Kundgebung auf dem Rathausplatz Erlensee mit rund 300 Teilnehmern
Montag, 25.03.2024
ERLENSEE - In Erlensee fand auf dem Rathausplatz eine Kundgebung unter dem Motto: „Erlensee gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus Stimme erheben – Stimme geben“ und „Für Demokratie und ein buntes und Friedliches Erlensee!“ mit rund 300 Teilnehmern statt. SPD Erlensee und B90/Die Grünen Erlensee positionierten sich gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus und riefen zu der Kundgebung auf.
Die Initiatorinnen Lilian Siderius, SPD, und Renate Tonecker-Bös, B90/die Grünen, organisierten die Veranstaltung, zu der auch die teilnehmenden Parteien und Firmen, Vereine, Verbände, die Kirchen eingeladen waren. Siderius und Tonecker-Bös zeigten sich – ebenso wie alle Redner*innen - mit der Beteiligung zufrieden. Eine Abordnung der CDU Stadtverordneten und der Ehrenvorsitzende sowie ehemalige Landtagsabgeordnete Alois Lenz nahmen ebenfalls aufmerksam teil. Ebenso waren viele Mitglieder der AWO Arbeiterwohlfahrt vom Ortsverein Erlensee-Langenselbold und dem Kreisvorstand Main-Kinzig zusammen mit Jörg Mair, dem AWO-Kreisvorsitzenden und ehemaligen SPD-Vorsitzenden in Erlensee mit einem Transparent und Plakaten >Herz statt Hetze< dabei.
In dem Aufruf hießt es: Nach den erschreckenden Wahlergebnissen für die AfD bei der Landtagswahl im Oktober in Hessen – auch in Erlensee erzielte die AfD ein deutliches Ergebnis – und nach all den neuen Entwicklungen, sei es das Treffen rechtsradikaler Personen in Potsdam, ist es jetzt dringend an der Zeit, dass wir als demokratischen Parteien in Erlensee ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus setzen.
„Gemeinsam mit Ihnen stehen wir deshalb auf, und demonstrieren gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus – Mit Ihnen stehen wir für ein buntes, demokratisches und friedvolles Erlensee. Wir erleben Hass in den sozialen Medien, Angriffe auf Flüchtlingsheime, Hetze auf der Straße und am Stammtisch und rechtsextreme Haltungen in manchen Parlamenten“ stellte sie fest.
Für die Ausführungen: „Und was ist hier in Erlensee? Menschen aus mehr als 100 Nationen leben hier und allen diesen Menschen wollen wir eine Heimat geben. Wir wenden uns gegen Ausweisung, Ausgrenzung und Abschiebung von Menschen, die unsere Nachbarn sind, die unseren Schutz brauchen und wertvolle Beiträge in unserer Kommune leisten. Sie leben hier, weil unser Grundgesetz den Schutz dieser Menschen genau so vorsieht und weil wir es so wollen. Wir stehen hier, weil wir gegen Diskriminierung und Ausgrenzung von Minderheiten, egal ob wegen Behinderungen, Hautfarbe, Religion oder Ethnie sind. Wir wollen, dass jeder und jede einen Platz in unserer Gesellschaft findet“, erhielt Tonecker-Bös viel Zustimmung.
Anschließend fuhr sie fort: „Wir dürfen dem Rechtsextremismus aber auch noch aus anderen Gründen keinen Raum Heimat bieten: Wissenschaftler sagen uns: >Wenn keine Migranten mehr nach Deutschland kommen wollen, ist das sehr bedrohlich für Deutschland. Es wird die Wirtschaft schwächen, die Innovationskraft lähmen. Es schadet den Städten und Gemeinden, wenn sie als Brennpunkte des Rechtsextremismus wahrgenommen werden.
Stimme für Demokratie, Frieden und eine bunte Gesellschaft
„Wir erheben und geben unsere Stimme für Demokratie, Frieden und eine bunte Gesellschaft. Wir erheben und geben unsere Stimme für die zukünftigen Generationen, die hier in Erlensee Demokratie von ihrer besten Seite erleben sollen – mit Respekt, Vielfalt, Streitkultur und Akzeptanz. Stimme erheben – Stimme geben – Darum bitten wir Sie!“ so der Schlussappell.
Anschließend sprachen auf der Kundgebung Christoph Degen, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur. Degen sprang kurzfristig für den leider erkrankten Bürgermeister Stefan Erb ein. Ihm folge Margret Reinold, Seniorin aus Erlensee und Nicole Deeg, Sozialmanagerin in Erlensee, berichtete über ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. Nicole Deeg, stellte sich kurz vor: „Ich bin fast 45 Jahre alt und wurde in Karlsruhe geboren. Mein Vater kommt ursprünglich aus Nigeria und meine Mutter ist eine gebürtige Karlsruherin. Ich bin mit meiner alleinerziehenden Mutter und meinem jüngeren Bruder in einem Arbeiterviertel aufgewachsen, welches damals für sozial benachteiligte Randgruppen gedacht war. Hier lebten größtenteils ältere deutsche Generationen sowie Sinti und Jenische -später in den 90ern, kamen auch geflüchtete Familien aus der DDR, ehemaliges Jugoslawien und Eritrea dazu“.
Stolz dankte den Kundgebungsteilnehmern für ihr Durchhaltevermögen: „Ich finde es großartig, dass auch Erlensee ein klares Zeichen für unsere Demokratie, für Freiheit, für ein friedliches Miteinander und für Menschlichkeit setzt. Ich bin dankbar dafür, Landrat in einem Landkreis zu sein, in dem sich Demokratinnen und Demokraten parteiübergreifend zusammenschließen und zum Ausdruck bringen, dass das blau / braune menschenverachtende Gedankengut keinen Platz in der Mitte der Gesellschaft hat“.
Der Landrat vom MKK erinnerte daran: „In diesem Jahr feiert die Bundesrepublik 75-jähriges Bestehen und damit auch 75 Jahre Grundgesetz. Das ist nicht irgendein Jubiläum. 75 Jahre Grundgesetz sind die Grundlage dafür, dass wir ein ganz großes Privileg haben. Nämlich seit mittlerweile 75 Jahren in Frieden, Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und einem gewissen Wohlstand leben zu dürfen. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dass wir mehr Menschen bewusst machen, dieses Privileg zu verteidigen.“ Der Posaunenchor spielte noch zwei Stücken bei der gelungen Kundgebung.
Der krönende Abschluss war ein Rap des Rappers Matondo, der extra aus Berlin nach Erlensee kam. Matondo ist freischaffender Künstler. Er ist aktiv als Erzieher, Streetworker, Moderator, Schauspieler, Musiker, Hip-Hop Dozent und Gründer bzw. Geschäftsführer der gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft – Alles für die Jugend. Das Publikum spendete einen so lange anhaltenden Applaus nach seinem Rap über Frieden und Freiheit sowie Krieg, dass er seinen Auftritt noch einmal wiederholen musste. Nicht nur die anwesenden Jungendlichen, sondern auch die älteren Jahrgänge waren von seinem Auftritt mehr als begeistert. (red)