Bei Regen und Sturm

Biebergemünder Bürger stehen zusammen für Demokratie & Vielfalt

Zahlreiche Menschen trotzen dem Regen und demonstrieren an der Grünen Mitte für Demokratie und Vielfalt. - Fotos: „Buntes Biebergemünd


Samstag, 24.02.2024

BIEBERGEMÜND - Trotz ungemütlichem Wetter haben am 22. Februar mehr als 250 Menschen in der „Grünen Mitte“ in Biebergemünd ein Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt gesetzt.

Hierzu hatte ein parteiübergreifendes Bündnis aus kommunalpolitisch engagierten Bürgern unter dem Namen „Buntes Biebergemünd“ aufgerufen. Anders als bei ähnlichen Veranstaltungen in den letzten Wochen lag der Schwerpunkt ganz auf der lokalen Ebene: Außer dem Landrat Thorsten Stolz kamen alle Redner und Rednerinnen aus Biebergemünd und vertraten dabei so unterschiedliche Gruppen und Vereine wie die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, den Chorverband, die Pfadfinder, die katholische Arbeitnehmerbewegung KAB, die Naturfreunde und den Obst- und Gartenbauverein. Ihre unterschiedlichen Anliegen und Betroffenheiten spiegelten sich auch in den Redebeiträgen wider.

So erinnerte Klaus Ritter vom Chorverband an die ideologische Vereinnahmung und Kontrolle der Kulturvereine durch die Nationalsozialisten. Dieter Kilgenstein vom Obst- und Gartenbauverein teilte einige erschreckende Beispiele sprachlicher Verrohung, die er in der letzten Zeit auch in Biebergemünd miterleben musste. Pfarrer Aul von der katholischen und Lektor Horst Bender von der evangelischen Kirchengemeinde erinnerten in ihrer gemeinsamen Rede an die Verantwortung jedes Christen, für die Demokratie und Werte wie Freiheit für alle und Solidarität mit den Schwachen einzutreten.

Die Pfadfinder DPSG Wirtheim stellten die Pfadfindergesetze vor, mit denen sie sich verpflichten, sich für Werte wie Gerechtigkeit und Frieden, ein solidarisches Zusammenleben, Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt einzusetzen. Anneli Hüpenbecker von den Naturfreunden konzentrierte sich in ihrer Rede auf die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich, die den Nährboden für Rechtspopulismus und Rassismus bildet. Leonhard Wagner verdeutlichte das christliche Selbstverständnis der KAB mit seiner Forderung nach einem menschenfreundlichen Umgang mit allen und bezeichnete die aktuellen Demonstrationen als „längst fälliges Zeugnis für Demokratie und Mitmenschlichkeit.


Bürgermeister Matthias Schmitt (r.) wirbt für den aktiven Einsatz für demokratische Werte.

Bürgermeister Matthias Schmitt (r.) wirbt für den aktiven Einsatz für demokratische Werte.

Erinnerung an 75 Jahre Grundgesetz 


Landrat Thorsten Stolz erinnerte daran, dass unser Grundgesetz in diesem Jahr 75 Jahre alt wird, und dieser Zeitraum gleichzeitig für ein Leben in Freiheit, Frieden und auch einen gewissen Wohlstand steht, wofür wir alle dankbar sein können. Gleichzeitig appellierte er an die Politiker, mehr auf die Probleme der Menschen einzugehen und ihre Entscheidungen besser zu erklären.

Der Biebergemünder Bürgermeister Matthias Schmitt sieht es als Auftrag auch der Kommunalpolitik, Menschen die von der großen Politik enttäuscht sind und sich scheinbare Alternativen suchen, für die demokratischen Grundfesten zurückzugewinnen. Er warb dafür, den Dialog zu suchen und Brücken zu bauen. Als weiterer Vertreter der Biebergemünder Politik machte der Vorsitzende der Gemeindevertretung Markus Heim deutlich, dass sich die demokratischen Parteien gemeinsam für ihre Werte einsetzen und diese gegen jede Form von Extremismus verteidigen müssen.

Die Flucht von Mohammed & Manal Burhan


Besonders beeindruckt war das Publikum vom Beitrag von Mohammed und Manal Burhan, die mit der Geschichte ihrer Flucht aus Syrien, ihrer Aufnahme in Biebergemünd und ihrer gelungenen Integration zeigten, dass Migration nicht immer nur als Problem, sondern auch als Bereicherung gesehen werden sollte.
Einen humorvollen Beitrag mit ernster Botschaft bot Monika Meixner, die deutlich machte, wie arm und eintönig unsere Gesellschaft wäre, wenn Menschen mit Migrationshintergrund plötzlich verschwinden würden – denn in der global vernetzten Welt kann sich Deutschland nicht einfach abschotten. Heinz Fringes wiederum erinnerte daran, dass durch die Wahl von Adolf Hitler am 30. Januar 1933 innerhalb von nur zwei Monaten die Demokratie zerstört wurde, und das auch, weil viele Menschen glaubten: „So schlimm wird es schon nicht werden!“

Musikalisch eingerahmt wurde die Veranstaltung durch das Alphorn-Ensemble sowie einige Mitglieder der Singgruppe Bieber unter der Leitung von Evi Kurczveil. Zum Abschluss kam beim gemeinsamen Singen des Liedes „Die Gedanken sind frei“ unter dem Schwenken vieler Taschenlampen noch einmal Gänsehaut-Atmosphäre auf. (red)

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