Traum von der Selbständigkeit erfüllt

Bio-Bauer und Metzgermeister Markus Klüh baut auf Direktvermarktung

Der 37-jährige Markus Klüh betreibt als Landwirt einen biozertifizierten Hof und als Metzgermeister eine Dorfmetzgerei mit Schlacht- und Kühlhaus. - Fotos: Walter Dörr


Dienstag, 09.01.2024
von WALTER DÖRR

SCHLÜCHTERN - Obwohl der Schlüchterner Stadtteil Vollmerz eher ländlich geprägt ist, gibt es hier kaum noch „richtige“ Bauern. Am Ortsausgang in Richtung Ramholz fällt aber ein großer neuer landwirtschaftlicher Betrieb auf.

Der 37-jährige Markus Klüh betreibt hier als Landwirt einen biozertifizierten Hof und als Metzgermeister noch in der Straße „Am Kinzigberg 6“ eine Dorfmetzgerei mit Schlacht- und Kühlhaus. Die Vermarktung der selbst gezogenen Rinder der aus Frankreich stammenden Fleischrindrasse „Limousin“ ist ein erfolgreiches Konzept. Bauer zu lernen war eigentlich Markus Klühs Berufswunsch.

Als er sich nach Abschluss der Realschule in Schlüchtern entscheiden musste, machte er erst eine zweieinhalb Jahre lange Fleischerlehre in der Metzgerei „Der Ludwig“ in Schlüchtern. Es mag eine „Vorbelastung“ gewesen sein, da sein Großvater schon Metzger in Oberzell war. Ab der Ausbildung begann Markus Klüh bereits, zuhause Schafe zu schlachten und Wurst zu machen. Während dem Zivildienst im Hofgut Marjoss des Behindertenwerkes Main-Kinzig machte er nebenbei Hausschlachtungen. Schon seit dem zwölfen Lebensjahr hielt Klüh Ziegen, Schafe und Schweine. Die Entscheidung, eine eigene Metzgerei zu bauen, setzte der zielstrebige Klüh um und nach der erfolgreich bestandenen Meisterprüfung im April 2007 konnten Schafe, Schweine und Rinder im eigenen Betrieb geschlachtet werden.

Traum von der Selbständigkeit

EU-Vorschriften schränkten aber Ende 2009 die Schlachtungen ein, die fortan in anderen Betrieben ausgeführt werden mussten. „Nachdem ich zehn Jahre in der Metzgerei Martin (Schwarzenfels/Sterbfritz) auf einer halben Stelle gearbeitet habe, traf ich im Herbst 2019 die Entscheidung, mich selbstständig zu machen,“ so Markus Klüh. Er kaufte einen Verkaufswagen und seitdem werden die Rinder aus der eigenen Biolandwirtschaft für die Fleisch- und Wurstwaren von Klüh im Betrieb von Richard Ape in Weichersbach geschlachtet. Zu verarbeitende Schweine kommen vom Zerlegebetrieb Michael Schwarz in Bad Salzschlirf und werden im Schlachthof Fulda geschlachtet. Verkaufsoffen ist die Dorfmetzgerei mit ihrem umfangreichen Angebot freitags von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, sowie samstags von 9 bis 12 Uhr. Zum „Geschäftsbereich Metzgerei“ gehört auch ein Partyservice.

Mutterkuhstall gebaut


In der Landwirtschaft seines Nachbarn Georg Kirchner half Markus Klüh schon seit Kindesbeinen gerne mit. 2012 übernahm Klüh den Betrieb mit sieben Hektar bewirtschafteter Fläche. Schnell merkte er, dass die Gebäude für seine Zwecke zu klein sind. So baute er 2014 einen ersten 160 Quadratmeter großer Stall im Außenbereich von Vollmerz und 2020 noch eine Rundbogen-Halle für Heu und Stroh. Da nach acht Jahren der Kauf der Nachbargebäude in der Straße „Am Kinzigberg“ nicht möglich war und es zu einer Versteigerung kommen sollte, trafen Markus Klüh und seine Frau Ramona (seit 2014 verheiratet) eine weitreichende Entscheidung: den Bau eines Mutterkuhstalls, einer weiteren Rundbogenhalle für Futter und eines Wohnhauses für die Familie, zu der die Kinder Paul (10 Jahre), Mia (8 Jahre) und Hannes (4 Jahre) gehören.

Insgesamt 6.000 Quadratmeter wurden bis zur Fertigstellung im Herbst 2022 bebaut. 65 Hektar bewirtschaftet Markus Klüh jetzt, zehn Hektar sind Eigentum, 55 Hektar sind gepachtet. Auf den 53 Hektar Grünland im Degenfelder Land fühlen sich die 80 Tiere (Mutterkühe plus Nachzucht) sehr wohl, denn entsprechend den Standards eines Biohofes (die Zertifizierung erfolgte 2013) müssen die Tiere den Sommer über auf der Weide sein. Auf den zwölf Hektar Ackerland werden Weizen, Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen), Roggen, Mais und Kleegras angebaut.

Obwohl die Landmetzgerei und Landwirtschaft offiziell eine „Ein-Mann-Firma“ ist, wird sie nur im Team durch den Familienverbund möglich. Ehefrau Ramona ist das Metzgerhandwerk nicht fremd (Vater Metzger, Mutter Fleischerei-Verkäuferin) und die beiden Eltern helfen und unterstützen, wo sie nur können. Auch wenn „alles gut läuft“ und die Selbstvermarktung „passt“ (auch von weither kommen Kunden nach Vollmerz), machen sich die Klühs doch Gedanken für die Zukunft. So werde weniger aber bewusster und hinterfragter Fleisch gegessen. Gleiche Auflagen für große und kleine Unternehmen belasten die Kleinen. In der Landwirtschaft sind die „Umweltverschmutzer Vieh“ und der Wolf ein Thema.

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