Leonard Schubert und Leopold Thiel retteten Menschen das Leben
Sonntag, 20.10.2024
MAIN-KINZIG-KREIS - Sommer, Sonne, Schwimmbadlaune. Das dürften viele Kinder und Erwachsene denken, wenn sie in der heißen Jahreszeit baden gehen. Wer ahnt, dass in diesem beschwingten Szenario schicksalhafte, ja lebensbedrohliche Momente drohen können? Es ist Leopold Thiel zu verdanken, dass ein solcher Moment für einen Achtjährigen im Bruchköbler Freibad kein schlimmes Ende nahm. Auch Leonard Schubert rettete einen Menschen das Leben: In einem privaten Swimmingpool in Südfrankreich bewahrte er den Partner seiner Großmutter vor dem Ertrinken.
Landrat Thorsten Stolz ehrte die beiden Schüler in Vertretung des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein für ihr rasches und unerschrockenes Eingreifen mit einer Öffentlichen Belobigung in Form einer Urkunde. Zu der kleinen Feierstunde im Main-Kinzig-Forum waren auch Eltern und Großeltern der Jungen sowie Bruchköbels Erster Stadtrat Oliver Blum gekommen. „Gut, dass ihr im richtigen Moment am richtigen Ort wart und das Richtige getan habt“, sagte der Landrat und ergänzte: „Ihr habt Verantwortung gezeigt und nicht weggeschaut, sondern mit Mut, Zivilcourage und Hilfsbereitschaft gehandelt.“ Leopold Thiel sei mit seinen 14 Jahren und Leonard Schubert mit seinen 13 Jahren noch jung, aber beide seien bereits ein Vorbild für andere.
In seiner Ansprache rief der Landrat die dramatischen Ereignisse, die zur Öffentlichen Belobigung geführt hatten, in Erinnerung. Der 14-Jährige Leopold Thiel besucht im August des vergangenen Jahres mit einigen Freunden das Bruchköbeler Freibad. Die Gruppe hält sich am Nichtschwimmerbecken auf, als Leopold Thiel auf dem Grund des Beckens einen Jungen sieht. Zunächst geht der Schüler davon aus, dass der Junge taucht, erkennt aber ganz schnell, dass dieser bewegungslos im Wasser treibt. Leopold Thiel holt den Bewusstlosen aus dem Wasser, trägt ihn zu den Mitarbeitenden des Freibads und der Achtjährige wird sofort erfolgreich reanimiert.
Ähnlich entschlossen handelt Leonard Schubert im August 2023 während eines Familienurlaubs in Südfrankreich. Mit seiner Großmutter Martha Schubert badet der 13-Jährige am 7. August in einem Pool. Der Lebenspartner der Großmutter, der an Parkinson leidet, gesellt sich zu den beiden ins Wasser, hält sich zunächst am Beckenrand fest. Mit einem Mal taucht der Lebensgefährte unter und kommt nicht zurück an die Wasseroberfläche. Leonard taucht entschlossen zu der Stelle. Der Schüler Schubert greift nach dem Ertrinkenden, der sich aufgrund seiner neurologischen Erkrankung nicht helfen kann, und bringt ihn in Sicherheit. „Ohne Leonard wäre der Lebensgefährte seiner Großmutter ertrunken. Sie selbst konnte ihm nicht helfen, weil sie Nichtschwimmerin ist“, erläuterte der Landrat.
Laut einer Statistik der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sind in Deutschland im Jahr 2023 378 Menschen ertrunken, im Jahr davor waren es 355, die meisten von ihnen in den Sommermonaten. „Es gibt drei Gründe, warum es immer wieder zu Unfällen in Bädern, Seen, Flüssen oder am Meer kommt: weil Menschen nicht schwimmen können, weil sie ihre Fähigkeiten überschätzen oder weil sie die Gefahren unterschätzen“, mahnte der Landrat.
Es sei ihm eine Ehre, diese Belobigungen zu überreichen, fuhr er fort und schilderte den Anwesenden, wann Taten wie die von Leopold Thiel oder Leonard Schubert eine staatliche Anerkennung erfahren: „Der Hessische Ministerpräsident kann Menschen, die eine Rettungstat vollbracht haben, mit einer Öffentlichen Belobigung in Form einer Urkunde auszeichnen. Im Gegensatz zur Rettungsmedaille wird die Urkunde an Retterinnen und Retter vergeben, die handeln, ohne dass Gefahr für das eigene Leben besteht.“ Solche Ehrungen in Hessen würden nicht inflationär vergeben, sondern seien etwas Besonderes. Im Jahr 2022 ist die Rettungsmedaille 16 Mal verliehen worden und es wurden 26 Belobigungen ausgesprochen.
Oliver Blum, Erster Stadtrat der Stadt Bruchköbel, würdigte die beiden jungen Lebensretter im Namen der Stadt Bruchköbel und im Namen von Bürgermeisterin Sylvia Braun. Er betonte, die Auszeichnungen seien zu Recht verliehen worden. Sowohl Leopold Thiel als auch Leonard Schubert hätten im August 2023 herausragend und selbstlos gehandelt. Anschließend betonte er, wie wichtig es sei, dass Kinder und Jugendliche schwimmen lernen, beziehungsweise sie zu selbstbewussten, verantwortlich handelnden Menschen zu erziehen. (red)