Wächtersbach: Ein Kunstkalender hilft Frauen und Kindern
Sonntag, 11.02.2024
WÄCHTERSBACH - „Das Frauennetzwerk aristanet hat mit der dritten Auflage seines Kunstkalenders im Kleinformat erneut ein großartiges Ergebnis erzielt, das sich sehen lassen kann. Damit kommt auch in diesem Jahr eine größere Summe direkt dem Frauenhaus in Wächtersbach zugute“, freute sich Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler bei der Spendenübergabe im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen.
Der Benefiz-Kunstkalender zeigt Arbeiten von Künstlerinnen aus der Region und darüber hinaus. „Dieses Projekt von Frauen für Frauen hilft jenen, die häusliche Gewalt erlebt haben. Sie erhalten im Frauenhaus Wächtersbach Unterstützung und werden dabei begleitet, ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen“, sagte Susanne Simmler, die auch Schirmherrin des Kalenders ist.
„Verbindungen – Kunst von Frauen für Frauen“
Der Kalender 2024 steht unter dem Motto „Verbindungen – Kunst von Frauen für Frauen“. 35 Geschäfte zwischen Hanau und Wächtersbach bis nach Alzenau beteiligten sich am Verkauf. „Neben dem Betrag, den wir mit dem Verkauf für die Arbeit des Frauenhauses in Wächtersbach erzielen, ist es uns wichtig, mit den Menschen ins Gespräch über häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu kommen. Deshalb setzen wir neben dem Vertrieb über unsere Verkaufsstellen auch auf den persönlichen Kontakt auf Märkten und bei Veranstaltungen“, erklärte die aristanet-Vorsitzende Friederike Ley.
Neben Susanne Simmler, der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Grit Ciani und der Kulturbeauftragten Andrea Sandow sowie Vertreterinnen von aristanet e.V. nahmen seitens der Sponsoren Tobias Zipf (als Vertreter des Vorstands der Kreissparkasse Gelnhausen), Wido Wagner (Geschäftsführer Stadtwerke Gelnhausen) Bernd Knüttel (als Vertreter von Kreiswerke-Geschäftsführer Oliver Habekost) und Marcus Brandes (Agentur brandesmedia) teil. Stadtwerke, Kreiswerke und Kreissparkasse erklärten sich vor Ort bereit, den erzielten Erlös aus dem Kalenderverkauf in Höhe von 11.165 Euro gemeinsam auf insgesamt 12.000 Euro aufzurunden. Den symbolischen Scheck nahmen Brigitte Machnitzke und Lea Kircher vom Verein Frauen helfen Frauen e.V. in Wächtersbach entgegen. Der Verein betreibt das dortige Frauenhaus und die Beratungs- und Interventionsstelle.
Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt seien überall auf der Welt
Beide freuten sich sehr über dieses gelungene Projekt, das dabei helfe, dieses schwierige, aber gleichwohl wichtige Thema ins Bewusstsein der Menschen im Main-Kinzig-Kreis zu rücken. Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt seien überall auf der Welt, Deutschland nicht ausgenommen, leider erschreckende Realität. Menschen, die Partnerschaftsgewalt erleben, seien zu mehr als 80 Prozent weiblich. Bundesweit sind es im Schnitt 13 Frauen pro Stunde, die Gewalt durch den Partner oder den Ex-Partner erfahren. Die Dunkelziffer liegt vermutlich wesentlich höher. Für 184 Frauen endete im Jahr 2023 die Gewalt durch den Partner oder Ex-Partner tödlich. Dabei ist Gewalt gegen Frauen, insbesondere in Beziehungen, keinesfalls eine Erscheinung in Milieus, sondern zieht sich gleichmäßig durch die Bevölkerung – unabhängig von Einkommenssituation, sozialem und beruflichem Umfeld oder von Herkunft.
Umso wichtiger sei es, vor Ort Frauenhäuser und damit Zufluchtsstätten zu haben. Seit dem Bestehen des Frauenhauses Wächtersbach haben dort 1378 Frauen und 1478 Kinder Schutz und Zuflucht gefunden. Finanziert wird das Frauenhaus Wächtersbach – wie alle hessischen Frauenhäuser – aus Mitteln des Landes, des Kreises und der Kommunen, die jedoch nicht auskömmlich sind. Zusätzliche Spenden sind daher unverzichtbar. „Die Spende aus dem Kalenderverkauf hilft uns sehr, da wir personell aufstocken müssen und bereits ab April eine Studentin einstellen, die ein duales Studium der Sozialen Arbeit absolviert“, erklärte Lea Kircher. Brigitte Machnitzke dankte im Namen des gesamten Frauenhaus-Teams für das Engagement und die Unterstützung aller am Projekt Beteiligten.
Mit dem Kunstkalender ins Gespräch zu kommen
„Immer wieder gelingt es, über den Kunstkalender ins Gespräch zu kommen über ein Thema, das in unserer Gesellschaft leider immer noch nicht so wahrgenommen und behandelt wird, wie dies nötig wäre“, unterstrich Susanne Simmler. Sie freue sich daher, dass dieses Projekt durch kommunale Akteure – Kreiswerke, Sparkasse, Stadtwerke sowie eine Agentur aus der Region - mitgetragen werde. Tobias Zipf, Bernd Knüttel, Wido Wagner und Marcus Brandes bekräftigten das Engagement, indem sie das Projekt auch künftig fördern wollen. Sie sagten finanzielle Unterstützung für den Benefiz-Kunstkalender 2025 zu. „Damit machen Sie nicht nur uns und dem Frauenhaus eine große Freude“, zeigten sich die aristanet-Frauen begeistert, denn der Kalender ist begehrt: „Trotz höherer Auflage als im Vorjahr waren wir schon vor Weihnachten ausverkauft und hätten noch einige Kalender mehr verkaufen können. Unser Kunstkalender hat eine wachsende Fangemeinde und es gibt bereits Bestellungen für die nächste Ausgabe“, hieß es seitens des aristanet-Vereins.
Die Bilder für den Benefiz-Kalender 2024 wurden von den Künstlerinnen Masoumeh Ahmadi, Renate Barth, Isabelle Blessing-Peest, Irina Frauenstein, Birgit Fuchs-Dohn, Karin Heutger, Elfie Kessler, Julie Knappe, Yan Rechtmann, Sabine Schmitt, Hannah Schickedanz und Marianne Walter kostenfrei zum Abdruck zur Verfügung gestellt. Die Originale waren im Dezember im Foyer der Kreissparkasse Gelnhausen zu sehen. Insgesamt hatten sich 48 Künstlerinnen mit ihren Arbeiten für den Benefiz-Kunstkalender beworben, sodass eine Jury die Auswahl traf. Arbeiten fast aller Künstlerinnen, die Bilder für den Benefiz-Kalender eingereicht hatten, werden vom 29. Februar bis zum 10. März in der Kulturherberge in Gelnhausen ausgestellt.
Die Vernissage beginnt am 29. Februar um 18 Uhr und ist öffentlich. Im Rahmen dieser Ausstellung und anlässlich des Internationalen Frauentages laden aristanet e.V. sowie die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Kreises und der Stadt Gelnhausen für den 7. März zum Theater „Schön und klug, Frau genug? Frau Seibold findet, es reicht“ mit Dr. Gisela Matthiae in die Kulturherberge Gelnhausen, Schützengraben 5 ein. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr. (red)