"Wegrutschen von Fachkräften"

IG BAU warnt: "Dem Bau im Main-Kinzig-Kreis droht ein Streik"

Der Bau in Feierabendstimmung. Ein Bild, an das sich der Main-Kinzig- Kreis vielleicht auch tagsüber gewöhnen muss. - Foto: IG BAU/Tobias Seifert


Donnerstag, 25.04.2024

MAIN-KINZIG-KREIS - Auf den Baustellen im Main-Kinzig-Kreis könnten sie bald stillstehen: „Bagger, Kräne, Betonmischer – alle im ‚Ruhemodus‘. Das droht, wenn der Bau in den Streik rutscht“, warnt Peter Manns. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hessen-Mitte spricht von einer „extrem heiklen Phase für die Bauwirtschaft im Main-Kinzig-Kreis“.

Grund sei das drohende Platzen der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren. Wenn sie als Dauer-Nein-Sager weiter auf stur schalten, dann gibt es einen Bau-Streik. Und der wird auch im Main-Kinzig-Kreis richtig weh tun“, so Peter Manns.

Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 407 Bauunternehmen im Main-Kinzig-Kreis. Aktuell arbeiten dort mehr als 5.550 Beschäftigte. „Noch jedenfalls“, so Manns. Denn der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hessen-Mitte erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen: „Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg. Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“ Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. „Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Peter Manns deutlich.

"Es steht Spitz auf Knopf"


Um das „noch in letzter Minute zu verhindern“, müssten die Bauunternehmen im Main-Kinzig-Kreis ihren eigenen Verbänden von Bauhandwerk und Bauindustrie jetzt „gehörig auf die Füße treten“: „Es steht Spitz auf Knopf. Entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oder der Bau steht still – und wird dann auch nicht wieder richtig auf die Beine kommen“, warnt Manns.

Die Gewerkschaft spricht von einer „Schicksalsstunde für den Bau“. Bauhandwerk und Bauindustrie in Hessen hätten es jetzt in der Hand, „die Notbremse zu ziehen“. Viel Zeit bleibe ihnen dafür allerdings nicht mehr: Die Branche brauche ein schnelles Ja zum Schlichterspruch – und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird“.

Azubis sollen mehr verdienen


Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe ein erfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau im Main-Kinzig-Kreis beim Start ihrer Ausbildung bereits 1.080 Euro pro Monat verdienen. „Das ist ein Paket, mit dem der Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und Nachwuchs gewinnen kann“, macht IG BAU-Bezirksvorsitzender Manns deutlich.

Außerdem erwarte der Schlichter ein Anziehen der Baukonjunktur. Er geht, so die IG BAU, von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus: Die Zahl der dringend benötigten Wohnungen werde in den nächsten Jahren zu einer „deutlichen Steigerung“ der Aufträge und Umsätze im Bereich des Hochbaus führen“, so Bau-Schlichter Schlegel. Eine Trendwende beim Wohnungsbau sei „sehr wahrscheinlich“. (red)

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