlichen. Im November, der bei den Christen als Totengedenkmonat gilt, werden wir häufig mit dem Himmel konfrontiert. Mit dem Hochfest Allerheiligen hat der November begonnen und wir werden nicht nur mit dem Tod und unserer der Vergänglichkeit konfrontiert, sondern wir blicken auch auf die Heiligen, die schon „im Himmel“ sind. Am Fest Allerseelen erinnerten wir uns ganz bewusst unserer Verstorbenen, die wir im Himmel glauben. So gesehen könnte der Himmel ein Sehnsuchtsort sein. Evangelische Christen gedenken ihrer Verstorbenen am Totensonntag. In der Offenbarung des Johannes steht „der neue Himmel und die neue Erde“ als eine Metapher für den verheißenen Ort, den wir nach dem Tod erreichen, wo das Leben in Ewigkeit sein wird. Wenn wir im Alltag vom Himmel sprechen, verbinden wir damit immer einen schönen Ort.
Auch wenn er wolkenverhangen ist, wissen wir doch, dass sich hinter der Wolkendecke die Sonne verbirgt und sich schon bald wieder das Blau des Himmels zeigen wird. Wenn wir davon sprechen, dass sich in einer Situation der Himmel verdüstert, meinen wir damit etwas, was nicht so leicht zu bewältigen ist und Kraft und Anstrengung verlangt, um eine Lösung oder Entspannung zu finden. In den Himmel zu schauen kann aus Forschunginteresse oder Neugier geschehen, es kann aber auch einfach einen kurzen Moment der Entspannung bedeuten. Und ein Kind, das seinen verstorbenen Großvater im Himmel glaubt, spürt einfach, dass dies ein guter Ort ist. Immer wenn vom Himmel die Rede ist, ist eine positive, freundliche und schöne Erfahrung gemeint: Wer schon einmal „im siebten Himmel“ war, hat vermutlich im Verliebtsein die schönsten Gefühle des menschlichen Daseins erlebt. Was himmlisch ist, bedeutet größtes Glück – selbst wenn es nur der Geschmack eines wundervollen Desserts sein mag.
„Wie im Himmel“ ist demnach etwas, was vom irdischen Alltag in das Jenseitige weist, an einen Ort, wo es außergewöhnlich schön sein muss. Meistens ist „das Himmlische“ etwas, was einem zufällig widerfährt oder was man unerwartet entdeckt; es verspricht und offenbart Geheimnisse, die wir kaum erahnen können. Wie auch immer wir auf den Himmel blicken: Er ist auf jeden Fall etwas, was über uns ist, was wir wie ein schützendes Dach empfinden können, was uns wahrnehmen lässt, dass da noch mehr ist als das Irdische, was uns alltäglich umgibt. Himmel als Hoffnungsort Die Herrlichkeit Gottes kann aber auch auf der Erde zu finden sein. Welche Hoffnung dies in unserem irdischen Leben birgt, beschreibt Paulus, etwa im Brief an die Kolosser: „Seid ihr mit Christus
auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische!“ (Kol 3,1) Der November holt uns auf den Boden der Tatsachen: die im Außen zunehmende Dunkelheit und das von den Bäumen fallende Laub, der Besuch der Gräber auf dem Friedhof, der Blick auf die Verstorbenen und Heiligen, die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit. Für Christen sollte es eigentlich kein düsterer Blick sein. Das zeigen auch vielen Stellen der Heiligen Schrift, wo der Himmel immer als etwas bezeichnet wird, was göttliches Wirken an Heilvollem für uns bringt. „Unsere Heimat ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter“ (Phil 3,20). Eine Verheißung nicht nur für wolkenverhangene Tage im November, sondern für alle Tage des Lebens.