Impuls von Stefan Buß: Erntedank
Samstag, 05.10.2024
von STEFAN BUß
FULDA / MKK - Am letzten Sonntag im September oder ersten Sonntag im Oktober feiert die Kirche das Erntedankfest. Ein Fest, das uns daran erinnert, dankbar zu sein für das, was wir haben – für die Früchte der Erde, die uns ernähren, für die Arbeit unserer Hände, und für all das, was uns Tag für Tag zum Leben gegeben wird. Doch während wir den Tisch mit Früchten und Gaben schmücken, möchte ich heute auch an etwas erinnern, das oft nicht so greifbar ist, aber genauso wichtig: die Liebe, die Freundschaft und die zwischenmenschlichen Beziehungen, die uns tragen und erfüllen.
Erntedank ist ein Moment des Innehaltens. Wir halten inne, um uns dessen bewusst zu werden, was uns geschenkt ist. Die erste Form der Dankbarkeit, die uns heute bewusst wird, ist die Dankbarkeit für die Gaben der Natur. In vielen Teilen der Welt ist die Erntezeit eine Zeit des Feierns, weil sie das Überleben der Gemeinschaft sichert. Die Menschen danken Gott und der Natur für den Reichtum an Nahrung. In einem reichen Land wie dem unseren, wo der Supermarkt stets gut gefüllt ist, fällt es uns manchmal schwer, diese existenzielle Dankbarkeit wirklich nachzuvollziehen. Doch auch hier sollten wir nicht vergessen, dass alles, was auf unserem Tisch liegt, letztlich ein Geschenk Gottes ist, auch wenn es uns oft so selbstverständlich erscheint. Die Natur schenkt uns, was wir zum Leben brauchen, und dafür wollen wir heute von Herzen danken.
Doch wir wollen uns nicht nur für das Materielle bedanken, sondern auch für das, was nicht in Körben gesammelt oder auf dem Markt verkauft werden kann: Liebe, Freundschaft, gegenseitige Unterstützung.
Liebe ist das, was uns im Innersten miteinander verbindet. Dafür dürfen wir dankbar sein, auch wenn sie nicht immer sichtbar ist wie eine Frucht oder eine Blume. Auch Freundschaft ist ein großes Geschenk. Wahre Freunde sind wie ein sicherer Hafen in den Stürmen des Lebens. Sie stehen an unserer Seite, wenn es schwer wird, und freuen sich mit uns, wenn es uns gut geht. Freundschaft ist eine Form der Liebe, die sich oft im Kleinen zeigt: in einem aufmunternden Wort, einem Zuhören oder einer helfenden Hand. Erntedank erinnert uns daran, dass wir nicht alles in unserem Leben durch unsere eigene Kraft erreichen. Es gibt so viel, das uns einfach geschenkt wird – sei es durch die Gaben der Natur oder durch die Liebe der Menschen um uns. Diese Erkenntnis führt uns zu Demut und Dankbarkeit. Denn nichts, was wir besitzen, sei es materiell oder immateriell, ist selbstverständlich. Erntedank lässt uns nicht nur die Ernte der Felder feiern, sondern auch die Ernte des Herzens.
Denken wir an die Menschen, die uns mit ihrer Liebe, Freundschaft und Zuwendung beschenken, und danken wir Gott für sie. Dankbarkeit ist mehr als nur ein Gefühl – sie ist eine Haltung des Herzens. Das Erntedankfest lädt jeden Menschen ein innezuhalten und sich die Frage zu stellen: Wofür bin ich wirklich dankbar? Ist es das tägliche Brot? Die Gesundheit? Die Menschen, die mich lieben und begleiten? Gott hat uns so reich beschenkt. Das Bewusstsein beschenkt zu sein, ohne eine Gegenleistung zu bringen, verwandelt den Menschen und das ist der tiefere Sinn von Erntedank.