Zahlreiche Hilfs- und Beratungsangebote im MKK

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Fahnenaktion, Kinovorführung und Lichteraktion

die Aktionsfahne „Frei leben ohne Gewalt“ ist vor dem Kino „Pali“ in Gelnhausen gehisst worden. - Foto: MKK-Pressestelle


Montag, 25.11.2024

GELNHAUSEN / MKK - Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist ein Thema, das nicht nur weltweit Frauen und Mädchen betrifft, sondern auch in Deutschland. Die Formen dieser Gewalt sind vielfältig, die Angriffe zielen nicht selten auf das Leben der davon Betroffenen.

„Wenn wir über Gewalt gegen Frauen und Mädchen sprechen, dann reden wir vor allem über körperliche oder sexuelle Gewalt. Sie ist nicht auf einzelne Länder begrenzt, sondern ein weltweites Phänomen, das uns alle angeht. Auch in Deutschland leben Frauen gefährlich: Jede vierte Frau hat in ihrem Leben laut Statistik mindestens einmal in ihrem Leben diese Art der Gewalt erlebt, in zahlreichen Fällen wird diese Gewalt von Männern ausgeübt, mit denen die Frau eine Partnerschaft hatte. Das heißt für uns als Gesellschaft, dass wir über diese Gewalt sprechen müssen, damit es gelingen kann, Frauen und Mädchen besser zu schützen“, erklärt Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann.

"Frei leben ohne Gewalt"


Anlässlich des „Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November hisste er gemeinsam mit Vertreterinnen der beiden Frauenhäuser in Hanau und Wächtersbach sowie den Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten des Main-Kinzig-Kreises, Grit Ciani, und der Stadt Gelnhausen, Heike Schmidt, sowie dem Bürgermeister der Stadt Gelnhausen, Christian Litzinger, die Aktionsfahne „Frei leben ohne Gewalt“ vor dem Kino „Pali“ in Gelnhausen.

Kinobetreiber Stephan Schneevogl ist seit vielen Jahren Kooperationspartner einer wichtigen Veranstaltung, die rund um den Aktionstag auch in Gelnhausen stattfindet. Vormittags fand im Kinosaal eine Filmvorführung für Schülerinnen und Schüler statt mit einem Film, der thematisch auf die Situation von Frauen aufmerksam macht, die Gewalt durch Männer erfahren. In diesem Jahr ist es der italienische Film „Morgen ist auch noch ein Tag“. Im Anschluss fand für die jungen Leute eine Podiumsdiskussion statt, dabei hatten sie Gelegenheit, mit den Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser, aber dem Vertreter des Jugendamtes, Hagen Maldfeld zu sprechen. Der Film wurde abends noch einmal kostenlos für alle Interessierten gezeigt.

Zahlreiche Hilfs- und Beratungsangebote im Main-Kinzig-Kreis


„Beim Pali-Kino möchte ich mich herzlich bedanken, die Filmaktion ist gerade für junge Menschen besonders wertvoll, die sich einen solchen Film zur Gewalt-Thematik wohl nicht so ohne Weiteres anschauen würden. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit haben, über das, was im Film erzählt wird, im Nachgang zu sprechen. Es ist keine leichte Kost, denn im Film geht es um Gewalterfahrungen, wie sie tagtäglich auch in Deutschland an der Tagesordnung sind. Ich bedanke mich deshalb bei allen, die diesen Aktionstag ermöglichen“, erklärt Andreas Hofmann. Vor Ort wurde auf Infotischen Material für die Besucherinnen und Besucher ausgelegt, um auf die zahlreichen Hilfs- und Beratungsangebote im Main-Kinzig-Kreis aufmerksam zu machen. Neben den Beratungs- und Interventionsstellen der Vereine Frauen helfen Frauen e.V. Wächtersbach und Hanau gibt es im Main-Kinzig-Kreis eine ganze Reihe an Anlaufstellen, die Frauen dabei helfen, ihre Situation zu bewerten und Auswege aufzeigen.

„Die Frauen müssen den Mut für den ersten Schritt aufbringen, und das bedeutet, sich Hilfe zu holen. Auch wenn dies erst mal eine vertraute Person ist. Die kann aber die weiteren Hilfsangebote vermitteln“, erklärt Grit Ciani, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises.  „Wir alle können helfen, indem wir genau hinschauen und Frauen im Verdachtsfall behutsam fragen, ob sie von Gewalt betroffen sind und sich anvertrauen möchten“, betont Heike Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Gelnhausen. Keinesfalls sei körperliche, psychische Gewalt wie Erniedrigung, Beleidigung, finanzielle Kontrolle, sexuelle Gewalt, Zwangsverheiratung oder jedwede Genitalverstümmelung aus religiösen Gründen tolerierbar. „Dies sind keine Familien- oder Beziehungsangelegenheiten, es sind keine ,Privatsachen‘, bei denen man wegschaut“, betonen alle gemeinsam entschlossen.

Alljährlich werden vor dem Kino weiße Teelichter entzündet, die auf die Gewalterfahrungen aufmerksam machen. Im vergangenen Jahr waren es 475 polizeiliche Einsätze im Main-Kinzig-Kreis wegen häuslicher Gewalt gegen Frauen. Eine Frau wurde von ihrem Ehemann ermordet.

Deutschlandweit zeichnet sich ein ähnlich trauriges Bild ab: geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen hat in allen Bereichen zugenommen. Das Bundeskriminalamt zählte 2023 insgesamt 360 Femizide – Tötungsdelikte, die aus Frauenhass, wegen einer Trennung oder eines patriarchalischen Gesellschaftsbildes begangen wurden. Dies geht aus einem erstmals veröffentlichten „Bundeslagebild“ hervor, das erstmals veröffentlicht wurde. Das heißt, 2023 wurde fast jeden Tag eine Frau getötet, in weiteren 578 Fällen kam es zu einer versuchten Tötung. Dabei ist immer noch der Nahbereich der Frauen – also Ex-Partner, Partner, Verwandte oder Bekanntschaften am gefährlichsten.

Weltweit gesehen gehen die Vereinten Nationen davon aus, dass mehr als 35 Prozent aller Frauen mindestens einmal in ihrem Leben Opfer sexueller oder physischer Gewalt sind. In Deutschland ist davon jede vierte Frau betroffen, in etwa der Hälfte der Fälle geht diese Gewalt vom Partner aus. (red)

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