Schlüchtern: Schlosspark Ramholz mit Makel
Mittwoch, 09.10.2024
von WALTER DÖRR
SCHLÜCHTERN - Der Schlosspark in Schlüchtern-Ramholz ist ein beliebtes Ausflugsziel. Eine natürliche Oase, die viele von nah und fern zu einem mehr oder weniger langen Spaziergang einlädt. Ein Hauptanziehungspunkt bildet natürlich das Schloss selbst. Die Inschrift einer Steinplatte an dem historischen Gebäude dokumentiert: „Zu diesem Schloss wurde am 29. November 1893 der Grundstein gelegt.
Am 25. September 1895 die Fahne auf den Turm gesteckt. Gott segne nun das Haus, und alle, die gehn ein und aus”. Hugo Rudolf Freiherr von Stumm (1845-1910) erbaute das „neue” Schloss, ein viel größerer Anbau an die alte Renaissance-Huttenburg. Die Münchener Architekten Emanuel und Gabriel von Seidl brachten die Ideen des Bauherrn zu Papier und zeichneten die Pläne. Im Stil der Neugotik und dem Zeitgeist der „englischen” Renaissance nachempfunden ist das imposante Gebäude. Neben Stumm´s Hausplanung galt es damals, die ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Fläche in Ramholz von fast 100 Hektar Größe in einen Park zu verwandeln mit den entsprechenden Wasseranlagen, Bächen, Hügelaufschüttungen, Kleingruppierungen und Gebäuden, wie die Försterei, Gärtnerei mit Gewächshäusern, Teehaus, Kegelbahn und Familiengruft. Mit dem bekannten schwedischen Gartenarchitekten Jens Person Lindahl (1843-1887) wurde der Park realisiert – Stumm erlebte die Fertigstellung allerdings nicht mehr, da er am 31. Juli 1910 in Coswig (Sachsen) verstorben ist.
Mit Oberförster Felix Schnetzer (1855-1940) hatte der königlich preußische Rittmeister einen engagierten Mitstreiter, der den märchenhaften Landschaftsgarten, der bis hinauf zur Burg Steckelberg reichte, fachkundig pflegte. Immense Kosten sorgten dafür, dass nach landschaftlichen Teilverkäufen auch das Schloss in 2014 veräußert werden musste. Jahrzehnte ungenutzt fristete die rund 9.000 Quadratmeter große Fläche der ehemaligen Gärtnerei ein trauriges Dasein. Die Scheiben der Gewächshäuser gingen zu Bruch, Bäume suchten sich regelrecht ihren Weg in die Freiheit. Im Laufe der Zeit verbreitete sich der Wildwuchs – die Natur schien ihr Gelände zurückholen zu wollen. Nicht jedem Schlossparkbesucher gefiel und gefällt der Anblick. Sogenannte „Lost Places“ reizen trotz Verbotsschildern zum Betreten des Geländes und mysteriöse Bilder zu fotografieren. Nachdem jetzt „der Urwald“ zum Teil beseitigt wurde, ist ein Blick auf den verfallenden Gebäudekomplex möglich.
Unser Fotograf Walter Dörr hat eine beeindruckende Fotostrecke gemacht.