NABU Hessen: So helft Ihr Wildtieren in Eurem Garten im Winter
Montag, 18.11.2024
HESSEN / MKK - In dieser Woche zeigt der Herbst, was er kann: Es wird herbstlich nasskalt in Hessen. Für die hier lebenden Wildtiere wird nun allmählich das Nahrungsangebot knapp ...
Während wir die fallenden Temperaturen mit dicker Kleidung, heißem Tee und warmen Heizungen ausgleichen, haben viele Tiere eigene Strategien entwickelt, um Frost und Nahrungsmangel gut zu überstehen. Einige ziehen in den Süden, andere harren, meist gut versteckt, bei uns aus.
Der NABU Hessen erklärt, welche Tiere die nächsten Monate bei uns verbringen, wie es ihnen gelingt zu überleben und wie Gartenbesitzer sie dabei unterstützen können.
Winterschlaf: Fettreserven anfuttern
Siebenschläfer und Igel sind echte Winterschläfer. Während des Winterschlafs kann ihre Körpertemperatur zwischen fünf und zehn Grad liegen. Sie können sie, im Gegensatz zu den Amphibien, aber weiterhin regulieren. „Wenn die Umgebung zu kalt wird, springt das innere Thermostat der Tiere an und gibt das Signal zum Aufwärmen. Das schützt vor Erfrieren, geht aber auf Kosten der Fettreserven. Werden die Tiere im Schlaf gestört, fährt der Kreislauf hoch, was Energie verbraucht. Daher sollte man Winterschläfer nie stören“, erklärt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Jetzt im Herbst seien die Tiere aber noch mit der Nahrungssuche beschäftigt. Ein naturnaher Garten bietet dabei sowohl Nahrung als auch Überwinterungsquartiere: So ziehen sich Igel unter Büsche, Laub- und Reisighaufen, Holzstapel oder Komposthaufen zurück, wo sie ein warmes Winternest anlegen.
Auch Fledermäuse halten Winterschlaf. Sie überwintern in Stollen, Bunkern, Kellern oder Höhlen, in denen eine konstante Temperatur zwischen drei und neun Grad Celsius herrscht. Zudem hüllen sie sich in ihre Flughaut, um Wärmeverluste zu verringern. Damit die Tiere ungestört überwintern können, sind solche Winterquartiere für Besuchende gesperrt.
Winterruhe: Viel schlafen und wenig fressen
Eichhörnchen, Dachs oder Waschbär halten Winterruhe, ohne dass sie ihre Körpertemperatur absenken. Im Winter stecken sie für die Futtersuche ein bis zwei Stunden am Tag ihren Kopf aus dem Versteck. Eichhörnchen verlassen dann ihren Kobel, um Nahrungsvorräte aus den vielen kleinen, verstreut liegenden Depots unter Laub, in Baumstümpfen oder Blumenkübeln, zu fressen. Zusätzlich bekommen sie im Herbst ein isolierendes Winterfell. Auch den Tieren in Winterruhe ist geholfen, wenn ihre Verstecke nicht durch Gartenarbeit gestört werden.
Sommerhage rät: „Am besten erledigt man die Arbeiten im Oktober bei warmen Temperaturen und nimmt dabei Rücksicht auf die Tiere. Damit sie weiter genug Nahrung finden, sollte nicht zu ordentlich aufgeräumt werden. So können sie liegengebliebene Nüsse, Früchte und Samen weiter sammeln.“
Winterstarre: Geschützt im Versteck
Werden die Tage kürzer und kühler, wandern Frösche, Kröten und andere Amphibien in ihre Winterquartiere. „Einige, wie der Wasserfrosch, vereinzelt auch der Grasfrosch, bleiben dabei sogar unter Wasser und nehmen nur noch über die Haut Sauerstoff auf. Der Körper dieser wechselwarmen Tiere gleicht sich immer der Umgebungstemperatur an und ihr Stoffwechsel verlangsamt sich. Bei niedrigen Temperaturen fallen sie so in eine Winterstarre“, so der Landesvorsitzende. Bei mildem Wetter können die Tiere ihre Verstecke wechseln und Nahrung aufnehmen. Naturnahe Gärten bieten mit Laub- und Totholzhaufen, Erdlöchern oder Trockenmauern ausreichend geschützte Verstecke.
Auch manche Schmetterlinge, wie Zitronenfalter, Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge, überwintern, gut getarnt und erstarrt, an Halmen oder Bäumen, in Höhlen, Holzschuppen, Scheunen oder frostfreien Kellern. Zuvor brauchen die Insekten allerdings genügend Nährstoffe. Letzte wichtige Pollen- und Nektarspender für Insekten im naturnahen Herbstgarten sind Efeu, Wegwarte, Moschusmalve oder verschiedene Kleearten. Diese sollten im Herbst daher nicht mehr gemäht oder geschnitten werden, um den Insekten eine Nahrungsquelle zu sichern.
Ab in den Süden! Oder doch nicht?
Manche Tiere halten nichts von Winterstarre, -schlaf oder -ruhe. Greifvögel, wie Wespenbussard oder Rotmilan, fliegen in den Süden. „Einige Zugvögel sparen sich den anstrengenden Flug gen Süden allerdings immer häufiger und ziehen nur einen Teil der Strecke, oder bleiben sogar ganz bei uns. Solange sie genug zu fressen finden, ist das für die vorteilhaft, denn wer im Frühjahr zuerst in den Brutgebieten ist, kann sich die besten Reviere und Nistplätze sichern“, sagt der NABU-Ornithologe.
So entscheiden sich etwa immer mehr Weißstörche, im schönen Hessen zu überwintern und auch bei Staren wird beobachtet, dass immer öfter Schwärme im Winter hierbleiben. Standvögel, wie die Kohlmeise, bleiben ohnehin im Winter bei uns. Sie schützen sich durch das Aufplustern ihres Gefieders gegen die Kälte. Die geselligen Haus- und Feldsperlinge, aber auch Zaunkönige haben eine spezielle Strategie entwickelt, um sich warmzuhalten: Sie kuscheln bei Kälte gern mit mehreren Artgenossen. Dafür nutzen sie oft einen Nistkasten oder eine Baumhöhle.
Sommerhage: „Wer den Vögeln, die bei uns bleiben, etwas Gutes tun möchte, hängt Nistkästen auf und bietet ihnen mit Wildpflanzen natürliche Futterquellen im Garten. Die Samen aus verblühten Pflanzen und Früchte der Sträucher sind perfekte Vogelbuffets und sollten auf keinen Fall abgeschnitten und weggeräumt werden.“ Wer zufüttern möchte, sollte auf ökologisches Futter achten. Bitte Futterspender auch im Winter regelmäßig säubern. (red)