HANAU

Prozess im Sekten-Mord: Schreckliche Details zur Kindheit unter Sylvia D. kommen ans Licht

Die Angeklagte Sylvia D. - Fotos: Moritz Pappert


Donnerstag, 28.11.2019
von Moritz Pappert

HANAU - Schockierende Enthüllungen im Hanauer Prozess um Sekten-Anführerin Sylvia D. (72) kamen am Donnerstag vor dem Landgericht ans Licht. Als Zeugin sagte die Adoptivtochter Ulrike D. aus. Diese berichtet von einer qualvollen Kindheit unter Sylvia D., die sprachlos macht.

Bereits als Ulrike D. vier Wochen alt war, wurde sie von Sylvia D. adoptiert. "Bis ich ungefähr 12 Jahre alt war,  war die Welt noch in Ordnung. Da haben wir in Darmstadt gelebt. Dann sind wir nach Hanau gezogen. Da fing es dann an", so die Adoptivtochter. Was die 47-Jährige dann erzählt, ist schockierend. 

"Sylvia beschuldigte uns, wir hätten Geld gestohlen und Dinge kaputt gemacht. Daraufhin wurden wir nur noch eingesperrt", sagt Ulrike D. und schluchzt. Wenn die Kinder aus der Schule kamen, sollen sie direkt eingesperrt worden sein. Kontakt mit Freunden oder Ausflüge habe es keine gegeben. "Wenn wir auf Toilette wollten oder duschen mussten, wurde uns aufgemacht. Danach mussten wir wieder in unser Zimmer. Das Essen wurde uns ins Zimmer gebracht. Das war meistens trockenes Brot, manchmal auch mit ekliger und ranziger Wurst". Auch abgelaufene Lebensmittel hätten die Kinder essen müssen.

Teilweise soll sie nachts geweckt worden sein. "Dann stand Sylvia neben uns und hat ihre Predigten gesungen". Wenn Ulrike D. nicht auf Sylvia gehört habe, soll sie die Adoptivtochter an den Haaren und Ohren gezogen haben, sodass diese blutig waren. "Das war an der Tagesordnung. Ich hatte teilweise Angst, sie bringt mich um", sagt Ulrike D. Sylvia habe so lange weitergemacht, bis sie zugaben, sie hätten etwas getan. "Du warst nichts, du bist nichts und du wirst nie was sein ohne mich", soll Sylvia D. zu ihr gesagt haben. Während Ulrike D. erzählt, schaut die Angeklagte die Zeugin starr an und macht sich Notizen. 

Mit 21 Jahren sei sie dann endgültig von zu Hause ausgezogen. "Auch als ich dann schwanger war, hat sie mich unter Druck gesetzt, dass mein Kind zur Adoption freigeben werden soll. Ich hatte aber auch keine andere Wahl, weil ich draußen ja keine Hilfe bekommen habe". Seit 2012 haben sie keinen Kontakt mehr. In einer Therapie konnte sie die Ereignisse verarbeiten. Die angeklagte Sylvia D. sieht den Prozess als Komplott gegen sich und die Medienfirma, die ihr gehörte. Der Prozess soll noch bis Mitte März andauern. +++

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