Begeistertes Publikum

Grandioses Premierenkonzert der Bergwinkel Philharmonie in Steinau

Premiere der Bergwinkel Philharmonie in der Halle am Steines in Steinau. - Fotos: Walter Dörr


Dienstag, 14.11.2023
von WALTER DÖRR

STEINAU - Es knisterte förmlich im Gebälk der „Halle am Steines“ in Steinau. Die einen – rund 350 Gäste in der großen Sporthalle - waren gespannt, was sie gleich hören werden, die anderen, die 100 Akteure, waren hinter den Kulissen konzentriert und aufgeregt, um beim Start-Up-Konzert ihrer neuen „Bergwinkel Philharmonie“ zu glänzen. 

Um es vorweg zu sagen: es war ein grandioses Konzert. Mit der Fanfare „Fascination“ des österreichischen Komponisten Otto Schwarz startete der Klangkörper unter Leitung von Andreas Leibold kurz und heftig – aber da wurde bereits deutlich, dass im Laufe des Abends noch Großartiges zu hören sein wird. Der Initiator des gigantischen Orchesterprojektes, Franz-Josef Schwade, versprach auch, dass man noch für Faszination aus dem Bergwinkel sorgen werde, und hieß die Gäste willkommen, besonders Landrat Thorsten Stolz, den Steinauer Bürgermeister Christian Zimmermann, den Sinntaler Bürgermeister Thomas Henfling, Stadtrat Willi Staaf aus Schlüchtern und Stadtrat Werner Wolf aus Bad Soden-Salmünster.

Ein Märchen wurde wahr


Es sei wie ein Märchen gewesen, was jetzt in der Märchenstadt Steinau Wirklichkeit werde. Von erhofften etwa fünfzig Rückmeldungen auf das erste Anschreiben an die Musikvereine, Stadtkapellen und Posaunenchöre im Bergwinkel zur Gründung der Bergwinkel Philharmonie empfahlen sich weit über 100 Musikerinnen und Musiker, die die musikalischen Anforderungen zu erfüllen und dem Bergwinkel ein großes Profil zu geben glaubten. Nach den Probenarbeiten waren dann neben den Bläsern auch Schlagwerk und ein 1. Klasse-Chor auf der Bühne beim Start-Up-Konzert. In Zeiten der Globalisierung müsse man sich auf die Heimat fokussieren, so Schwade.


Blasmusik – ein Schatz des Bergwinkels


Die Blasmusik sei einer der Schätze im Bergwinkel und argumentierte, dass es auch in Frankfurt Musikkapellen gebe, aber keine habe bislang den Bundeswettbewerb gewonnen – aber Schlüchterner Bands. Dass die Musikerinnen und Musiker, die sich aus den Vereinen kennen, jetzt zusammen in einer neuen großen Formation spielen, sah Schwade positiv und bedeute keine Konkurrenz. Geplant seien zwei Probenwochenenden, Workshops und zwei Konzerte jährlich. Das nächste übrigens am 26. Mai 2024 beim 100jährigen Jubiläum vom Musikverein 1924 Weiperz. Moderator Lukas Bachmann, als Vorsitzender, Dirigent und Trompeter der Stadtkapelle Schlüchtern ein Fachmann, sagte, dass man sich beim nächsten Programmpunkt auf eine spannende Reise mit unbekanntem Ziel begebe (Übereinstimmungen mit dem Philharmonie-Projekt rein zufällig). „Die große Seefahrt“ vom tschechischen Komponisten Pavel Stanek, das eigentlich Columbus´ Entdeckung Amerikas musikalisch darstellt, war ein grandioses Auftaktwerk für die Jungfernfahrt der Bergwinkel Philharmonie. Dirigent Franz-Josef Schwade, der sich mit glitzerndem Show-Sakko und natürlich Franzosenkäppi von der ganz schwarzen Garderobe der Musikerinnen und Musiker abhob, bot mit dem Orchester ein wunderbares Erlebnis: eine einmalige Instrumenten- und Klangvielfalt.

