Große Bilderserie von Walter Dörr

Traditionelle Kirmes in Vollmerz: Kirmesbaum sollte geklaut werden

Mit den Klängen des Musikvereins Sannerz holte die 22-köpfige Bloogesellschaft den buntgeschmückten überdimensional großen Kirmesstrauß in Vollmerz ab und brachte ihn zum Sportplatz. - Fotos: Walter Dörr


Mittwoch, 04.09.2024
von WALTER DÖRR

SCHLÜCHTERN - Der Förderverein Freistoß der Sportgemeinschaft „Degenfeld“ richtete wieder am Sportplatz in Vollmerz die Kirmes aus.

Ein Höhepunkt war das Aufsagen des Kirmesspruches. Mit den Klängen des Musikvereins Sannerz holte die 22-köpfige Bloogesellschaft den buntgeschmückten überdimensional großen Kirmesstrauß in Vollmerz ab und brachte ihn zum Sportplatz.

Die Vorsitzende des Fördervereins und der Sportgemeinschaft „Degenfeld“ Vollmerz, Sabine Meyer, hieß die zahlreichen Gäste willkommen. Ein Dank galt den Helferinnen und Helfern, die das Fest ermöglicht haben. Der Samstagabend sei besonders schön gewesen, auch die Musik der Band „Donnawedda“. Dass der Musikverein Sannerz wieder auf der Kirmes aufspielt, freute die „Chefin“.  Bloovadder Paul Bertholdt – assistiert von Bloomudder Laura Stern – verlas dann die Dorfchronik-Rolle.

Der Kirmesbaum sollte geklaut werden


Bevor er jedoch die vorbereitete Rede begann, musste er aus aktuellem Anlass auf einen Skandal vom Vorabend eingehen. Während ausgelassen Kirmes gefeiert wurde, hatten „Gäste aus Sinntal“ anderes vor: Sie wollten den Kirmesbaum klauen, der in einem nahen Stall lagerte. Der örtliche „Organist“ vereitelte aber den Coup und brachte den Baum in Sicherheit. Als der Bloo am Sonntagmorgen zum Kirmesbaum ging, war der Baum nicht an seinem Ort.

Suchfahrten des Oberblooburschen im Altkreis Schlüchtern waren erfolglos – bis Jürgen Eifert erzählte, was gesichert in seiner Garage liegt. Der Nachbarort muss wohl demnächst mit dem Echo des Vollmerzer Bloos rechnen. „E Joar is vergange un es is so weit, endlich is wiere Kirmeszeit. Zu diesem tranditionelle Feste begrüß ich euch un all die Ehrengäste“, so begann Paul Bertholdt seinen Kirmesspruch. „Wie jedes Joar is in Degenfeld einiges passiert, so dass mer e boar Zeile konnte notier.“

Ein übereifriger Helfer beim Rock am Hinkelhof


Vom Hinkelhöfer Galgenberg-Fest (Rock am Hinkelhof) handelte die erste Geschichte. „En junge Bursch aus dem Vogelberger Gefilde ist da intensiv tätig, mit Frontlader und Hänger schon ab Sonndich für de Verein gnädig.“ Die große Hilfsbereitschaft und der Spaß brachte aber auch „Dappichkeite“ ans Licht, denn beim Rangieren um die Bühne drohte er umzukippen. Die Helfer kreischten und sahen ihn in sein Ende fahren. „Solang alle gesund bleibe, könne mir danach lache un es begieße, zahle muss es eh die Versicherungspolice.“

„Die Welt dreht sich weiter un dos is aach gut, so gibt’s in Degenfeld aach jedes Joar viel Zuzuch. Mir müsse damit lebe, sonst sterbe mer aus, weil Kinner gibts net genuch zur Arterhaltung in jedem Haus“, sprach der Oberbloo das Für und Wider der Neubürger an.

Einer vom Gewürzgurken-Adel ist nach Degenfeld gezogen


Ein Ehepaar vom „Gewürzgurken-Adel“ suchte sich Degenfeld als neues Zuhause aus und im Kirmesspruch wurde von umfangreichen Umzugsfahrten berichtet. Für Hausstand oder Klamotten hatte der Bloo Verständnis, aber „müsse im Umzugslaster wirklich Taubeschiss Eimer un kubikmeterweise Brennholz sei? Aach Muttererde, ahle Gartenzäun und Ploaster?“ Der Bloo: „Bei Leberwurschtbrot mit Gewürzgurke und warmem Radeberger Glück brauchts net viel un ihr nennt unser Degenfeld aach euer Heimatstück.“ „Mit 20 Kiste Bier im Kofferraum nach Wacken, e ganze Woche saufen nach dem Motto: Kopp in den Nacken.“ So wurde schon einmal im Kirmesspruch berichtet.

