Bahnhof Langenselbold: Beste Park-and-Ride-Anlage in Hessen
Freitag, 22.03.2024
LANGENSELBOLD - 700 Ehrenamtliche des ACE haben im vergangenen Jahr bundesweit 652 Park-and-Ride-Plätze unter die Lupe genommen. Im Fokus der bundesweiten Tests standen die Kategorien Angebot & Ausstattung, Sicherheit, Barrierefreiheit und zusätzliche Mobilitätsangebote. Gecheckt wurden nur Anlagen, die über mindestens ein ÖPNV-Angebot verfügen, um als Umsteigpunkt zwischen verschiedenen Verkehrsträgern zu fungieren.
Nach Aussagen vom Kreisvorsitzenden Hermann Stiegler und Pressesprecher Anton Hofmann vom ACE-Kreis Main-Kinzig und Wetterau, Europas Mobilitätsbegleiter und der Regionalbeauftragte für Hessen, Volker Schork, haben mit der ACE-Clubinitiative des vergangenen Jahres die Frage beantwortet: „Kann Deutschland P+R?“. Alle kamen bei dem Check zu einem durchwachsenen Urteil.
Umso erfreulicher war das Ergebnis für die Park-and-Ride-Plätze rund um den Bahnhof Langenselbold, denn er erhielt mit 13 Punkten bei der Prädikatsvergabe die Bewertung: „Bester P + R Platz“ in Hessen. Sichtlich erfreut übernahmen Bürgermeister Timo Greuel und Erster Stadtrat Benjamin Schaaf die Urkunde „Bestanden“.
Greuel und Schaaf: Jetzt wäre die >Bahn am Zug<. Im Rahmen des viergleisigen Ausbaus, der bis 2019 erfolgt sein soll, soll ein barrierefreier Zugang entstehen. Geplant ist, dass die innenliegenden Gleise künftig nur noch zur Durchfahrt von Schnellzügen und ICEs genutzt werden und die beiden außenliegenden Gleise, die für den Regionalverkehr zur Verfügung stehen werden, mittels einer Unterführung barrierefrei miteinander verbunden werden. Dann der Bahnhof Langenselbold als einziger Bahnhof in Hessen sogar das Prädikat >EXCELENT< von den Testern vom ACE erhalten.
Zu den drei am schlechtesten getesteten Bahnhöfe in Hessen fiel der Bahnhof Bad Soden-Salmünster neben Bensheim(Dammstraße) und Wiesbaden /Mainzer Straße West) übrigens durch, und sie erhielten jeweils nur 5 Punkte.
Von den 55 getesteten P + R Parkplätzen in Hessen, haben 71 % bestanden und 29 % sind durchgefallen. Außerdem wurden 66 % als Sicher, 48 % als Barrierefrei und 80 % Kostenfrei eingestuft.
Mehr als ein Viertel durchgefallen
Bei jedem einzelnen Check im Rahmen der ACE-Clubinitiative wurden insgesamt 27 Kriterien überprüft: Verfügt der P+R Platz über mehr als ein ÖPNV-Angebot? Sind barrierefreie Parkplätze vorhanden? Gibt es eine Videoüberwachung? Wie steht es um weitere Mobilitätsangebote wie Carsharing, E-Scooter oder Leih-Fahrräder? All diese und weitere Kriterien erfüllten gerade einmal sechs Prozent der überprüften P+R-Plätze und wurden mit dem Prädikat „Exzellent“ ausgezeichnet. Darunter fällt die Anlage am Bahnhof Brennerstraße im bayerischen Bamberg. Sie wurde mit 16 Punkten zum besten P+R-Platz Deutschlands gekürt.
68 Prozent der begutachteten P+R-Anlagen liegen im Mittelfeld und haben den P+R Check bestanden. Gleichzeitig konnte mehr als ein Viertel der untersuchten Parkplätze nur weniger als acht Punkte erzielen und ist damit durchgefallen. Mit 12 Euro pro Tag waren die Anlagen am Hauptbahnhof Wuppertal in Nordrhein-Westfalen, am Hauptbahnhof Dessau-Rosslau in Sachsen-Anhalt und der D&P Magdeburg in Sachsen-Anhalt die teuersten des gesamten Checks.