Eine einmalige Klangvielfalt


Die ungewöhnliche Partitur wurde auch optisch durch Licht- und Nebeleffekte verstärkt. Man konnte quasi die Wellen, ruhig oder mörderisch hoch, hören – und belohnte das mit viel Applaus. „Shaddowland“ aus dem Musical „König der Löwen“ war der nächste Programmpunkt: ein großes Orchester und ein 10köpfiger Chor (Solistin Svenja Staaf) - Begeisterung allerseits. Unter Leitung von Andreas Leibold erklang dann der nächste Höhepunkt: „Nostradamus“, die beeindruckende Vertonung des Lebens des berühmten französischen Hellsehers - wieder vom österreichischen Komponisten Otto M. Schwarz. Ein wahnsinniges Konzertstück, die Partitur perfekt intonisiert, mystische Klänge, beeindruckenes Schlagwerk, das hat man noch nie von Musikern der Region gehört – nur die Geräusche der Lüftung in der Halle am Steines störten. Ebenfalls unter Leitung von Andreas Leibold erklang dann ein heimliches Lieblingsstück verschiedener Musiker: Children of Sanchez. Der Soundtrack von Chuck Mangione (Solist Trompeter Valentin Strott) zum gleichnamigen Film nach dem Buch des amerikanischen Anthropologen Oscar Lewis beendete den ersten Teil des Start-Up-Konzertes.


„Traffic“ Verkehrswahnsinn


In der Pause sorgten die Darbietungen für jede Menge Gesprächsstoff und lobende Worte. Was man nicht wusste, das Publikum wird noch geforderter. Und gleich nach dem Pausengong. „Traffic“, ein Werk von Thomas Doss, beschreibt den täglichen Verkehr – ob in der Großstadt oder im ländlichen Raum. Dirigent Franz-Josef Schwade hat sich das Stück ausgesucht, weil es Erlebnisse bei seiner Selbstfindungswanderung beschreibt. Eine verrückte Welt in Form eines Notenwirrwars – Schwerstarbeit für die Musiker, geforderte Ohren bei den Konzertbesuchern. Eine fulminante Komposition, Hardcorps, den man mag oder nicht. „Wohlklang“ und Entspannung gab es dann bei „Phil Collins Live“ (Solistin Tenorsaxophon Bianca Schwade), ein Medley des bekannten englischen Komponisten und Schlagzeugers der Rockband „Genesis“ für ein Massenpublikum. Schön ging es dann weiter mit bekannten Musicalhits von Andrew Lloyd Webber. Lang war die Liste, bei denen sich die Orchesterleiter Franz-Josef Schwade und Andreas Leibold bedankten, die das Premierenkonzert der Bergwinkel Philharmonie ermöglicht haben.


Für den Schluss des Konzertes hatten sich die Akteure noch etwas Besonderes ausgedacht: nämlich „richtige“ Blasmusik mit der weltberühmten „Rosamunde“ vom tschechischen Komponisten Jaromir Vejvoda. Den Ohrwurm haben sie alle im Ohr – die Musiker im Tagesgeschäft und auch die Besucher klatschten und sangen mit. Und auch den Konzertmarsch „Die Sonne geht auf“ (Solisten kleine Trommel Lennox Kraft, Piccolo Manu Seidel) mochte man. So sehr, dass nach langem Beifall noch eine Zugabe gefordert wurde. Noch einmal „Shaddowland“ mit allen 100 Musikern und dem 10köpfigen Chor. Eine gelungene Premiere, die neugierig auf Kommendes macht. Philharmonie, was altgriechisch „Liebe zur Musik“ bedeutet, bewiesen eindrucksvoll die Akteure. Ein „Aha“-Erlebnis auch für die politisch Verantwortlichen, denn soviel Harmonie von Musikern aus dem ganzen Bergwinkel haben sie noch nie erlebt.

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