Medizinische Versorgung für wohnungslose Menschen in Hanau
Mittwoch, 20.03.2024
HANAU - Ein Leben auf der Straße ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Das gilt auch für die Gesundheit der Betroffenen. Um wohnungslosen Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen, haben sich das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises und das Franziskus-Haus Hanau zusammengeschlossen. Gemeinsam bringen sie medizinische Beratung und Versorgung direkt zu den Menschen auf die Straße.
Egal ob kleine Wunden, die fachmännisch versorgt werden, die Ausgabe von Salben und Verbandsmaterial oder die Beratung zu Gesundheitsfürsorge und Impfangeboten: Das Spektrum, das das Team bestehend aus Arzt/Ärztin, medizinischer Fachangestellter und Straßensozialarbeiter bei ihren Einsätzen abdeckt, ist breit gefächert. Behandelt wird direkt vor Ort oder im bereitstehenden Bus des Franziskus-Hauses – egal, ob krankenversichert oder nicht. Die Erstversorgung steht klar im Mittelpunkt des Angebotes, wie Straßensozialarbeiter Marius Kümmel berichtet: „Wer auf der Straße lebt, ist oft gesundheitlich belastet", erklärt er. Das Leben im Freien verlangt dem Körper einiges ab.
Neben Regen, Kälte oder auch Hitzewellen im Sommer kommen Faktoren wie schwierige hygienische Bedingungen oder schlicht die mangelnde Möglichkeit zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung hinzu. Viele wohnungslose Menschen haben zusätzliche Vorerkrankungen, die eigentlich behandelt werden müssten. „Trotzdem ist die Hürde für sie, zum Arzt zu gehen, sehr hoch", fasst Kümmel zusammen. Überfüllte Wartezimmer, notwendige Terminvereinbarungen oder auch Unsicherheit und Schamgefühl sorgen dafür, dass viele vor diesem eigentlich notwendigen Schritt zurückschrecken. „Wir versuchen, sie aufzufangen und ihnen zu zeigen, dass sie keine Angst davor haben müssen, zum Arzt zu gehen.“
Das Projekt ist im vergangenen Sommer gestartet
Knapp 20 Mal ist das medizinische Team vom Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr des Main-Kinzig-Kreises seitdem gemeinsam mit der Straßensozialarbeit des Franziskus-Hauses ausgerückt, um wohnungslosen Menschen in Hanau und in Gelnhausen Behandlung und Beratung zu gesundheitlichen Themen anzubieten. „Unser Ziel ist es, auch die Menschen zu erreichen, für die ein regulärer Arztbesuch sonst schwierig wäre“, stellt Sachgebietsleiterin Dr. Silke Hoffmann-Bär fest. Dass dies gut funktioniert, zeigt ein Blick auf die ersten Zahlen: Mehr als 50 Kontakte sind im Rahmen des aufsuchenden Angebotes bereits zustande gekommen. Nicht immer wird dabei auch etwas behandelt, wie Kümmel feststellt: „Es ist auch eine starke Beziehungs- und Vertrauensarbeit aller Beteiligten.“ Er lobt das große Engagement und die Freude, mit der das medizinische Team dabei vorgeht:
„Alle sind mit großem Einsatz, aber auch viel Spaß bei der Sache.“ Ein Lob, das man auch seitens des Kreises zurückgeben kann: „Das Franziskus-Haus Hanau ist seit vielen Jahren ein fester Anlaufpunkt für wohnungslose Menschen in unserer Region“, so die beiden vor Ort tätigen Ärztinnen Frau Dr. Sybille Wenzel und Colette Siemann. „Durch die gute Kooperation mit den erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können wir mit unserem Angebot diejenigen besser erreichen, die es dringend benötigen.“ (red)