Austausch über Herausforderungen der Zukunft
Freitag, 25.10.2024
MAIN-KINZIG-KREIS - Angeregt haben sich die Spitze des Main-Kinzig-Kreises und die beiden Kreishandwerkerschaften Hanau und Gelnhausen-Schlüchtern über aktuelle kreis- und wirtschaftspolitische Themen ausgetauscht. Wichtigste Botschaft: „Der Main-Kinzig-Kreis ist für die heimische Wirtschaft ein verlässlicher Partner auch und gerade in wirtschaftlich schwierigen Phasen. Genau deshalb behalten wir auch die hohen Investitionskosten in die Schulen und den Glasfaserausbau bei, weil dies auch der Wirtschaft vor Ort zugutekommt“, betonte Landrat Thorsten Stolz, der an dem Gespräch zusammen mit Erstem Kreisbeigeordnetem Andreas Hofmann und Kreisbeigeordnetem Jannik Marquart teilnahm.
Das Treffen fand diesmal in den Räumen der Kreishandwerkerschaft Hanau statt, wo Kreishandwerksmeister Martin Gutmann die Anwesenden begrüßte und auf schwieriger gewordene Rahmenbedingungen einging: Das Baugewerbe spüre deutlich den Rückgang bei Aufträgen aus privater Hand. Umso wichtiger sei es, dass die öffentliche Hand weiter an Investitionen festhalte.
Wie der Landrat betonte, setzt der Kreis sein Investitionsprogramm im Bereich Schulbauten wie geplant fort. So sollen in den kommenden fünf Jahren 200 Millionen Euro in die Sanierung, Erweiterung, und den Neubau von Schulen fließen – ungeachtet der schwierigen Rahmenbedingungen, mit denen auch der Main-Kinzig-Kreis zu kämpfen habe. Das sei ein wichtiges Signal an die heimische Baubranche, die vielfach bei öffentlichen Aufträgen zum Zuge komme. „Das hilft unseren Handwerksbetrieben sehr“, bekräftigte Martin Gutmann.
Doch der Kreis dreht auch an anderen Stellschrauben, um die Wirtschaft zu unterstützen. So entsteht bis 2026 unter der Regie des Main-Kinzig-Kreises und in Kooperation mit der Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung ein Azubi-Campus in Linsengericht. „Damit schaffen wir für Auszubildende bezahlbaren Wohnraum an einem Ort, der eine gute Verkehrsanbindung hat. Wir eröffnen mit diesem Wohnangebot ganz neue Möglichkeiten. War es bislang in der Regel so, dass Auszubildende sich den Ausbildungsplatz möglichst wohnortnah ausgesucht haben, so entfällt diese Beschränkung künftig. Das ist eine Riesenchance für die jungen Leute, aber auch für Unternehmen, die so Nachwuchs über die Kreisgrenzen hinweg gewinnen können. Der Azubi-Campus ist für die Fachkräftegewinnung der Zukunft von enormer Bedeutung“, erklärte Andreas Hofmann.
Hierzu hatten die Vertreter der Kreishandwerkerschaften einige Nachfragen, etwa zu den zu erwartenden Kosten und die Finanzierung. Der Azubi-Campus bietet sowohl Plätze zum dauerhaften Wohnen, aber es ist auch möglich, dort junge Leute unterzubringen, die lediglich einen Schlafplatz für Blockunterricht benötigen. Klaus Zeller, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern, betonte, dass der Azubi-Campus dabei helfen werde, die Berufsschulen im Kreis zu stärken und auch den Arbeitgebern im Handwerk, die auf diese Weise den Radius ihrer Stellenausschreibungen vergrößern könnten.
Jannik Marquart ermunterte die Kreishandwerker, sich beim Thema Transformation des Arbeitslebens an den Main-Kinzig-Kreis zu wenden. „Die Herausforderungen der Zukunft gilt es heute anzupacken, damit unsere Betriebe und Unternehmen nicht abgehängt werden. Dazu gehören Fragen der Digitalisierung, aber auch Fragen, wie künftige Berufsbilder aussehen müssen, damit wir passgenaue Aus- und Fortbildungen anbieten können“, erläuterte Jannik Marquart.
Der Kreis gehe hier offensiv an diese Aufgabe heran und sei über das Projekt „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft, der Gewerkschaften, der Städte und Gemeinden, aber auch der Bereiche Jobvermittlung und Qualifizierung am Thema Transformation des Wirtschaftsstandorts befasst. Nach einer eingehenden Analyse soll gemeinsam mit Unternehmen passend zur jeweiligen Branche ein Katalog entstehen, in dem die erforderlichen Veränderungen beschrieben werden.
Die Bandbreite der Themen reiche vom Fachkräftemangel über das Ressourcenmanagement bis hin zur Digitalisierung. So sei der geplante Azubi-Campus wichtig, auch um die Berufsschulen im Main-Kinzig-Kreis zu stärken. Aber auch das Thema Weiterbildung sei von großer Bedeutung. Über die Bildungspartner Main-Kinzig werde der Bereich der beruflichen Fortbildung ausgebaut. „Hier sind wir auf die Betriebe und Unternehmen angewiesen, die uns sagen müssen, was sie brauchen“, unterstrich Marquart. „All das sind wichtige Stellschrauben für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort“, bekräftigte der Landrat.
Auch das Thema Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt beschäftigt die Kreishandwerker. So sei es ungemein wichtig, genügend Sprachlern-Angebote zur Verfügung zu haben. Andreas Hofmann machte in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Veranstaltungsreihe „Meet - Match - Work“ des Kommunalen Centers für Arbeit (KCA) aufmerksam. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe, die wie ein Job-Speed-Dating funktioniert. „Das Programm bringt Jobangebote und Jobsuchende, insbesondere auch aus der Ukraine, zusammen. Wir haben damit bislang sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagte Andreas Hofmann.
Einig waren sich die Anwesenden, dass es verlässliche Rahmenbedingungen brauche und einen engen und vertrauensvollen Austausch, um auf die Herausforderungen der Zukunft schon heute zu reagieren. (red)