Bis Montagabend wird gefeiert

Sinntal: TSV Oberzell lässt es zur Kirmes am Sportplatz krachen

Der TSV Oberzell und dem Jugendclub Oberzell haben wieder ein buntes Programm für Jung und Alt zusammengestellt. - Fotos: Walter Dörr


Montag, 12.08.2024
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Noch bis Montagabend wird am Sportplatz in Sinntal-Oberzell traditionell Kirmes gefeiert ...

Der TSV Oberzell und dem Jugendclub Oberzell haben wieder ein buntes Programm für Jung und Alt zusammengestellt. Los ging es am Samstagabend mit der Party-Band „Rio live“, die mächtig einheizte.

Am Sonntag wurde ein besonderer Kirmes-Gottesdienst in der evangelischen Kirche mit Pfarrer Arne Schmitz gefeiert. Natürlich war die komplette Bloogesellschaft anwesend und am Ende schrie man lautstark in dem Gotteshaus die Frage: „Wem ist die Kirmes“ – und einstimmig die Antwort: „Uns“.

Nicht üblich der Ausmarsch mit der böhmischen Polka "Auf der Vogelwiese". Zum Mittagessen mit Spießbraten und anderen leckeren Gerichten war im Zelt am Sportplatz bestens gesorgt. Das Aufsagen des Kirmesspruches  war dann ein Höhepunkt der Kirmes. Bis die Oberzeller Musikanten die 24 Blooburschen und 15 Mädchen abholten und sie mit entsprechender Marschmusik zum Sportplatz geleiteten, unterhielten die „Zeller Kids“, eine TSV-Kindertanzgruppe, das proppenvolle Zelt und bekamen viel Beifall. Viele im Zelt warteten auf den diesjährigen Kirmesspruch, den wieder Robin Höhne vorlas. Viel war passiert.

„Grüßt euch, guude on hallo zu onserm Fest, auf doss es sich heut schö feiern lässt. Ihr glaabt‘s kaum, doch es is soweit, es is scho wiere Kirmeszeit“, so grüßte der Oberbloo. „Dazu begrüß ich alle, ob vom Önnerdurf oder Kirchbarch, ob se etz steihaaglustig sänn oder höddequarch, ob se die Nocht schon durchgefeiert honn bis zum hellichte Doch, ob se gleich do gebliebe sänn vom Zündeschboach. Mir wolle euch verzähl, bos die Leut so honn getriebe, doch seid ons net bös, ihr hot euch doch selbst neigeriere“, bat Höhne vorab um Verständnis von denen, die im Kirmesspruch waren. „Da Zell de schönste Fleck auf’m ganze Planet, hon sich dehie scho e poar Auswärtiche eigelebt.

Viele Begebenheiten im Kirmesspruch

Noch bis Montagabend wird am Sportplatz in Sinntal-Oberzell traditionell Kirmes gefeiert ...
Noch bis Montagabend wird am Sportplatz in Sinntal-Oberzell traditionell Kirmes gefeiert ...

Vom Wiesewech aus Zündesboach bis noch Schwarzefels nei, wolle se all lieber Zeller sei,“ begann die erste Geschichte. Der Cocktailchef hatte beim „Highway“ seine Getränke ausgiebig getestet und dann versucht, „in die Altstadt“ heimzufahren. Am Fahrradweg mit dem Auto war keine gute Idee, denn er kam bald im Graben zum Stehen. Also wählte er den Notruf und wurde mit „Abschleppseil und Allrad“ gerettet. Problematisch sei auch der Urlaubsstart verlaufen, denn bevor er sich mit 52 Käutz auf Malle „erholen konnte“, verweigerte eine Stewardess wegen zuviel Alkoholgenuss den Zutritt ins Flugzeug. „Die Träne sein em aus de Aache geflosse, de Traum von Malle woar beihah zerschosse,“ wusste der Oberbloo. Wie er es dann doch noch geschafft hat, fragte der Bloo. „Bann de Mond vom Himmel weicht, on die Nocht die Sechel streicht, dann steicht die Sonn über Zell empor, es steht en schönne Doch bevor.“

