Vier Jubiläen auf einmal bei der Sportgemeinschaft Jossa: Dorfrocker begeistern
Donnerstag, 30.05.2019
von Walter Dörr
SINNTAL - Die Sportgemeinschaft 1949 Jossa e.V. feiert aus Anlass ihres 70jährigen Bestehens, 30 Jahre Gymnastikfrauen, 30 Jahre Jugendspielgemeinschaft Altengronau/Jossa und 20 Jahre Tanzgruppen ein großes Fest. Am Mittwoch ging es mit den Dorfrockern los.
Am 15. Mai 1949 wurde die Sportgemeinschaft Jossa in den Räumen der Volksschule gegründet. Lehrer Hellpapp, Gustav Weininger und Heinrich Buchhold leisteten die Vorarbeit und 34 Gründungsmitglieder sind überliefert. Bahnhofsvorsteher Kreß wurde erster Vorsitzender. Der Kreisjugendausschuss genehmigte die Aufnahme der Tätigkeit der Sportgemeinschaft mit Schreiben vom 13. Juni 1949.
70 Jahre SG Josssa: Eine lange Geschichte im Sport
Eine Wiese auf dem Rautenstein pachteten die Fußballer als Spielfeld – die jährliche Pacht wurde in Naturalien in Form von 65 Zentnern Futter entrichtet. Doch bis darauf gespielt werden konnte, mussten noch erhebliche Erdbewegungen in Eigenleistung erfolgen. Auch stand ein Lichtmast mitten auf der Wiese, der vom Überlandwerk Fulda versetzt werden musste. Ab 1. September 1949 war der Platz zwar bespielbar, aber das erste Spiel der SG Jossa trug man in Altengronau aus. Das erste Heimspiel gegen Sterbfritz am 25. September 1949 war dann ein historisches Großereignis. Die Mannschaften marschierten mit Blasmusik durch das Dorf zum Sportplatz. Am Abend des gleichen Tages fand dann noch ein Tanzvergnügen der Sportgemeinschaft im Saale der Gastwirtschaft Christian Müller statt.
Sportlich verlief 1949 die Vorrunde in der Kreisklasse B nicht erfolgreich, denn trotz größtem Einsatz jeden Spielers konnte die Elf keine Begegnung gewinnen, der Spielbegeisterung tat das keinen Abbruch. In der Chronik ist auch der erste Sieg vermerkt: am 13. November 1949, da gewann die SG Jossa ein Freundschaftsspiel gegen Zeitlofs mit 3:2 Toren. Vom letzten Platz in 1949 steigerte sich die SGJ im Spieljahr 1950/51 auf einen 3. Tabellenplatz. Meistens wurde in den Folgejahren eine Platzierung zumindest in der oberen Tabellenhälfte erreicht. Mangels Spieler (Arbeitsstellen in der Rhein-Main-Region) gestaltete sich die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs schwierig. Deshalb musste die 1. Mannschaft in der Verbandsrunde 1959/60 aus dem Spielbetrieb zurückgezogen werden und es folgte die schwierigste Zeit in der Vereinsgeschichte.
Mit dem Bau einer Turnhalle, den der sehr aktive Schulleiter Hans-Joachim Niepelt bei der Gemeinde angeregt hatte, weil eine Halle als Sportstätte für Schule und Verein aber auch als Mehrzweckraum für Chorkonzerte und Festveranstaltungen und für den Erhalt und die Entwicklung des örtlichen Vereinsgeschehens wichtig sei, ging es aufwärts. Dem neuen Vorsitzenden Konrad Blum gelang es 1964, wieder eine Mannschaft am Spielbetrieb teilnehmen zu lassen. Am 23. August 1964 zogen die Mannschaften von Jossa und Seidenroth unter den Klängen der Jossaer Musikkapelle vom neuen Vereinslokal „Zum Joßgrund“ auf den Sportplatz an der Eisenbahnbrücke, um das erste Punktspiel der Vorrunde 1964/65 auszutragen. Nach der Fertigstellung der Turnhalle richtete die SG Jossa eine Gymnastikabteilung ein. 1967 wurde der damals 21-jährige aktive Fußballspieler Günter Walther zum Vorsitzenden gewählt, der beim FC Hochstadt als Jugendlicher und Spieler der Reserve Erfahrung in Sachen Fußball und Vereinsführung gesammelt hatte. 20 Jahre stand er dem Verein vor und weitere neun Jahre war er Vorstandsmitglied und Mannschaftsbetreuer.
