Infoveranstaltung zur Zukunft der Schollese Mühle in Biebergemünd
Dienstag, 21.11.2023
BIEBERGEMüND - Über 70 Bürgerinnen und Bürger versammelten sich kürzlich im Dorfgemeinschaftshaus Lanzingen, um sich über die Zukunft der Schollese Mühle (auch bekannt als „Jackels Mühle“) im Ortsteil Kassel zu informieren. Bürgermeister Matthias Schmitt begrüßte die Anwesenden aus verschiedenen Ortsteilen sowie Akteure der Kommunalpolitik. Er zeigte sich angetan vom großen Zuspruch, der die Relevanz des Projekts für die Gemeinde unterstrich und dankte den Eheleuten Jackel, dass sie vor drei Jahren dem Verkauf ihres Mühlenanwesens an die Gemeinde zugestimmt haben. Nun sei die Konzeptstudie fertiggestellt worden, die sich mit der Frage beschäftige, was aus der Mühle und dem umliegenden Areal geschehen solle.
Gesine Schmidt und Klaus Heim, beide renommierte Architekten und Experten für Dorfentwicklung im ländlichen Raum, präsentierten die Machbarkeitsstudie. Unterstützt wurden sie dabei von Renée Suchantke. Ihre Arbeit ziele darauf ab, ein Konzept zu entwickeln, das die Lebensqualität aller Generationen in Biebergemünd verbessere und gleichzeitig das Gemeinwohl fördere. Die Kernergebnisse: Abriss nicht benötigter Scheunen und Wirtschaftsgebäude, Sanierung und Umnutzung des bestehenden Wohnhauses und der Mühle, Neubau für seniorengerechtes Wohnen sowie Entwicklung der Mühlenwiese als naturnahen Naherholungsbereich.
Mit dem Rückbau des Mühlengebäudes auf seinen historischen Zustand vor 1948 solle das kulturelle Erbe und die Geschichte der Mühle bewahrt werden. Dabei könne ein neues, zukünftig sichtbares Mühlenrad als ästhetischer Blickfang und gegebenenfalls auch zur Stromerzeugung genutzt werden. Ein besonderes Augenmerk liege auf dem Scheunenersatzbau, der als multifunktionaler Raum konzipiert werden könne. Er soll als „Biebergemünder Wohnzimmer“ dienen und flexible Möglichkeiten für Veranstaltungen und ein Café als sozialer Treffpunkt bieten. Zusätzlich können im Bestandsgebäude weitere Veranstaltungs- und Gruppenräume, beispielsweise für Ateliers oder Co-Working-Plätze geschaffen werden. Dabei wird empfohlen, einen Trägerverein zu gründen, der das Gebäude lebendig hält, indem er sowohl bestehende Bedarfe abdecken als auch neue Angebote für die Bevölkerung von Biebergemünd entwickeln kann. Angesichts des Mangels an barrierefreiem und bezahlbarem Wohnraum im ländlichen Raum wird in der Machbarkeitsstudie zudem die Errichtung und Vermietung von etwa 18 barrierefreien Seniorenwohnungen in Erwägung gezogen – eine Maßnahme, die vermutlich in die Hände eines Investors gelegt und über soziale Wohnbauförderprogramme unterstützt werden kann.
"Voting per Daumen"
Die Veranstaltung bot den Anwesenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und weitere Anregungen einzureichen. Zum Abschluss der Veranstaltung bat Bürgermeister Schmitt um ein spontanes "Voting per Daumen", um die Resonanz auf die Studienergebnisse zu messen. Fast alle Teilnehmer bestätigten lachend mit einem Daumen nach oben ihre positive Einstellung zu den Ergebnissen. Schmitts Dank galt dem Architektenteam und der Arbeitsgruppe aus Bürgerinnen und Bürgern, politischen Akteuren und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung, die in den letzten Monaten gemeinsam die Konzeption erarbeitet haben – ebenso an SpessartRegional, von wo der Konzeptionsprozess finanziell unterstützt worden ist.
Die Machbarkeitsstudie wird Anfang nächsten Jahres veröffentlicht und auf der Homepage der Gemeinde zur Verfügung gestellt, nachdem sie den gemeindlichen Gremien detailliert vorgestellt wurde. Schmitt dazu: „Es ist wichtig zu betonen, dass sich das Projekt am Anfang eines langfristigen Prozesses befindet. Zunächst müssen die politischen Gremien eine Grundsatzentscheidung treffen, bevor mit der weiteren Planung der Ideen begonnen werden kann.“ Eine Umsetzung der Maßnahmen könne erst anschließend erfolgen und gehe nicht „von heute auf morgen“.
Die Anwesenden bei der Informationsveranstaltung waren sich jedoch einig: Am Ende kann die Mühle nicht nur zu einem weiteren Zentrum des sozialen und kulturellen Lebens in Biebergemünd, sondern auch zu einem Beispiel für nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum werden. (red)