Bei Sicherheit & Barrierefreiheit viel Luft nach oben
In der Kategorie Sicherheit wurde überprüft, ob ausreichende Beschilderung und Beleuchtung, eine Video-Überwachung, sichtbare Stellplatzmarkierungen und eine optische bzw. bauliche Trennung zwischen Fahrbahn und Gehbereich vorhanden sind. Der Bundesdurchschnitt liegt hier bei lediglich 65 Prozent. Ein besonders positives Bild zeigt sich in den Stadtstaaten Hamburg (88 Prozent) und Bremen (80 Prozent), während Berlin mit 59 Prozent ebenso wie Schleswig-Holstein und Bayern unter dem Durschnitt bleibt. Schlechter schneiden in punkto Sicherheit nur Niedersachsen mit 52 Prozent und Rheinland-Pfalz mit 46 Prozent ab.
Noch schlechter sieht es bei der Barrierefreiheit aus: Die getesteten P+R Plätze Deutschlands sind zu 64 Prozent barrierefrei. Platz eins belegt hier Brandenburg mit 75 Prozent, während ein Großteil Westdeutschlands weit unter dem Durchschnitt liegt. Besonders dramatisch ist das Bild in Rheinland-Pfalz, wo nur 36 Prozent in der Kategorie „Barrierefreiheit“ erreicht wurden. Das gilt übrigens für die gesamte Kinzigtal-Bahn von Hanau bis Fulda mit Ausnahme von Wächtersbach, Flieden und Neuhof.
Durchwachsenes Bild bei weiteren Mobilitätsangeboten
86 Prozent der überprüften P+R Anlagen bieten mehr als ein ÖPNV-Angebot, was sie als Umsteigpunkt besonders attraktiv macht. Weitere Mobilitätsangebote sind deutlich seltener vorhanden: Taxi-Stände sind mit 40 Prozent noch am weitesten verbreitet. Nur 11 Prozent verfügten hingegen über ein Carsharing-Angebot und lediglich fünf Prozent boten Leih-Scooter an.
Der Regionalbeauftragte für Hessen, Volker Schork: „Auch wenn der Großteil der P+R Plätze unseren Check bestanden hat, ist das kein Grund zur Freude. Insbesondere bei der Sicherheit und der Barrierefreiheit dürfen wir keine Abstriche machen und weniger als 100 Prozent akzeptieren. Mit rund 65 Prozent in diesen Kategorien sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt. Arbeitswege werden noch zu häufig allein im Auto zurückgelegt. P+R Anlagen sind als Schnittstelle zwischen Städten und angrenzenden Landkreisen die richtige Lösung, müssen aber auch attraktiv und alltagstauglich sein, damit sie genutzt werden. Immer mehr Menschen fahren E-Autos, doch gerade einmal 29 Prozent der überprüften Plätze verfügten überhaupt über eine Ladesäule – leider auch meist mit Blockiergebühr. Sie sind damit für Pendelnde ungeeignet. Auch abseits des Autos gibt es Verkehrsmittel, die nicht vergessen werden dürfen. Teure E-Bikes sind keine Seltenheit mehr. Sie am Bahnhof abzustellen, ist vielen aber häufig zu unsicher: Nur 36 Prozent der geprüften Anlagen waren mit einem sichereren Fahrrad-Parkhaus ausgestattet.“
Als Europas Mobilitätsbegleiter hat der ACE mit der Clubinitiative das Thema der multimodalen Mobilität in den Fokus gerückt. Dafür konnten neben Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) als Schirmherrn auch die Allianz pro Schiene und den Bundesverband der Betrieblichen Mobilität als Partner gewonnen werden. Alle Daten zur Barrierefreiheit werden außerdem der Organisation Wheelmap unter dem Dach der Sozialheld*innen zur Verfügung gestellt. (red)