"Gewalt kommt mir nicht in die Tüte!"

Zum siebten Mal Bäckertüten-Aktion gegen Gewalt an Frauen und Kindern

Stadträtin Isabelle Hemsley (1.v.l.) und die Hanauer Frauenbeauftragte Cornelia Gasche (2.v.l.) übergaben zum Auftakt die ersten Tüten an die Traditions-Bäckerei Hagel am Kanaltorplatz. - Foto: Stadt Hanau


Freitag, 22.11.2024

HANAU / MAINTAL / BRUCHKÖBEL - Unter dem Motto „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ werden stadtweit Bäckereien, Metzgereien und die Hanauer Marktbeschicker ab Samstag, 23. November, ihre Waren wieder in ganz besonderen Tüten verpacken: Auf den weißen Papiertüten sind Kontaktdaten lokaler und überregionaler Hilfsorganisationen und Beratungsangebote für von Gewalt bedrohte Frauen und Kinder abgedruckt.

Anlass für diese Aktion des Hanauer Frauenbüros ist der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November. Er wurde 1999 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen.

Insgesamt 270.000 Tüten an rund 40 teilnehmende Betriebe in Hanau, Maintal und Bruchköbel verteilt


Im Rahmen der Aktion "Gewalt kommt mir nicht in die Tüte" werden insgesamt 270.000 Tüten an rund 40 teilnehmende Betriebe in Hanau, Maintal und Bruchköbel verteilt.  Organisiert wird die Aktion bereits zum siebten Mal vom Hanauer Frauenbüro, das die Kampagne gemeinsam mit dem Facharbeitskreis gegen Gewalt an Frauen 2018 erstmals durchführte. Auch die Städte Maintal und Bruchköbel haben sich der Initiative des Hanauer Frauenbüros angeschlossen.

Stadträtin Isabelle Hemsley und die Hanauer Frauenbeauftragte Cornelia Gasche übergaben zum Auftakt die ersten Tüten an die Traditions-Bäckerei Hagel am Kanaltorplatz. Die Bäckerei Hagel beteiligt sich schon seit vielen Jahren an der gemeinsamen Aktion. „Es ist uns sehr wichtig, diese Aufklärungsaktion jährlich zu unterstützen,“ betonen Silvia und Mathias Hagel.

„Die Brötchentüten-Aktion hat das Ziel, auf ganz niedrigschwelligem Weg, auf das Thema ‚Gewalt gegen Frauen und Mädchen‘ und auf bestehende Hilfesysteme aufmerksam zu machen. Denn oftmals sind diese nicht bekannt oder die betroffenen Frauen sind nicht in der Lage, sich entsprechend zu informieren“, erläutert Hemsley. Besonders hervorzuheben sei hier das zentrale Hilfetelefon, dass unter der Nummer 116 016 bundesweit rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, in 18 verschiedenen Sprachen, Hilfe in Not anbiete.

"Schweigen und Ertragen aus Scham sind keine Lösung"


Die Aktion richte sich auch an Freundeskreise und Bekannte sowie das weitere familiäre Umfeld betroffener Frauen und Kinder. „Schweigen und Ertragen aus Scham, weil eine emotionale und finanzielle Abhängigkeit besteht oder weil Kinder in der Familie leben, sind keine Lösung. Im Gegenteil, es kann lebensgefährlich sein!“, mahnt die Stadträtin „Wenn Sie negative Entwicklungen, einen zunehmenden aggressiven Umgang zwischen einem Paar erleben, verdeckte Drohungen, psychischen Druck wahrnehmen, bitte schauen Sie nicht weg. Beratungsstellen können auch hier weiterhelfen!“, appelliert sie.

„Es ist erschütternd, dass die Fälle von Gewalt gegen Frauen und Mädchen weiter ansteigen“, ergänzt die Hanauer Frauenbeauftragte, Cornelia Gasche. „2023 wurden in Deutschland 155 Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet!“ 70 Prozent der von Gewalt Betroffenen in Deutschland seien Frauen! Bei den Opfern von Partnerschaftsgewalt seien es am Ende sogar 79,2 Prozent, berichtet Gasche, „und wir wissen, dass es eine große Dunkelziffer nicht bekannte Vorfälle gibt!“ Die Frauenbeauftragte bekräftigt, die langjährige Forderung der Frauenverbände und Hilfeorganisationen: „Wir brauchen endlich ein Gewalthilfegesetz, das präventive, schützende und nachsorgende Strukturen - sowohl was die Arbeit mit Opfern aber auch Tätern betrifft, weiter ausbaut und endlich finanziell absichert. Es gibt noch viel zu viele Versorgungslücken in allen Regionen und Bundesländern in ganz Deutschland - auch im Rhein-Main-Gebiet.

Unterstützt wird diese Aktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ von verschiedenen Unternehmungen und Organisationen, die vom Hanauer Frauenbüro eingeworben werden. Stadträtin Hemsley dankte den Unterstützerinnen und Unterstützern, die mit ihrem finanziellen Beitrag die Realisierung der Tütenaktion überhaupt erst möglich gemacht haben. "Sie sind wertvolle Multiplikatoren und demonstrieren damit auch aktiv ihre Haltung gegen Gewalt an Frauen."

Ganz entscheidend sei, dass Frauen den Mut hätten, die Gewaltspirale zu durchbrechen und Hilfe suchen. "Die Brötchentüte mit allen wichtigen Informationen zu Hilfsangeboten, kann diese Entscheidung unterstützen", betonte Hemsley. (red)

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