Auch als Ortsvorsteher betreute Walther bis 1998 noch die Reserve und vertretungsweise auch die 1. Mannschaft. Trotz der Unterstützung durch die Vorstandskollegen Karl Ruppert, Karl Ziegler, Hans Zeller, Wilhelm Zeller, Phillipp Schüßler musste Walther wegen Spielermangels die 1.Mannschaft 1969 wieder vom Spielbetrieb abmelden. Während es bei den Senioren klemmte, arbeitete Jugendleiter Rainer Hoffmann kontinuierlich mit dem Nachwuchs. Stolz ist man über die Erfolge der Jugend. Eine Knabenmannschaft errang einen achtbaren 3. Platz, die A-Jugendmannschaft belegte ebenfalls den 3. Tabellenplatz und stieg 1970 sogar in die Kreisleistungsklasse auf. Den Hessenliga-Spieler Friedrich Zeller verpflichtete die SGJ als Trainer und zweimal wurde diese Mannschaft Vizemeister der A-Jugend-Leistungsklasse des Kreises Schlüchtern. Auch die C-Jugend-Mannschaft belegte in ihrer Gruppe den zweiten Tabellenplatz. Aus dem erfolgreichen Jugendbereich gelang es, wieder eine 1. Mannschaft zur Verbandsrunde 1971/72 anzumelden.
Im Rahmen der Dorferneuerung und mit viel Eigenleistung der Mitglieder konnte die Gemeinde Sinntal den jetzigen Sportplatz (mit Spielplatz, Kneipp-Anlage, Trainings/Fest/Parkplatz) „In den Joßwiesen“ bauen. 1986 war die Einweihung im Beisein des Hessischen Sozialministers Armin Claus, von Landrat Hans Rüger und dem Sinntaler Bürgermeister Hans-Eberhard Priemer. Das Vorhaben „Neubau eines Sportlerheimes“ wurde dann nachhaltig verfolgt und am 3. Oktober 1989 realisiert. Die mit 475.000 Mark kalkulierte Maßnahme bezuschussten die Gemeinde Sinntal, der Kreis, Land, Bund und der Hessische Fußballverband. Rund 9000 unentgeltliche Helfer-Stunden leisteten die Vereinsmitglieder und andere Jossaer Bürger.
Unter Federführung vom Vorsitzenden Stefan Walther gründete man in 2007 wegen Spielermangels eine Seniorenspielgemeinschaft mit dem FV Viktoria Altengronau. Die Zusammenarbeit im Jugendspielbetrieb funktionierte schon seit mehr als 20 Jahren sehr gut. Eine in 2003 gebildete Damenmannschaft musste auch wegen Spielerinnenmangel den Verbandsspielbetrieb wieder einstellen. Günter Seitz und Norbert Zeller verfolgten aber das Projekt Mädchen- und Frauenfußball weiter und ab 2005 hatte man eine exzellente B-Jugend-Mannschaft zur Verfügung, die bis in die höchste hessische Jugendliga aufstieg. Kreispokalsiege, Hallenmeisterschaften und mehrere Punktspielmeisterschaften wurden errungen. In 2007 wurde eine Frauen-Mannschaft gemeldet, die auf Anhieb bis in die Gruppenliga und in die Verbandsliga Nord aufstieg. Bei der über 300 Mitglieder zählenden SG Jossa wird aber nicht nur Fußball gespielt. Neben der seit 1984 bestehenden Damengymnastikgruppe sind sechs Tanzgruppen in verschiedenen Altersgruppen aktiv, die beim „Jöss’r Fasching“ und außerorts klassische Garde- und Showtänze zeigen.
Die Dorfrocker heißten den Fans ein
Die Kultband „Dorfrocker“ aus dem unterfränkischen Kirchaich (ein nicht einmal 900 Seelenort nordwestlich von Nürnberg gelegen) rockten gestern Abend die Sinntalgemeinde Jossa. Die drei Brüdern Tobias (Gesang), Markus (Akkordeon, Bass) und Philipp Thomann (E-Gitarre), die bei Konzerten zusammen mit ihrer Liveband auftreten, heizten mit ihrem ureigenen Musikstil mächtig ein, deren „Party-Rock-Volksmusik“ ein Mix aus volkstümlicher Musik, Rock, Schlager und Country-Musik ist. Die Gruppe besteht seit 2005. Das Debütalbum, „Party, Mädels geile Zeit“, das 2007 erschienen ist, sorgte für die ersten großen Auftritte der Dorfrocker. Am Grand Prix der Volksmusik nahmen sie mit dem Song „Und ab geht die Lutzzi“ teil. Später traten sie auch als Vorband der Schürzenjäger auf und begeisterten auch Jung wie Alt. Das Lied „Dorfkind“ ist der größte Hit der Dorfrocker und als DR-Hymne in aller Munde. In Jossa erklangen viele der Hits der Dorfrocker, auch beim „Vogelbeerbaum“ sang man gerne mit. „Hallo alle Mann“ heißt das aktuelle Album. Und passend zum Auftritt im Main-Kinzig-Kreis und unweit vom neuen Standort Schlüchtern war der neueste Song „Engelbert Strauss“ passend - weniger, aber im Standardprogramm, der Mallorca-Brüller „Wie heißt die Mutter von Nicki Lauda?“ am Tag der Beisetzung des Formel 1-Rennfahrers. Tolle Stimmung herrschte bei den zahlreichen hessischen und noch mehr fränkischen Fans. Ein gelungener Jubiläumsauftakt. +++