Nicht genug: „Die Frühlingssonn die Vöchel lässt erwach, is dene ihr Gezwitscher im Durf de einziche Krach. Bäum on Wiese geschmückt mit Blüte in Fülle, ach bos hon mir dehie e herrliche Idylle.“ Nach den poetischen Worten über seinen Heimatort Oberzell kam die Krachgeschichte mit der Müllabfuhr. „In Zell woar Sperrmüll on die Stross stohn voll die ganze Woch, mer hot warlich gedocht, mer wär dehie in Zündeschboach,“ lästerte Höhne über den Nachbarort. Mehrfach sei das Müllauto durch das Dorf gefahren, um die Menge abzutransportieren. Und das hätte man so intensiv gemacht, dass auch Gegenstände von vor einer Lackiererei in die Müllpresse geworfen wurden. Nur durch den beherzten Einwand der Chefin habe weiteres Lackierequipment gerettet werden können. Neben Highway, Felsparty und Kirmesfest, gebe man sich beim Fasching noch den Rest, bilanzierte der Oberbloo. Und im Spruch war notiert, wie sich die Narrenschaar bei ihren Auftritten bzw. nach Alkoholgenuss danach benahmen.

Zell bleibt Zell auch nach einem Focus-Bericht


„Zell bleibt Zell, versteckt von sieben Bergen, Zell bleibt Zell, am Fuß der schönen Rhön. Wo die Sinn durchfließt das Tal der Heimat, ja, mein Kind, ich bleibe hier, wie soll es anders sein, wo Nickus, Haag und Stoppelsberg grüßen, hier bin ich daheim.“ Ein wahre Liebeserklärung an die Heimat ist das Zeller Lied. Aber weil ein ehemaliger Zeller einen anders lautenden Artikel „in den Focus gesetzt, hot er die Werte onserer Durfgemeinschaft verletzt.“ Eine fehlende „höhere Bildung“ prangere der studierte Politik- und Geschichtswissenschaftler in seinem Artikel an. Der Bloo konterte, dass man nichts besseres sein wolle und außerdem sei man doch die Besten, egal mit welchem Abschluss. Dass 16-Jährige Bacardi-Cola in ihrer selbstgezimmerten Hütte trinken würden, widersprach der Bloo provokant als falsch recherchiert, denn „die Hüt tun mir schon mit 14 neischütte“.

Dass die Käutz die Frauen als Dirnen bezeichnen würden, verleitete den Bloo zu denken, „der hot se nemme all in de Birn. Schaut euch doch die schönne Marje oh, all sein se bei ons im Bloo.“ Mit einer Sache habe der Publizist die Wahrheit geschrieben, dass nur 10mal die Woche ein Bus fahre. Abschießend urteilte der Bloo: „Er hatt sich mit dem Artikel e groß Karriere erträumt, doch de Absprong in die weite Welt versäumt.“ Mit einem geklauten Kirmesbaum und im Gegenzug zerschnittenen Maibaum begann „der Krieg“ mit dem Nachbarort Züntersbach. Dass Züntersbacher im letzten Jahr heimlich die Oberzeller Kirmes wieder „ausgegraben“ haben, und als Bergbau-Laien hätten die Burschen wie Säue gebuddelt, aber nichts gefunden.

Im Gegenzug machten die Oberzeller einen Plan und fuhren „in Mission Säu“ zur Züntersbacher Kirmes. Und es klappte auch, Kirmes-Säue zu entführen: “Blitzschnell on mit höchster Präzession wurden die Säu gekrallt, on im Fluchtauto sicherheitshalber ohgeschnallt.“ In Oberzell habe sich der Bloo jedoch gefragt, ob die Tiere am Leben gelassen oder als Schwartemagen verarbeitet werden sollen. Als Auslöse eine Runde Kaltgetränke und das Kriegsbeil wurde (vorerst) begraben. 

Mit Glückwünschen für die beiden Geburtstagskinder Jule Höfner und Paul Baier sowie Bloo-Opa Sebastian Röder für seine 15-jährige Bloo-Zugehörigkeit endete der Spruch. Für das leibliche Wohl der Gäste war an allen Kirmestagen bestens gesorgt. An einer Sommerbar mundeten kühle Drinks. Und auch an die Jüngsten dachten die Kirmesmacher, denn der übliche TSV-Spielplatz war mit einer Sparkassen-Hüpfburg, einem Kinderkarussell und einer Schießbude zu einem Fun-Park erweitert worden.

Am heutigen Montag geht die Oberzeller Kirmes weiter. Ab elf Uhr fährt der Bloo durch den Sinntaler Ortsteil und um 17 Uhr ist zum Ausklang das alljährliche Schlachtschüssel- und Haxenessen am Sportplatz.

Neues Beliebtes
    Kontakt
    Kinzig.News Redaktion:
    Telefon:06051 833 712
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.News Vertrieb:
    Telefon:06051 833 711
    E-Mail: [email protected]
    Kinzig.Termine