Impuls von Stefan Buß: Tico mit den goldenen Flügeln

FULDA / MKK - Eine kleine Geschichte von Leo Lionni (1910 – 99, US Amerikanischer Schriftsteller und Grafiker) eröffnet uns Gedanken über Dankbarkeit, den Wunsch nach Veränderung und die Bedeutung von Freundschaft. Es ist die Geschichte von "Tico und die goldenen Flügel". Tico, ein kleiner Vogel, ist mit schwarzen Flügeln geboren, während seine Freunde prächtige, farbenfrohe Flügel haben. 

Tico ist jedoch nicht zufrieden mit seinen schwarzen Flügeln; er träumt von goldenen Flügeln, die ihn außergewöhnlich und besonders machen würden. Eines Tages bekommt er tatsächlich diese goldenen Flügel und fliegt höher und schneller als je zuvor. Aber mit der Zeit merkt Tico, dass er sich von seinen Freunden entfernt hat und dass die goldenen Flügel ihn nicht wirklich glücklich machen. Die Geschichte erinnert uns daran, wie wichtig es ist, dankbar für das zu sein, was wir haben, und uns selbst so zu akzeptieren, wie wir sind. Tico hatte zwar den Wunsch, sich zu verändern, aber er lernte, dass seine ursprünglichen Flügel, so unscheinbar sie ihm auch erschienen, einen Wert hatten, den er erst erkannte, als er ihn verlor. 

Oft streben wir nach dem, was wir nicht haben, und übersehen dabei die Gaben und Talente, die wir bereits besitzen. Diese Geschichte ermutigt uns, uns selbst zu schätzen und die Einzigartigkeit unserer eigenen "Flügel" zu erkennen. Ticos Wunsch nach den goldenen Flügeln begann, weil er sich mit seinen Freunden verglich. Dieses ständige Vergleichen kann uns oft unzufrieden machen und unser Gefühl der eigenen Wertigkeit untergraben. In der heutigen Welt, in der wir ständig durch soziale Medien und andere Plattformen mit den Erfolgen und dem Lebensstil anderer konfrontiert werden, ist es leicht, sich unzulänglich zu fühlen. Doch wie die Geschichte zeigt, führt das Streben nach äußerem Glanz und Anerkennung oft nicht zu echtem Glück. Echte Zufriedenheit kommt von innen, von der Annahme und Wertschätzung unserer selbst. Als Tico seine goldenen Flügel hat, spürt er eine Distanz zu seinen Freunden. Er erkennt, dass wahre Freundschaft nicht von äußeren Merkmalen abhängt, sondern von gegenseitigem Verständnis, Unterstützung und Liebe. Diese Erkenntnis führt ihn dazu, seine goldenen Flügel zu opfern, um wieder Teil der Gemeinschaft zu sein, die er so sehr vermisst. 

Das zeigt uns, dass materielle Besitztümer oder äußerer Glanz nie das Band der Freundschaft ersetzen können. Wahre Freunde lieben uns um unserer selbst willen, nicht wegen unseres äußeren Erscheinungsbildes. Die Geschichte von Tico und den goldenen Flügeln ist eine wunderschöne Parabel über Selbstakzeptanz, Dankbarkeit und die wahre Bedeutung von Freundschaft. Sie lehrt uns, dass es im Leben nicht darauf ankommt, wie wir von außen erscheinen, sondern wer wir im Inneren sind. Lassen wir uns daran erinnern, uns selbst zu schätzen, die Menschen in unserem Leben zu lieben und die Schönheit in unseren eigenen "schwarzen Flügeln" zu erkennen.