MAIN-KINZIG-KREIS

Hilfe für Kinder süchtiger Eltern: Siegel-Verleihung an ambulante Suchthilfe

Siegel-Verleihung an das Team der Ambulanten Suchthilfe mit Sitz in Hanau. - Foto: Gelnhäuser Neue Zeitung


Samstag, 09.11.2019
von Gelnhäuser Neue Zeitung

MAIN-KINZIG-KREIS - Die Ambulante Suchthilfe des Diakonischen Werks Hanau-Main-Kinzig ist mit dem „Fit Kids“-Siegel ausgezeichnet worden. Neben den Suchtkranken selbst stehen auch deren Kinder im Fokus.

Wenn Eltern suchtkrank sind, leiden ihre Kinder nicht nur unter den Umständen, unter denen sie oft mehr schlecht als recht aufwachsen, sondern sie haben auch ein sechsfach erhöhtes Risiko, später selbst süchtig zu werden. Die Mitarbeiter der Ambulanten Suchthilfe betreuen jährlich mehr als 700 suchtgefährdete oder suchterkrankte Menschen. Alleine für 2018 wurden 148 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erfasst, die im Haushalt der suchterkrankten Eltern leben. Daher ist es der Ambulanten Suchthilfe ein Anliegen, die Mütter und Väter in ihrer Elternrolle zu unterstützen sowie den Kindern als Angehörigen Hilfe anzubieten und/oder zu vermitteln. Wie alle anderen Kinder sollen sie die Chance auf ein gesundes, altersentsprechendes Leben erhalten.

Seit 2015 beschäftigt sich die Ambulante Suchthilfe intensiv mit dem Thema und wird hierbei durch das Coaching der Weseler „Fit Kids“-Beratungsstelle begleitet. „Seither hat sich der Blickwinkel der Mitarbeiter deutlich geändert“, sagt die Leiterin der Ambulanten Suchthilfe, Jutta Nieß. „Wir sehen den Klienten jetzt immer als Teil eines Familiensystems und nicht mehr nur als einzelnen Menschen mit Suchtproblemen. Damit haben wir auch die Kinder mit im Blick, gleich, ob sie mit dem Süchtigen zusammenleben oder im Heim oder in einer Pflegefamilie. Wir wollen die Klienten ermutigen, ihre Scham abzulegen und sich in ihrer besonderen Situation Hilfe von Ämtern oder Hilfseinrichtungen zu holen.“

Inwiefern hat die Sucht der Eltern Einfluss auf das Leben der Kinder? Wird die Hilfe von Jugendhilfeeinrichtungen benötigt? Welche Hilfen und Angebote sollten in Anspruch genommen werden? Diese Fragen sind zu klären. Oft kann man bereits vor der Geburt Hilfestellungen aufzeigen und Begleitung anbieten. Vertraulichkeit und Schweigepflicht sind für die Berater selbstverständlich. Mit einer Ausnahme: Ist das Kindeswohl gefährdet, hat dies Vorrang.

Neben der intensiven Beratung und Begleitung einzelner Klienten und deren Familien soll auch das gemeinsame Erleben nicht zu kurz kommen – etwa bei Tagesausflügen, Besuchen von Zirkus- oder Theateraufführungen sowie jahreszeitlichen Aktivitäten. Auch freuen sich Eltern und Kinder auf die kommende Weihnachtfeier und die Weihnachtswunschbaumaktion. 2018 konnten durch diese Aktion 41 Kinder beschenkt werden.

Als offizielle Auszeichnung für die Arbeit, die den Blick auf die Kinder aus suchtbelasteten Elternhäusern richtet, ist die Ambulante Suchthilfe jetzt als erste Einrichtung in Hessen mit dem „Fit Kids“-Siegel zertifiziert worden. Zehn Coaching-Termine mussten zuvor absolviert, Aktionen für Mütter, Väter und Kinder angeboten sowie Kooperationsstrukturen aufgebaut und intensiviert werden. +++

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