Das sind die Träger der Medaille für Heimatpflege & Geschichtsforschung
Donnerstag, 02.11.2023
GELNHAUSEN - Zum Teil seit mehreren Jahrzehnten engagieren sich Holger Herber (Steinau), Harald Kling (Hasselroth) und Dr. Manfred Keil (Langenselbold) im Bereich der Heimatpflege und Geschichtsforschung.
Für dieses ausdauernde und vorbildliche Engagement wurden sie jetzt von Landrat Thorsten Stolz offiziell ausgezeichnet. Der Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises hatte die drei Persönlichkeiten unter Mitwirkung des Zentrums für Regionalgeschichte aus knapp zwanzig Bewerbungen für die Medaille für Heimatpflege und Geschichtsforschung ausgewählt.
Wie Landrat Thorsten Stolz erläuterte, kommen die Vorschläge jeweils von den Städten und Gemeinden sowie aus den rund 50 Heimat- und Geschichtsvereinen. Sie repräsentieren die vielen freiwillig engagierten Menschen, die mit Fleiß, Begeisterung und Heimatliebe die Vergangenheit ihrer Region erkunden und aufbereiten. „Dabei geht es gar nicht vorrangig um große Namen oder Sensationen, sondern um interessante Anekdoten, das Leben der einfachen Leute sowie lokale Persönlichkeiten und Ereignisse“, erläuterte Thorsten Stolz im Rahmen seiner Begrüßung.
Dieser Einsatz verdient Wertschätzung und Anerkennung
Dieser Einsatz verdient Wertschätzung und Anerkennung, wie auch die offiziellen Vertreterinnen und Vertreter der jeweiligen Heimatorte in ihren späteren Ausführungen bestätigten. Ein weiterer Ehrengast der würdevollen Feierstunde war der ehemaligen Landrat Karl Eyerkaufer, der diese wiederkehrende Auszeichnung vor 35 Jahren ins Leben gerufen hatte.
Die Medaille ist eine persönliche Würdigung der herausragenden Arbeit der jeweiligen Heimatforscher und Forscherinnen und zudem ein Ansporn, sich ebenfalls im Sinne der örtlichen Historie und der Kulturlandschaft zu engagieren. „Unsere diesjährigen Preisträger haben mit ihrer langjährigen Tätigkeit wertvolle Zeugnisse vergangener Zeiten erforscht und sichtbar gemacht“, so der Landrat mit Blick auf die besonderen individuellen Leistungen.
Holger Herber
Seit 1991 ist Holger Herber aktives
Mitglied im Heimat- und Kulturverein e.V. Ulmbach und seit 2001 dessen
Erster Vorsitzender. Zu seinen Leistungen auf dem Gebiet der
Heimatpflege und Geschichtsforschung zählen unter anderem Führungen von
Wandergruppen zu historischen Orten, wie der Landrat in seiner Laudatio
berichtete. Zudem hat Holger Herber seit 1988 um die 100
heimatgeschichtliche Artikel für Lokalzeitungen und Vereinsfestschriften
verfasst; hinzu kommen mehrere Aufsätze im Heimatkalender
„Bergwinkel-Bote“.
Dabei behandelt er eine große Bandbreite an
Themen wie zum Beispiel die Wüstungen um Ulmbach, traditionelle
Bildstöcke und Feldkreuze, die Entdeckung der Kalenderfunktion des
„Rabensteiner Kreuzes“ und die Lokalisierung der (vermutlichen)
Außenstelle des Klosters Konradsdorf bei Ulmbach. Auch eine
Beitragsserie zu „Mühlen im Kirchspiel Ulmbach“ stammt aus seiner Feder.
Zudem beschrieb er die „Entwicklung der Raiffeisenbanken im Altkreis
Schlüchtern“, arbeitete an der „Festschrift Feuerwehr Ulmbach“ von 1997
mit und lieferte eine „Dokumentation der Feuerwehren der Stadt Steinau
von der Gebietsreform bis 2019“. „Mit seinen Leistungen ist Holger
Herber ein Pfeiler des lokalen Vereinslebens und in erster Linie als ein
vorbildlicher Heimatpfleger anzusehen“, betonte der Landrat.
Harald Kling
Diese
Beschreibung gilt auch für Harald Kling, der schon in seiner Jugend
seine Leidenschaft für die Natur entdeckte und der christlichen
Pfadfinderschaft beitrat. 1963 trat er auch dem Kreisjagdverein
Gelnhausen bei, um die Jägerprüfung abzulegen. Noch im Gründungsjahr
1957 wurde er Mitglied der Natur- und Vogelschutzgruppe Niedermittlau,
wo er dann einige Jahre im Vorstand tätig war. Darüber hinaus engagierte
er sich in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der
Naturland-Stiftung im Main-Kinzig-Kreis und im Förderverein
Jugendwaldheim.
