Main-Kinzig-Kreis schlägt in der Erstversorgung von Notfallpatienten neues Kapitel auf

Donnerstag, 18.07.2024
MAIN-KINZIG-KREIS - Nachdem im Main-Kinzig-Kreis alle Rettungswagen zu Telenotarzt-Fahrzeugen technisch aufgerüstet worden sind, schlägt der Landkreis ein neues Kapitel zur besseren und zielgerichteten Erstversorgung von Notfallpatienten auf ...
Seit Juni sind alle 28 Telenotarzt-Wagen zusätzlich mit mobilen Notfallsonografie-Geräten ausgestattet. Das heißt also, dass nicht nur Notärztinnen und Notärzte am Einsatzort Ultraschalluntersuchungen vornehmen, sondern überall im Kreis auch das Rettungsdienstpersonal.
„Damit geht der Main-Kinzig-Kreis hier mal wieder voran, denn in dieser Breite und in Verbindung mit dem Telenotarztsystem hat es das hessenweit, vermutlich auch deutschlandweit so noch nicht gegeben“, sagte Landrat Thorsten Stolz bei einem Besuch der Rettungswache der Johanniter-Unfall-Hilfe in Hammersbach.
"Der MKK geht voran"
Bereits seit 2021 sind Notfallsonografie-Geräte in allen Notarzt-Einsatzfahrzeugen im Main-Kinzig-Kreis verfügbar. Ein Forschungsprojekt im Raum Fulda hatte im Frühjahr dieses Jahres die Machbarkeit auch beim Rettungsdienstfachpersonal gezeigt. Parallel dazu liefen im Main-Kinzig-Kreis schon die Vorbereitungen, um das Angebot landkreisweit und regelhaft einzuführen. Dazu brauchte es zunächst ein Schulungskonzept für Notfallsanitäterinnen und -sanitäter, bestehend aus einem Theorieteil, einer technischen Unterweisung und einem Praxisteil unter Anleitung von erfahrenem Notärzte-Personal.
„Wir haben in einer ersten Runde 30 Frauen und Männer ausgebildet, aus den unterschiedlichen Rettungsdienst-Organisationen. Diese Schulungen setzen wir kontinuierlich fort, um mittelfristig alle Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter zu erreichen“, erklärte Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr.
Die Ultraschallsonde selbst ist in etwa so groß wie die gängigen Modelle, die man aus Arztpraxen kennt. Sie lässt sich mit einem Diensthandy koppeln, so dass die Ergebnisse direkt am Einsatzort auf einem Display dargestellt und ausgewertet werden können. Gemeinsam mit dem Ärztlichen Leiter Rettungsdienst, Dr. Manuel Wilhelm, dem stellvertretenden Amtsleiter Günther Seitz sowie dem Team der Johanniter um Geschäftsführer Christian Keller und dessen Bereichsleitung Rettungsdienst tauschte sich Thorsten Stolz über die ersten Erfahrungen mit der Notfallsonografie im Rettungsdienst aus.
"Wertvolle Zeit im Sinne des Patienten zusätzlich gewinnen"
Mehrere Male in der Woche komme die Technik im Rettungsdienst bereits
zum Einsatz, berichtete Wilhelm: „Der große Vorteil ist, dass wir auf
Grundlage des Ultraschallsystems noch einmal wertvolle Zeit im Sinne des
Patienten zusätzlich gewinnen. Beispielsweise können wir im Falle einer
Reanimation schneller feststellen, inwiefern innere Organe betroffen
sind. Entsprechend kann dann eine zielgerichtete Therapie durchgeführt
werden. Neben einem System von mehreren hundert Voraushelfern in unserem
Kreisgebiet, die heute schon viele Male für einen wichtigen Zeitraum
bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken, ist das ein
weiterer Zusatzbaustein, um Leben zu retten.“ Zudem werde über das
Qualitätsmanagement in der Leitstelle der Einsatz der
Notfallsonografie-Geräte regelmäßig bewertet. So ist es möglich, auch im
laufenden Betrieb den Umgang mit der Technik noch zu verfeinern.
„Ultraschalluntersuchungen
spielen in der notfallmedizinischen Erstversorgung eine wichtige
Rolle“, sagte Christian Keller. „Unsere Teams kommen nicht selten in die
Situation, dass sie den Zustand von kritisch Erkrankten in kürzester
Zeit einschätzen müssen, sei es nach schweren Unfällen oder nach
Reanimationen. Sie können mit dem Ultraschallgerät diesen Zustand
genauer beurteilen und sich auch noch mal die Expertise eines Notarztes
über die Telemedizin-Technik einholen.“ Neben den wesentlichen
Vitaldaten können auch die Ultraschallbilder an den Telenotarzt
übermittelt werden, dessen direkte Einschätzung dem
Rettungsdienstpersonal wiederum mehr Sicherheit verschafft.
Landrat Thorsten Stolz versprach den Einsatzkräften, den Bereich Telemedizin weiter zu stärken. „Am Ende profitieren vom Einsatz dieser digitalen mobilen Geräte alle, an erster Stelle die Patienten, die schneller die richtige Behandlung erfahren. Mit dem telenotarztgestützten Einsatz von Notfallsonografie-Geräten entlasten wir Notärztinnen und Notärzte. Und wir geben denen mehr Handlungssicherheit, die Tag und Nacht unterwegs sind, nämlich den Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern. Sie verdienen unseren großen Respekt und auch die Möglichkeit, den neuesten Stand der Technik einsetzen zu dürfen“, so Stolz. (red)