Hanau: Unter dem Hauptbahnhof wird ein 240 Meter langer Tunnel gebohrt

Mittwoch, 14.02.2024
HANAU - „Diese unterirdische Leitung ist eine überragende Leistung. Unsere Hanau Netz GmbH hat einen außergewöhnlichen Tunnel gebaut, während sechs Meter darüber der Bahnverkehr reibungslos funktionierte“, lobt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky die Arbeiten an der neuesten Stromtrasse in Hessens kleinster Großstadt.
Die Hanau Netz GmbH (HNG), Tochterunternehmen der Stadtwerke Hanau GmbH, baut und betreibt in Hanau das Strom-, Gas- und Trinkwassernetz und das Gasversorgungsnetz in Großkrotzenburg. „Diese neue 2,5 Kilometer lange Stromtrasse zwischen dem Umspannwerk Hanau Ost im Kinzigheimer Weg und dem Industrieweg auf der anderen Seite der Bahngleise ist sicherlich unser außergewöhnlichstes Bauprojekt, denn genau 241,36 Meter der Stromtrasse haben wir unterhalb der Gleisanlage in sechs Metern Tiefe verlegt“, sagt Hanau Netz-Geschäftsführer Adrian Szabo, nachdem nun der so genannte Durchstich – das Aufeinandertreffen der beiden Tunnelenden – erfolgte.
Umsetzung in "Rekordgeschwindigkeit"
Zu den Superlativen zählt auch die Geschwindigkeit, mit der das Projekt umgesetzt wird. Vom ersten Projektaufschlag über Erstellung der nötigen Gutachten, Probebohrungen bis zur Erteilung der Freigabe durch die Bahn und zuständigen Behörden sind gerade mal fünfzehn Monate vergangen. „Für ein Projekt dieser Komplexität und Größe in Kombination mit der Deutschen Bahn setzen wir die Deutschland-Geschwindigkeit in Hanau praktisch um“, so der HNG-Aufsichtsratsvorsitzender Claus Kaminsky. „Teil des Erfolgs ist auch die enge Abstimmung mit dem städtischen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service, so dass der enge Zeitplan der Hanau Netz gut in das Maßnahmenpaket um den geplanten Neubau der Hauptbahnhofbrücke integriert werden konnte“, ergänzt Stadträtin Isabelle Hemsley.
Die Tunnelarbeiten starteten dann im vergangenen Oktober zeitgleich am Holzverladegleis an der Daimlerstraße und an der Rodgaustraße. Dazu wurden zunächst die notwendigen Start- und Zielgruben errichtet. Weil in der Startgrube an der Daimlerstraße die komplette Technik verbaut wurde, hat sie einen Durchmesser von elf Metern, während der Durchschnitt der Zielgrube acht Meter beträgt.
Die anschließende Querung erfolgte mittels unterirdischem Rohrvortriebsverfahren. Dabei handelt es sich um eine geschlossene Bauweise, bei der nach der Bohrung der beiden Gruben mit einer Tunnelbohrmaschine vorgefertigte Stahlbetonrohre von der Startgrube in Richtung Zielgrube vorgeschoben wurden. Gleichzeitig wurde das überschüssige Bodenmaterial abgebaut und zu Tage gefördert.
Mitte Januar wurde die 40 Tonnen schwere und zehn Meter lange
Tunnelbohrmaschine in drei Teilen von Schwerlasttransportern angeliefert
und mit einem Autokran in die Grube hinuntergelassen. Das Schneiderad
mit zwei Metern Durchmesser bohrte sich dann Tag und Nacht
ununterbrochen durchs Erdreich.
"Durchbruch auf den Millimeter genau geschafft"
„Die Bauexperten haben nicht nur
ihre Spezialgeräte dabei, sondern brachten auch die Schutzpatronin der
Bergleute, die Heilige Barbara, mit. Nach neun Tagen ist der Durchbruch
nun geschafft – auf den Millimeter genau“, sagt Adrian Szabo. Während
der Bauarbeiten wurden Bauarbeiten und Gleisanlage permanent überwacht.
„Der Bahnbetrieb lief ja weiter“, so Szabo.
„Für die Bahnquerung
wurden mehr als 2.000 Kubikmeter Bodenmaterial ans Tageslicht gefördert.
Es besteht überwiegend aus Sand und Kies mit steinigen Anteilen. Das
wird teilweise für die spätere Verfüllung der Start- und Zielgruben
wiederverwendet“, gibt Fachplaner Thomas Rübmann von der Hanau Netz GmbH
einen Einblick ins Hanauer Erdreich der Bauarbeiten.
Insgesamt
wurden 69 vorgefertigte Stahlbetonrohre mit einer Länge von je 3,5
Metern und einem Innendurchmesser von 1,6 Metern von der Startgrube in
Richtung Zielgrube vorgeschoben. Im nächsten Schritt werden darin nun
Kabelschutzrohre verlegt, in die dann die Starkstromkabel eingezogen
werden. Anschließend werden Tunnel, Start- und Zielgruben mit dem zu
Tage geförderten Material wieder verfüllt. Diese Arbeiten sollen bis zum
Juni beendet sein. Dann kann auch die Sperrung der Rodgaustraße
aufgehoben werden.
Die gesamte Schutzrohrtrasse vom Umspannwerk
bis zum im Bau befindlichen Rechenzentrum ist bereits zur Hälfte der
Strecke verlegt, etwa im Alten Auheimer Weg, dem Industrieweg und in der
Rodgaustraße.
„Erstmals in unserer Geschichte hatten wir eine
Dückerung in dieser Größenordnung zu stemmen. Ich freue mich und bin
stolz, dass alles so reibungslos funktioniert hat. Das zeugt einmal mehr
von der hervorragenden Leistungsfähigkeit unserer Hanau Netz GmbH“,
würdigt Martina Butz, Geschäftsführerin der Stadtwerke Hanau GmbH, das
Engagement ihrer Netzkollegen.
„Die Hanau Netz sorgt dafür, dass durch unsere Stadt Energie sicher fließt und unternimmt dabei große Anstrengungen. Das erhöht die Versorgungssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger und stärkt die Wirtschaft in unserer wachsenden Stadt Hanau“, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky.(red)