Mittelstand ist enttäuscht von der Wirtschaftspolitik der Ampelregierung
Freitag, 16.02.2024
MAIN-KINZIG-KREIS - 2024 wird für den Mittelstand im Main-Kinzig-Kreis mindestens ebenso herausfordernd werden wie letztes Jahr.
Die Enttäuschung über die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der amtierenden Bundesregierung sei groß, der Zick-Zack-Kurs der Regierung könne sogar den Standort Deutschland gefährden. Das ergab eine Umfrage der Wirtschaftsinitiative Mittelstand Main-Kinzig unter seinen Mitgliedsunternehmen.
Der Alltag des regionalen Mittelstands sei weiterhin geprägt von multiplen Krisen, ob gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, Erhöhung der CO2-Besteuerung, Fachkräftemangel, hohe Arbeitskosten, die ausufernde Bürokratisierung und nicht zuletzt die Folgen des Klimawandels.
Begrüßt wurden die Proteste der Landwirte im Januar, da ein Teil der Mittelschicht auf die Straße gehe und lautstark auf die Probleme der Landwirtschaft aufmerksam mache. Auch Marco Hepp, Inhaber und Geschäftsführer der Hepp GmbH in Bad Soden-Salmünster, zeigt Verständnis für die Situation der Landwirte, sagt aber auch: „Ich denke, dies ist nicht allein ein Problem der Landwirte, sondern vieler Branchen, so z.B. auch unserer Baubranche. Insofern müssten sich sehr viele Branchen zu Protestmärschen aufmachen. Dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands als einzige in Europa negativ ist, belegt dies deutlich.“
Sein Unternehmen ist direkt betroffen von der höheren CO2-Besteuerung: „Die Besteuerung und insbesondere die nahezu Verdopplung der LKW-Maut haben starke Auswirkungen auf unser Unternehmen und führen zu Mehrbelastungen im sechsstelligen Bereich. Diese kommt in Zeiten einer Baukrise, in der Kosten unsererseits nicht weitergegeben werden können und die allgemeine Inflation durch diese Entscheidungen wieder befeuert wird“, mahnt Hepp in Richtung der politischen Entscheider an. Die Politik müsse sich aus seiner Sicht dringend von ideologiegetriebenen Entscheidungen ohne jeglichen wirtschaftspolitischen Sachverstand verabschieden. „Es muss zu einer deutlichen Verschlankung und Vereinfachung des Politikbetriebs kommen und der über Jahre propagierte, aber nie vollzogene Bürokratieabbau muss endlich voranschreiten“, fordert er.
"Künstliche Verteuerung der Energie betrifft alle"
Für Jörn Rohde, Geschäftsführer der ROHDE Schutzgasöfen GmbH in Hanau,
ist der lautstarke Streik der Landwirte ebenfalls nur die Spitze des
Eisbergs. „Es sollten nicht nur die Landwirte gegen die Regierung
demonstrieren. Selbst wenn das Ziel der Regierung der Klimaschutz sein
sollte, brauchen wir alle günstige Energie. Elektrische Energie aus Gas
herzustellen ist die mit Abstand unwirtschaftlichste Art der
Energieerzeugung und hat nichts mit Klimaschutz zu tun. Die künstliche
Verteuerung der Energie betrifft alle, die Energie benötigen. So
erreichen wir nur die Schrumpfung der Wirtschaft. Die Produktion wird
dann als Konsequenz in andere Länder mit günstiger Energie verlagert,
und die Wertschöpfung findet dann ebenfalls in anderen Ländern statt“,
befürchtet Mittelständler Rohde.
Thomas Zinser, Geschäftsleitung
Maschinenfabrik Wüstwillenroth GmbH in Birstein, ergänzt auf die Frage,
was die Politik jetzt anders machen müsse: „Leistung muss wieder einen
höheren Stellenwert bei der Politik bekommen. Und das Unternehmertum,
vor allem wir als Mittelstand, sollte in der Prioritätenliste wieder
weiter oben stehen.“ Der Wegfall der Gasbremse und die höhere
CO2-Besteuerung reduziere aus seiner Sicht zudem den Gewinn. Dieser
fehle dann aber, um Investitionen in die Zukunft machen zu können.
Für
Kerstin Cieslik-Pfeifer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsinitiative
Mittelstand MKK, spiegeln die persönlichen Statements der genannten
Mittelständler den allgemeinen Meinungstrend wider: „Die Aussagen vieler
unserer Mitglieder bestätigen den jüngsten IHK-Konjunkturbericht, in
dem nur noch jedes sechste Unternehmen die Lage als gut, aber über ein
Viertel als schlecht bewertet. Bei unserem regionalen Mittelstand brennt
es an allen Ecken und Enden. Doch wir Unternehmer wollen nicht jammern.
Im Gegenteil: Wir als Wirtschaftsinitiative denken lösungsorientiert.
Wir werden auch in diesem Jahr im Frühjahr und im Herbst unsere
Gesprächsrunde ‚Politik-Wirtschaft‘ zur Stärkung des Main-Kinzig-Kreises
mit Politikern des Landkreises führen. Wir als Wirtschaftsinitiative
wollen als starke Stimme des regionalen Mittelstands auf Problemfelder
hinweisen und als Sparringspartner der Politik Lösungen anbieten.“ (red)