Einmal Wacken – immer Wacken


Bei Wacken 2024 liefen die Kerle wieder in Höchstform auf – jeden Tag betrunken. Und da passierte es, dass einer hackesteif bei fremden Leuten abgegeben wurde und einer aus dem Kalten Loch in Oberramholz „splitternackt mit zwei Chips in der Arschbacke“ gesehen wurde. Auf der Heimfahrt ging das Getriebe kaputt und das Gepäck - 80 leere Bierkisten - musste in einen Mietwagen umgeladen werden.

“Da ich selbst betroffe woar, muss ich euch eins auf´n Weg mitgeben: im eigene Durf kann mer ruhig einen heben, de Poarr im Urt hommer un Gottes Segen“, outete sich der Oberbloobursch. Der „Zirkus Tarantelli“ lieferte wie jedes Jahr wieder eine Geschichte. Nach dem Arbeitstag wollte sich der Hausherr ein Brot essen und hat die Scheibe ordentlich mit Wurst geschmiert. Für die trockene Kehle holte er sich ein Bier aus dem Keller, doch zurück im Wohnzimmer entdeckte er einen Waschbär, der genüsslich das Brot schlemmte. „De Waschbär weg un es Brot auch, do gings ins Bett halt ohne ebbes im Bauch.

Waschbären mögen Wurstebrot


Die Nocht hot er net gut geschafe, weils ständig hat gekrumelt in seim Mache.“ Am nächsten Abend holte sich der Hausherr erst ein Bier und wollte sich dann ein Wurstbrot machen. „Kaum hot er am Dösch gesesse, kreischt sei Tochter: drei Waschbäre sitze im Schrank un hon e Wurschtbrot gefresse.“ Er hat die Viecher vertrieben und „Dann konnt er in aller Ruh sei Wurschtbrot genieße und das ganz richtig mit Bier begieße.“ Ein als “Putebauer“ bekannter vom Kinzberg ist für ein Bier mal nach Elm gefahren. Und weil da vier draus wurden, fragte er sich, ob wer mit seinem Moped heimfahren oder von Elm nach Vollmerz laufen soll.

Die Wahl fiel auf sein Moped, aber erst nach drei weiteren Bieren. Mit den Schichten der Schlüchterner Polizei kannte er sich aus und fuhr zur rechten Zeit los. Nur hatte er sich in der Uhrzeit verschätzt und wurde von einer Streife entdeckt. Auf Schleichwegen konnte er den Polizisten entfliehen: „De Putebauer hatte 10 Promille und saß deham im Garte in aller Stille.“ Die Polizei hat aufgegeben „un sie konnte ihn net abtransportier, bei de Polizistin im Durf sollte er sich emol besser über die Schichtwechselzeite informier“, riet der Bloo.

Kriminalfall geklärt


Eine „James-Bond-Geschichte“ hat es in den Kirmesspruch geschafft. „En Auswärtiche is dehie in der Kneipe aufgetaucht un wollt ebbes esse, die folgende Woche hot er ömmer öfter gegesse, igendwann hot er aach en Kumpel mitgebracht, die zwo hon sich on de Theke en urdentliche Deckel gemacht. Zu Stammgäste sein die Zwo dann scho geworde, wurn sogoar zum Geburtsdoch von de Wirtin eigelode“, so die Einleitung. Als ein dritter Protagonist, ein Bauunter-nehmer aus dem Fuldischen, auch öfters in die Kneipe kam, wurde es „heiß“, denn die Polizei „hot mit em Haufe Leut“ den Unternehmer festgenommen. Die Lösung des Falles: Die zwei auswärtigen Säufer waren verdeckte Ermittler.

Zum Schluss noch zwei Anekdoten: „Das Vollmerzer Dreigestirn Jungfrau, Prinz und Bauer, hon erkundet die Steckelburger Mauer“ Obgemeld hatte sich die Drei net, es is aufgefalle wie se obends sollte ins Bett. Kommissar Zufall hot sie entdeckt, hot sie geholt un ins Bett gesteckt“, so das Happyend. Dass die heimische Polizistin arg aktiv und ständig fort sei, stellte der Bloo fest. Zum Grillen sei sie mit dem Rad gekommen und habe sich einen Schönen zur Brust genommen. Als sie auf dem dunklen Heimweg stürzte, dachte sie: „Schnell auf un heim, die Knoche tun weh, hoffentlich hat mich keiner geseh.“ Pech gehabt, der Bloo kriegt alles mit.

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