Im Kulturbereich ist Harald Kling Mitglied des
„Fördervereins zur Erhaltung der Laurentiuskirche“ und Fördermitglied
beim „Aktionskreis aktives Niedermittlau e.V.“ Er beteiligte sich zudem
aktiv am Dorferneuerungsprogramm Niedermittlau, das vom Amt für Umwelt,
Naturschutz und ländlichen Raum des Main-Kinzig-Kreises begleitet wurde.
„Besonders hervorzuheben ist seine 25-jährige Mitgliedschaft im Kultur-
und Geschichtsverein Hasselroth 1986 e.V., für den er über eine Dekade
als Schriftführer tätig ist bei allen anfallenden Arbeiten tatkräftigt
mitwirkt“, berichtete der Landrat.
In besonderem Maße unterstützt
er zudem den Vereinsnachwuchs und steht hier jederzeit mit Rat und Tat
zur Verfügung - sei es durch Kontaktvermittlungen, Unterstützung bei der
Veranstaltungsbewerbung und -logistik oder selbst durch die
Bereitstellung seines Privatautos. Zur Ehrung vorgeschlagen wurde er von
Bürgermeister Matthias Pfeifer mit der Unterstützung des Kultur- und
Geschichtsvereins Hasselroth.
Dr. Manfred Keil
Seit
2007 ist Dr. Manfred Keil der 1. Vorsitzende des „Vereins für
Geschichte und Heimatkunde Langenselbold e.V.“ mit herausragendem
Engagement. Wie Landrat Thorsten Stolz ausführte, hat er sich bereits
vor 1999 um die „Selweder Schproch“ gekümmert und sammelte die
ortsspezifischen Ausdrücke. Seine Dialektforschung des
Langenselbolderischen „Von Aabee bis Zwockel“ gab er im Wörterbuch für
die Kinzig-Gründau-Region heraus und verfasst die wöchentliche Rubrik im
Hanauer Anzeiger „Langenselbolder Zeitung“ mit „Selbolder Sprüche“.
Zudem leitet er die am Verein angedockte „Schprochschoul“.
Als in
den Jahren 2010-12 auf dem Rödelberg 20 Hügelgräber untersucht wurden,
unterstütze der Verein mit Manfred Keil federführend die Arbeiten der
regionalen Archäologen. Ein prächtig bestücktes frühkeltisches
Kriegergrab konnte dabei geborgen und später 1:1 nachgebildet im Museum
präsentiert werden.
Nachdem er krankheitsbedingt länger
kürzertreten musste, hält er nun auch wieder die „Schoulschtonne“. Dabei
handelt es sich um ein ernstzunehmendes wissenschaftliches Projekt zur
Weitergabe seines im Rahmen der Dialektforschung erworbenen Wissens.
Denn in der „Schproochschoul“ des Vereins wird das Wissen um den lokalen
Dialekt geteilt, verbreitet und somit belebt. „Dr. Keil ist über
Jahrzehnte die Triebfeder des Vereins und speziell als Sprachforscher
ein exponierter Wissensvermittler“, sagte der Landrat.
"Es gibt noch viel zu entdecken und zu beschreiben"
Nach
der offiziellen Übergabe der diesjährigen Medaille für Heimatpflege und
Geschichtsforschung nutzten die drei Preisträger die Gelegenheit für
ein paar persönliche Ausführungen und Dankesworte. Sie alle zeigten sich
hoch erfreut über die Würdigung und bekräftigen ihre Motivation, „an
den Themen dranzubleiben, denn es gibt noch viel zu entdecken und zu
beschreiben“.
Den Abschluss des feierlichen Abends im
Barbarossaaal des Main-Kinzig-Forums bildeten die Glückwünsche der
politischen Vertreterinnen und Vertreter der jeweiligen Heimatorte. So
bezeichnete Steinaus Bürgermeister Christian Zimmermann die Preisträger
als wichtige Vorbilder und als Quellen der Inspiration, sich mit der
Vergangenheit eingehend zu befassen. Dabei gehe es „sowohl um die
schönen Dinge als auch um die Lehren, die aus der Historie gezogen
werden könnten“. Das bekräftigte auch Ute Rosenberger, Stadträtin aus
Langenselbold, denn „die Geschichte ist das Fundament der Gegenwart“.
Auch
für Bürgermeister Matthias Pfeifer aus Hasselroth war es eine richtige
Entscheidung, dass diese drei Personen als würdige Preisträger in den
Mittelpunkt gerückt wurden. „Mit ihrem uneigennützigen Schaffen sind sie
zuverlässige Stützen der Gemeinschaft und vorbildliche Motivatoren“,
sagte er. Seine Dankesworte wurden unterstützt durch die Glückwünsche
von Rainer Peschelt, Vorsitzender des Kultur- und Geschichtsvereins
Hasselroth 1986.
Für die musikalische Begleitung des Abends mit entsprechenden geschichtlichen Bezügen sorgte das „Bonifatius Ensemble Lißberg“. Ulrich Ritter und Kurt Racky präsentierten historische Stücke aus acht Jahrhunderten mit Drehleier, Organistrum, Shrutibox und Gesang. (red)