Gründau: Streik bei Putzmeister endet am Donnerstag - "Schwierigen Kompromiss erreicht"
Mittwoch, 20.11.2024
GRÜNDAU - Die IG Metall-Mitglieder am Putzmeister-Standort Gründau haben in einer geheimen Urabstimmung mit einer klaren Mehrheit von 94,4 Prozent entschieden, den vorliegenden Kompromiss zur Werksschließung zu akzeptieren und den unbefristeten Streik für einen Sozialtarifvertrag am morgigen Donnerstag mit Beginn der Spätschicht zu beenden.
Vorausgegangen war die Einigung über ein Sozialpaket aus Betriebsvereinbarungen und dem geforderten Tarifvertrag sowie der Beendigung der laufenden juristischen Verfahren.
"Letztlich konnten wir die Werksschließung nicht abwenden"
Matthias Ebenau, Geschäftsführer der IG Metall Hanau-Fulda, nennt die Einigung einen „schwierigen Kompromiss, der trotz der extrem widrigen Umstände durch den Zusammenhalt der Belegschaft und den Streik erreicht werden konnte. Letztlich konnten wir die Werksschließung nicht abwenden. In unserem Rechts- und Wirtschaftssystem haben die Unternehmen bei solchen Entscheidungen leider eine Machtposition, und das Putzmeister-Management war dazu entschlossen, die Schließungsentscheidung trotz des Vorliegens von Alternativen bis zur letzten Konsequenz durchzuziehen. Wir haben die Werksschließung gegenüber den ursprünglichen Planungen aber zumindest um einige Zeit – bis zum vierten Quartal 2025 – hinausschieben können. Und durch den Tarifvertrag konnten wir für unsere Mitglieder überdurchschnittlich gute Konditionen bei den Abfindungen und eine Transfergesellschaft durchsetzen.“
"Die Gründauer Mannschaft geht aufrechten Hauptes"
Der Betriebsratsvorsitzende Alexander Müller sagte dazu: „Die Gründauer Mannschaft geht aufrechten Hauptes. Rückblickend betrachtet scheint es, dass das Management von vornherein dazu entschlossen war, das Werk zu schließen, koste es was es wolle. Alles andere waren Ablenkungsmanöver. Echte Offenheit für die Auseinandersetzung mit unserem Alternativkonzept haben wir nie wahrgenommen. Genauso entschlossen war man in Aichtal, die Beschäftigten so schnell und billig wie möglich abzuservieren. Letzteres konnten wir abwehren. Wir haben ein Zeichen in das Unternehmen und in die Region gesendet, dass wir das Feld nicht kampflos räumen. Darauf sind wir trotz allem auch stolz!“
„Es ist nur die zweitbeste Lösung. Letztlich werden die traditionsreichen Industriearbeitsplätze von der zum chinesischen Sany-Konzern gehörenden Putzmeister-Gruppe vernichtet. Aber dafür konnten wir eine tarifliche Lösung über ein soziales Auffangnetz erreichen, das es ohne den engagierten Streik nicht gegeben hätte“, dankte der Verhandlungsführer der IG Metall, Uwe Zabel (IG Metall Bezirksleitung Mitte) allen Streikenden für Mut, Engagement und Solidarität in den
letzten Wochen.
Seit dem 5. November hatten die Gründauer Putzmeister-Beschäftigten für einen Sozialtarifvertrag gekämpft. An insgesamt 13 Streiktagen protestierten sie unter anderem am chinesischen Generalkonsulat in Frankfurt sowie am Stammsitz der Putzmeister-Gruppe, im baden-württembergischen Aichtal. (red)