"Hier spielt die Musik"

Musikverein Sannerz veranstaltete ein Frühlingskonzert am Weihküppel

Am Pfingstsonntag in der Schutzhütte und auf dem Grillplatz in geselliger Runde mit guter Blasmusik zu feiern, diese Überlegung passte und die über 30 Aktiven leisteten eindrucksvoll ihren Beitrag dazu. - Fotos: Walter Dörr


Dienstag, 21.05.2024
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Eins steht fest: im April 2022 war schöneres Wetter, als der Musikverein Sannerz schon einmal am Hausberg Weihküppel ein Open-Air-Frühlingskonzert gab. Unter dem Motto „Wald, Wurscht & Wumms“ lud der Klangkörper diesmal die Bevölkerung ein.

Am Pfingstsonntag in der Schutzhütte und auf dem Grillplatz in geselliger Runde mit guter Blasmusik zu feiern, diese Überlegung passte und die über 30 Aktiven leisteten eindrucksvoll ihren Beitrag dazu.

Open-Air unter dem Schutz von Zelten


In gewohnter Qualität bot man ein breites Spektrum Blasmusik. Weil es Wettergott Petrus morgens tröppeln ließ, mussten auf dem Platz noch Partyzelte und Sonnen- als Regenschirme aufgestellt werden. Auch wenn immer wieder dunkle Wolken aus dem Kinzigtal heranzogen, letztlich blieb es (fast) trocken. Ungewöhnlich viele Gäste waren zum Weihküppel gekommen, die die neue Vorsitzende Walburga Strott herzlich begrüßte. Mit Musik wolle man erfreuen, versprach die Vorsitzende, und alle erlebten dann einen gutgelaunten Klangkörper, der unter Leitung von Rolf Orth und Anke Fahrein ein beschwingtes Programm bot - moderiert von Selina Janker.

Alles bekannte Blasmusik-Klassiker


Ob die „Strohwittwer“-Polka von Ernst Mosch, die „Perger-Polka“ von Kurt Gäble, „Herzdame“ von Peter Schad oder „Von Freund zu Freund“ von Viera Blech bis zur „Fuchsgraben-Polka“ von Karel Vacek, dem „Böhmischen Traum“ von Norbert Gälle, „Auf der Vogelwiese“ von Ernst Mosch, „Gablonzer Perlen“ von den Egerländer Musikanten, die Bayern-Polka „S’Rehragout“ oder die „Sorgenbrecher“ von Norbert Gälle in der Kategorie “Polkas“. Die „Märsche“ reichten vom „Fliegermarsch“ und „Mein Heimatland“ bis zum „Deutschmeister“-Regimentsmarsch.

Polkas, Märsche, Filmmusik


Aber auch mit anderen bekannten Stücken wussten die Sannerzer Musikerinnen und Musiker zu begeistern, wie mit „Have I Told You Lately“ von Van Morrison, “Bohemian Lovers“ von Franz Xaver Holzhauser, James-Last-Klassikern, „Sound of Silence“, „Italo-Pop“ oder „Hey Jude“ der Beatles. Die jungen Musizierenden erfreuten die Konzertbesucher, die die Darbietungen mit viel Applaus belohnten.

NOCH ETWAS GESCHICHTE:


Musiziert wurde in Sannerz bei Dorffesten oder zu kirchlichen Anlässen schon vor über 70 Jahren in Kapellen in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Nach dem zweiten Weltkrieg, als Vertriebene in Sannerz eine neue Heimat fanden, half die Musik, ihr Leben in der Fremde ein wenig hoffnungsvoller zu machen. Die Musik war das verbindende Element, das die Menschen aus verschiedenen deutschen Landen in der dörflichen Gemeinschaft zusammenführte. Ein langgehegter Wunsch sei, wie es in der noch erhaltenen Gründungsurkunde heißt, am 18. Juni 1951 Wirklichkeit geworden.

