Hessen statt Afrika

Jetzt seid Ihr gefragt: Bitte überwinternde Weißstörche dem NABU melden

Der NABU möchte mehr darüber herausfinden, warum Weißstörche zunehmend auch in Deutschland überwintern. - Archivfoto: Günther Appich


Mittwoch, 08.11.2023

HESSEN / MKK - Störche in Kälte und Schneeregen – dieses ungewöhnliche Bild ist immer häufiger in Hessen sehen.

Der NABU möchte mehr darüber herausfinden, warum Weißstörche zunehmend auch in Deutschland überwintern und ruft darum zum Melden von „Winterstörchen“ auf. Noch bis zum 31. Januar 2024 können gesichtete Weißstörche unter https://NABU-naturgucker.de/weissstorch gemeldet werden. Jeder kann bei diesem Citizen-Science-Projekt mitmachen und helfen, Weißstörche besser kennenzulernen und zu schützen.

Der Weißstorch (Ciconia ciconia) ist einer der bekanntesten Vögel Deutschlands und Wappenvogel des NABU. „Als Langstreckenzieher überwintert er in Afrika – eigentlich“, sagt Bernd Petri von der NABU-Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz. „Wir beobachten aber schon seit Jahren, dass sich das Zugverhalten ändert.“ Von den Vögeln, die auf dem Zug das Mittelmeer westlich umfliegen, den sogenannten „Westziehern“, bleiben inzwischen immer mehr auf der Iberischen Halbinsel statt weiter nach Afrika zu fliegen.

Hunderte Störche überwintern in Hessen


Auch in Deutschland werden vermehrt zwischen November und Januar „Winterstörche“ beobachtet. Petri: „Das regelmäßige Monitoring der NABU-Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz ergab jeweils mehrere hundert Vögel in den letzten Jahren, die hiergeblieben sind.“ In Hessen überwinterten in den letzten Jahren besonders viele Störche. „Allein im Hessischen Ried ließen sich im letzten Winter über 300 Weißstörche beobachten“, so Petri. Der Weißstorch-Experte geht davon aus, dass auch in anderen Landesteilen Störche die kalte Jahreszeit überbrücken.

Der ungewohnte Anblick der großen Schreitvögel im Winter führt dazu, dass sich manche Menschen Sorgen machen, dass die Weißstörche erfrieren könnten. „Dafür gibt es aber keinen Grund“, so Petri. „Dem Storch als großem Vogel macht die Kälte kaum etwas aus, da er die Wärme wesentlich besser speichern kann als kleine Singvögel wie Meise und Spatz – und die überwintern schließlich auch bei uns.“

Über die Gründe für das veränderte Zugverhalten ist bisher nur wenig bekannt. Naheliegend ist, dass die Klimakrise eine Rolle spielt. In immer milderen Wintern mit wenig Schnee finden Weißstörche als Nahrungsopportunisten inzwischen meist auch bei uns ausreichend Mäuse, Würmer, kleine Fische und Abfall auf offenen Mülldeponien. Denn Weißstörche treten ihren Zug in den Süden nicht etwa wegen der Kälte, sondern vor allem wegen der Nahrungsknappheit im europäischen Winter an.

Petri: „Bleiben die Vögel hier, ersparen sie sich zum einen den kräftezehrenden Zug. Zum anderen sind sie früher als ihre ziehenden Artgenossen in den Brutgebieten und können so die besten Neststandorte besetzen.“ Ein angepasstes Zugverhalten kann also Vorteile bringen. (red)

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