„Historischer Tag für die Stadt“

Akademische Feier zur Eröffnung des Kultur- und Begegnungszentrums

Vor dem neuen Kultur- und Begegnungszentrum schnitten Bürgermeister Matthias Möller (parteilos), Landrat Thorsten Stolz (SPD, Zweiter und Dritter von rechts) sowie andere Funktionsträger das rote Band durch. Foto: Ulrich Schwind - Fotos: Ulrich Schwind


Montag, 07.10.2024

SCHLÜCHTERN -  „Das ist ein absolut historischer Tag für Schlüchtern und die gesamte Region“, zeigte sich Landrat Thorsten Stolz (SPD) bei der akademischen Feier zur Eröffnung des neuen Schlüchterner Kultur- und Begegnungszentrums (KuBe) sehr euphorisch.

Gut 200 Gäste waren zu der Veranstaltung in die Stadthalle gekommen, darunter viele heimische und überregionale Mandatsträger, Bauverantwortliche, Personen des öffentlichen Lebens, Gewerbetreibende und sonstige Funktionsträger. Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) begrüßte die große Runde an diesem besonderen Tag, auf den die Stadt jahrelang hingearbeitet hatte. Es war spürbar, welche Anspannung und Last an diesem Tag von dem Stadtoberhaupt abfiel. Schließlich hatte speziell ihm, der die Gesamtverantwortung trug, das Projekt viel Kraft und Einsatz abverlangt.

Möller erinnerte sich noch gut an jenen Abend im Frühjahr 2018, als ihn auf einer Dienstreise nach Frankfurt ein Anruf der ehemaligen Langer-Geschäftsführerin erreichte: „Ende April schließen wir unser Kaufhaus.“ Ein Satz, der nach nur einem halben Jahr im Amt nicht nur das Leben des Bürgermeisters, sondern das vieler Menschen in der Stadt stark veränderte.

Ein „Super-Gau“ für Schlüchtern, mit dem er zur damaligen Zeit niemals gerechnet hätte, blickte Möller zurück Ein „surrealer Gedanke“, dass plötzlich der Magnet der Innenstadt, der das Kaufhaus für ihn seit Kindertagen war, plötzlich wegfiel; der Ort, der ein gewisses Flair in die Kleinstadt brachte und die Menschen zusammenführte, nun Geschichte sein sollte.

Diese Nachricht bereitete ihm nicht nur viel Kopfzerbrechen, sondern auch manche schlaflose Nacht. In der Folge durchlebte er eine „emotional fordernde Zeit“. Doch schon nach einiger Zeit rappelte er sich wieder auf - mit der Vision, das Langer-Objekt nicht dem freien Markt zu überlassen, sondern hier in eigener Regie den Grundstein für „Schlüchterns Neue Mitte“ zu legen. Ziel sei dabei stets gewesen, mit allen städtischen Entscheidungsträgern eine gemeinsame Lösung zu finden. Dies sei nach viel Überzeugungsarbeit auch gelungen.

Nach dem Ankauf habe es „ganz viele ungewisse Zeiten“ und eine „unglaublich emotionale Achterbahnfahrt“ gegeben. Doch heute sei klar: Der Ankauf, Abriss und die Neuplanung in Eigenregie sei genau die richtige Entscheidung gewesen. Man könne stolz sein, den Wandel der Innenstadt selbst aktiv in die Hand genommen zu haben. Trotz weiterhin bestehender Kritik sage er mit Stolz: „Das KuBe ist ein grandioses Projekt.“

Möller dankte zahlreichen Menschen und Institutionen für ihre tatkräftige Unterstützung mit Geld und Arbeitsleistung. In diesen Tenor reihte sich Landrat Stolz ein, der aber den Bürgermeister ganz besonders lobte, als einen, der voran gegangen und der Motor für die Bewegung gewesen sei sowie für das Vorhaben gebrannt habe. Das „Leuchtturmprojekt“ stärke Schlüchtern als Wohn- und Wirtschaftsstandort und führe die gute Entwicklung fort.

Das Gebäude stelle ferner ein Alleinstellungsmerkmal dar. „Hier wird ein neues Kapitel in der Stadtentwicklung aufgeschlagen“, zeigte sich der Landrat überzeugt. Die enorme Kraftanstrengung werde belohnt. Hier entstehe ein neuer sozialer und kultureller Mittelpunkt. Es sei für ihn eine besondere Ehre, nicht nur die Glückwünsche des Kreises zu überbringen, sondern auch gleich zum Start das Vorhaben mit einem Zuschuss von 1,365 Millionen Euro angeschoben zu haben.

Werner Bensing, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft als künftiger Betreiber, sprach von dem „imposantesten und wichtigsten öffentlichen Gebäude der Stadt“. Ziel sei es, mit dem Gebäude die soziale Integration im Quartier zu fördern. Deswegen sei auch der Gönner der Stadt J.J. Weitzel zum Patron des KuBe gemacht worden.

Architekt Stephan Storch übergab symbolisch einen überdimensionalen „Generalschlüssel“ für das Haus an Bürgermeister Möller und zahlreiche Verantwortliche der Stadt. Danach ging die gesamte Festgesellschaft in das wenige Meter entfernte neue Gebäude, vor dem verschiedene Honoratioren symbolisch das rote Band zerschnitten. Anschließend konnte das gesamte Gebäude in Augenschein genommen werden.

Drei Jahre Bauzeit

Einst stand auf dem Areal entlang der Bahnhofstraße von der Obertor- bis zur Lotichiusstraße das Kaufhaus Langer als Aushängeschild Schlüchterns. Nach deren Schließung Ende April 2018 entschied sich die Stadt für Ankauf, Abriss und Neukonzeption des gesamten Areals. Im August 2021 war der Baustart. Nun ist das Kube der erste Baustein der städtebaulichen Neuordnung an dieser Stelle.

Mit einer Bausumme von rund 12,5 Millionen Euro stellt es das größte und bedeutendste Bauwerk in der Geschichte von Schlüchtern dar, das die Stadt selbst geplant, entwickelt und gebaut hat. 8,5 Millionen gibt es von verschiedenen Seiten als Zuschuss. Hinter der Fassade mit einem Grundriss von 35 mal 33 Metern verbirgt sich reichlich Leben. Im Erdgeschoss zog vor einigen Wochen die viergruppige Kindertagesstätte „Zwergenwiese“ ein, der auch ein Außenbereich angegliedert ist. Im zweiten und dritten Obergeschoss wird in Kürze eine phantasievolle, in ganz Hessen einzigartige Kindererlebniswelt mit großem Kletterparadies eröffnet.

Auf den vier Ebenen des Atriumgebäudes finden in den nächsten Wochen noch weitere wichtige Einrichtungen ihren Platz: das Familien- und Integrationsbüro „Check-In“, die moderne Weitzelbücherei mit rund 20.000 Medien, die Europa-Akademie, der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), Seminar- und Büroräume sowie ein in drei kleinere Räume einteilbarer, großer Veranstaltungssaal. (red)

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