In der Wirtschaft Hollenbach fanden sich nämlich zum Gründungsakt Franz Großberger, Hermann (Binny) Wendler, Adolf Fischer, Johann Prem, Hugo Koch, Helmut Schlembach, Walter Fuchs, Karl Jakob, Johann Schmid, Peter Krack, Helmut Müller, Heini Wäss, Theodor Gärtner und Alfred Fuchs sowie als Vertreter der Kirche, Schule, Polizei und Gemeinde Pfarrer Leo Rodenbeck, Bürgermeister Gregor Fuchs, Aloys Wessels, Walter Butschek und Gemeindediener Rudolf Jäckel zusammen. Bürgermeister Fuchs führte auch die erste Vorstandswahl durch: Karl Jakob wurde zum Vorsitzenden, Hans Schmid zum zweiten Vorsitzenden, Heinrich Wäss zum ersten Schriftführer, Walter Fuchs zum zweiten Schrift-führer, Adolf Fischer zum ersten Kassierer und Helmut Schlembach zum zweiten Kassierer gewählt. Als erster Musikleiter und Dirigent fungierte Franz Großberger, zweiter Musikleiter und Dirigent Hermann Wendler.

Unvergessen: Binny Wandler


Protokolliert ist, dass der erste Vorsitzende Karl Jakob einen richtungsweisenden Überblick über die Aufgaben und die Bedeutung des Musikvereins im dörflichen Leben gab, seine Pläne für die zukünftige Arbeit erläuterte, und um eine eifrige Unterstützung bat. Lehrer Aloys Wessels sagte seine und der Schule Mitarbeit zu und versprach mitzuhelfen, dem Verein geeignete Kräfte aus der Zahl der Schulabgänger zuzu-führen. In Paragraf 2 der ersten Satzung wurde als Zweck des Vereins die Pflege der Unterhaltungs- und Tanzmusik bei Feiern in der Gemeinde, einschließlich der Mitwirkung bei kirchlichen Festlichkeiten festgeschrieben. Außerdem die Weckung des musikalischen Sinns bei der Jugend, Ausbildung des Nachwuchses, die nach einer abgelegten Prüfung in die Stammkapelle übernommen werden.

Die freiwillige Mitgliedschaft war ab dem vollendeten 14. Lebensjahr möglich. Als aktive Musiker konnten nur Musiker aufgenommen werden, die schon ein oder mehrere Instrumente beherrschten, Nichtmusiker waren als passive Mitglieder zu führen. Das Eintrittsgeld betrug eine Mark. Der Monatsbeitrag in Höhe von 30 Pfennigen, als Bringschuld im Voraus zu entrichten, war für aktive und passive Mitglieder gleich. Den Beitrag zog man bei den jeweils am ersten Donnerstag eines Monats stattfindenden Versammlungen ein, von fehlenden Mitgliedern sammelte ein vom Vorstand zu bestellender Jungmusiker das Geld ein. Die Amtszeit der Vorstandsmitglieder betrug nur ein Jahr, so dass bei den Jahreshauptversammlungen immer gewählt werden musste. Als Aufgaben und Tätigkeit der Musikkapelle, die aus der Stammkapelle und der Lehrlingsabteilung bestand, schreibt die erste Satzung vor, „dem leitenden Dirigenten oder dessen Stellvertreter unbedingten Gehorsam entgegenzubringen”. Die Proben sind unbedingt pünktlich und regelmäßig zu besuchen, denn davon hänge das Gedeihen der musikalischen Leistung ab.

Lange anhaltende Versäumnisse der Proben, Interessenlosigkeit gegen die gemeinsame Arbeit kann den Ausschluss zur Folge haben. Die Vereinsleitung war befugt, ein Mitglied zu bestrafen, wenn sich dasselbe bei Abhaltung von Musik längere Zeit ohne Erlaubnis von der Kapelle entfernt. Die Orchesterdisziplin musste in jedem Falle gewahrt bleiben. „Disziplin, Strammheit und Ordnung machen auf die Zuhörer einen ausgezeichneten Eindruck” fanden die Gründer des Musikvereins Sannerz.

In einem Nachwort der Gründungsurkunde heißt es: Und nun du neuer Verein, gehe deinen Weg beharrlich und erfülle stets deine Aufgabe zum Segen des Einzelnen und für die Allgemeinheit. Möge der Verein wachsen, blühen und gedeihen. Darum sei unser Geleitspruch: „Sei Allegro im Entschluss, und Andante im Genuss, Piano seine Freunde lieben, und Forte seine Pflichten üben, das ist die schönste Harmonie und des Lebens Symphonie.“

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