Am 23. November im Congress Park

Hanau: Internationale Konferenz "Gegen das Vergessen – für das Leben"

In Hanau findet am 23. November die internationale Konferenz Gegen das Vergessen – für das Leben statt. - Foto: Stadt Hanau/Alex Kraus


Donnerstag, 07.11.2024

HANAU - Ihre Geschichten sind keine Schicksale, die vergessen werden sollten ...

Seit dem Anschlag am 19. Februar 2020 in Hanau kämpft Serpil Temiz Unvar gegen das Vergessen und leistet als Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar umfassende antirassistische Aufklärungsarbeit. Ihr Sohn Ferhat ist bei diesem rassistischen Anschlag ermordet worden, ebenso wie Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu und Kaloyan Velkov.

Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar und das entstehende Haus für Demokratie und Vielfalt in Hanau veranstalten am 23. November (9 bis 17 Uhr) die internationale Konferenz „Gegen das Vergessen, für das Leben“ im Congress Park Hanau (Schlossplatz 1). Die ganztägige Veranstaltung widmet sich den Herausforderungen, die Hasskriminalität und Menschenfeindlichkeit mit sich bringen und stellt Ansätze und Strategien zum Umgang mit ihren Folgen vor.

Den Stimmen der Betroffenen Raum geben


Zur Konferenz werden Betroffene, Expertinnen und Experten sowie politische Entscheidungsträger aus ganz Europa in Hanau diskutieren. Die Konferenz schafft einen geschützten Raum für Überlebende und Hinterbliebene von Hasskriminalität, Menschenfeindlichkeit und Terror, in dem ihre Perspektiven und Erlebnisse gehört und wertgeschätzt werden. Sie soll zum Zentrum eines internationalen Austauschs werden, bei dem Wissen, Unterstützung und Mitgefühl geteilt werden. Gemeinsam sollen Lösungen erarbeitet werden, die Menschen schützen und Betroffenen Halt geben.

"Tot sind wir erst, wenn man uns vergisst"


Diesen Satz postete Ferhat Unvar 2015 auf seinem Facebook-Profil. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar hat sich seine Worte zur Aufgabe gemacht: „Aber ich kann diesen Kampf nicht allein führen.“ Die Idee, den Austausch dieser Akteure auf einer Konferenz zu ermöglichen und daraus ein internationales Netzwerk aufzubauen, entstand während ihrer Vernetzungsreisen. Auf diesen traf sie Angehörige und Überlebende von Hasskriminalität in ganz Europa. Der Konferenztitel „Gegen das Vergessen, für das Leben“ (engl. „We’re only gone, if we’re forgotten“) nimmt direkten Bezug auf das Vermächtnis ihres Sohns.

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky würdigt die herausragende Arbeit und Vernetzung zu internationalen zivilgesellschaftlichen Initiativen, die mit Serpil Unvars Hilfe möglich geworden sind: „Gemeinsam über Grenzen hinweg setzen wir uns für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft ein. Hier in Hanau, in Deutschland und in Europa. Serpil Unvars unermüdliches Engagement und ihre Courage sind für unsere Stadt Hanau unentbehrlich geworden.“ Serpil Unvar und Claus Kaminsky werden in einem moderierten Gespräch zu Beginn der Konferenz gemeinsam auftreten.

Die Tagung wird von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar in Kooperation mit dem Haus für Demokratie und Vielfalt der Stadt Hanau organisiert. Das Landesprogramm „Hessen aktiv für Demokratie und gegen Rassismus“ und DEXT „Fachstelle für Demokratieförderung und phänomenübergreifende Extremismusprävention“ unterstützen das Projekt. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch, wobei Übersetzungen in beiden Sprachen während der gesamten Veranstaltung zur Verfügung gestellt werden. Für die Anmeldung zur Veranstaltung wird eine Verpflegungspauschale von 15 Euro erhoben. Die Anmeldung ist online unter www.hdv-hanau.de/internationale-konferenz möglich.

Über die Bildungsinitiative Ferhat Unvar


Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar wurde von Serpil Temiz Unvar nach dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 ins Leben gerufen, um das Andenken an ihren Sohn zu bewahren und aktiv gegen rassistische Strukturen in der Gesellschaft vorzugehen. Im Fokus der Initiative stehen antirassistische Bildungsarbeit und Empowerment für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Das Projekt setzt sich für die Entwicklung gesellschaftspolitischer Strategien ein, um sowohl in Hanau als auch deutschlandweit nachhaltige Veränderungen zu bewirken. In Zukunft soll die Bildungsarbeit der Initiative auch auf den internationalen Raum ausgeweitet werden.

Das entstehende Haus für Demokratie und Vielfalt in Hanau


Das Haus für Demokratie und Vielfalt wird am Kanaltorplatz entstehen, welcher zwischen den beiden Orten des rechtsterroristischen Anschlages vom 19. Februar 2020 liegt. Die Stadt Hanau hat dazu im Jahr 2021 das ehemalige Gebäude der Commerzbank erworben. Nach erfolgreicher Bewerbung der Stadt fördert das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen die Umgestaltung und Neukonzeption im Rahmen des Programms "Nationale Projekte des Städtebaus" mit 3,4 Millionen Euro.

In den Jahren 2025 und 2026 bis zur Fertigstellung des Gebäudekomplexes wird sich das Projekt in der so genannten Beta-Phase befinden. Die Beta-Phase des „Haus für Demokratie und Vielfalt“ ist eine Test- und Entwicklungsphase, in der Konzepte und Programme unter realen Bedingungen erprobt werden. Ziel ist es, durch Pilotprojekte gemeinsam mit der Bürgerschaft und zivilgesellschaftlichen Akteuren in Hanau und darüber hinaus das zukünftige Angebot zu gestalten und zu optimieren. Die Internationale Konferenz „Gegen das Vergessen – Für das Leben“ leitet die Beta-Phase ein und wird das erste Pilotprojekt des Hauses für Demokratie und Vielfalt.

Alle Infos findet Ihr hier. (red)

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